Kommunales

In Deutschland werden schätzungsweise jedes Jahr 60 Milliarden Kippen in die Natur geschmissen - viele in Bayern. (Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

28.06.2019

Kippe auf die Straße? 100 Euro!

Müllsünder werden in Stuttgart hart bestraft, in Berlin will eine Bürgerinitiative ein Kippenpfand – Bayern wartet erst mal ab

Müll auf die Straße werfen? Das kann teuer werden, zumindest in Stuttgart. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt läuft seit Januar ein Projekt, das Vorbild sein soll für ganz Deutschland. Es heißt „Sauberes Stuttgart“ und setzt darauf, das Entsorgen von Müll auf der Straße – insbesondere Zigarettenkippen – härter zu ahnden. Für eine weggeworfene Kippe zahlt man ein Bußgeld von 75 Euro. Mit der Verwaltungs- und Zustellgebühr werden daraus mehr als 100 Euro. Um die Verstöße gegen das Umweltrecht besser ahnden zu können, hat die Stadt zwölf neue Stellen geschaffen. Der städtische Vollzugsdienst wurde auf 70 Mitarbeiter aufgestockt.

Seit Beginn des neuen Jahres, so Stadt-Sprecherin Jasmin Bühler, wurden insgesamt 130 Bußgeldverfahren eingeleitet.

Im Regelfall zahlen Müllsünder in Bayern nur 20 Euro

Es ist aber auch ein Kreuz mit den weggeworfenen Kippen. 4,5 Billionen davon werden weltweit jedes Jahr einfach in die Natur geschmissen, hat die Fachzeitschrift Tobacco Control ausgerechnet. Runtergerechnet auf Deutschland wären das ungefähr 60 Milliarden Kippen. Und das trotz der Tatsache, dass ein einziger Filter zwischen 40 und 200 Liter Grundwasser verseuchen kann. Obendrein fangen Plastikfilter erst nach zehn bis zwölf Jahren an zu verrotten. Zigarettenfilter bestehen üblicherweise aus Kunststofffasern und enthalten zahlreiche Chemikalien und Giftstoffe, wie beispielsweise Arsen, Chrom, Kupfer, Cadmium bis hin zu polyzyklischen Kohlenwasserstoffen. Vor diesem Hintergrund kann man das Anliegen einer Berliner Bürgerinitiative mit dem Namen „Die Aufheber“ verstehen, die diesem Schmutz mit einer Petition entgegen treten wollen. Sie fordern 20 Cent Pfand auf jede verkaufte Zigarette. Will man das Geld zurück, muss man die Kippen sammeln wie derzeit schon leere Pfandflaschen. Nur wer alle Kippen samt Schachtel vollständig zurückgibt, soll auch sein Pfand erstattet bekommen. Geht es nach den Initiatoren, soll das Pfandsystem ab 2023 in ganz Deutschland eingeführt werden. Stephan von Orlow, der Sprecher der Initiative, präsentiert erschreckende Zahlen. „Täglich werden in der EU 72 Millionen Schachteln verkauft. 80 Prozent der Zigaretten landen auf dem Boden.“

Und Bayern? Noch drohen notorischen Kippensündern hier keine drakonischen Strafen. Ein Sprecher von Umweltminister Thorsten Glauber (FW) verweist darauf, dass die Bußgeldhöhe „in angemessener Relation zu anderen Tatbeständen“ stehen müsse. Im Regelfall zahlen Müllsünder 20 Euro. Immerhin, Bayerns drittgrößte Stadt Augsburg hat bereits im vergangenen April die Bußgelder erhöht – auf 40 Euro. Seither, so die Stadt, liege deutlich weniger Müll auf den Straßen herum. (André Paul)

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