Es braucht mehr Manpower und es braucht mehr Material: Die Sicherheit auf Stadtfesten zu gewährleisten, wird zunehmend schwieriger – und teurer. Früher zum Beispiel sorgte ein 25-köpfiger Sicherheitstrupp beim Würzburger Stadtfest dafür, dass nichts passierte. Beim diesjährigen 35. Stadtfest in Würzburg am 19. und 20. September waren laut Wolfgang Weier, Geschäftsführer des veranstaltenden Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß, 75 Security-Mitarbeiter im Einsatz. Also dreimal mehr als früher.
Kommen in einer Stadt anlässlich eines Festes viele Tausend Menschen zusammen, kann allerhand passieren. Besucher können plötzlich erkranken. Können einen Herzinfarkt erleiden. Oder stürzen. Dafür wurde schon immer vorgesorgt: kein großes Fest ohne Sanitäter. Neu ist in diesem Jahr, dass bei größeren Festen in Bayern Maßnahmen gegen sogenannte Überfahrtaten getroffen werden müssen.
Sechsstelliger Betrag allein für die Sicherheit
Auch beim Würzburger Stadtfest gab es laut Wolfgang Weier zum ersten Mal fest positionierte Beton-Fahrzeugblocker, damit niemand auf die Idee kommt, mit einem Auto in die Menschenmenge zu rasen. Würzburg macht Spaß erhielt die Blocker von der Stadt. Die hat auch für den Transport und die Aufstellung gesorgt. Neue Auflagen werden in den seltensten Fällen wieder rückgängig gemacht. Auf diese Weise wächst der Aufwand immer stärker an.
Die Sicherheit beim Stadtfest Augsburger Sommernächte vom 3. bis 5. Juli zu gewährleisten, kostete in diesem Jahr laut Gabriella Sandor von der Stadtmarketingorganisation einen mittleren sechsstelligen Betrag. Vor zehn Jahren musste nur ein Bruchteil berappt werden: „Die Finanzierung wird zunehmend problematischer.“ In Augsburg waren zeitgleich nahezu 250 Kräfte im Einsatz: „Darunter Sicherheitsdienste, Polizei, Feuerwehr, Ordnungsdienst und Sanitäter.“
Auch in der Fuggerstadt wurden in diesem Jahr Zufahrtsmodule installiert. Früher pilgerte man sorglos zum Stadtfest, genoss die Events, trank irgendwo gemütlich Kaffee, aß Kuchen, verwöhnte sich zu vorgerückter Stunde mit Bier, Wein und guter Musik.
Diese Unbeschwertheit ist seit 15 Jahren passé. Am 24. Juli 2010 starben 21 Menschen bei einem Unglück während der Loveparade in Duisburg, erinnert Sabine Gooss. Seitdem erhöhten sich die Sicherheitsstandards ständig, sagt die Sprecherin der Stadt Ingolstadt.
Schärfere Vorkehrungen griffen in der Folge nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin 2016, dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024 und dem Anschlag auf eine Verdi-Demonstration heuer in München. Das Sicherheitskonzept für das Ingolstädter Herbstvolksfest wurde in diesem Jahr entsprechend angepasst. Auch hier gibt es nun einen Zufahrtsschutz.
Die Festveranstalter können in vielen Fällen die Kosten für die gestiegenen Sicherheitsanforderungen nicht alleine stemmen. Beim Herbstvolksfest in Ingolstadt werden die Schausteller und Festwirte über das Platzgeld an den Sicherheitskosten beteiligt.
Diverse Feste wurden bereits abgesagt
Die auch durch Audi bekannte Großstadt in Oberbayern gleicht aus eigenem Haushalt aus, was noch fehlt. Kein Besucher soll sich bei Problemen hilflos fühlen, alles wird getan, damit sich die Gäste von Stadt- und Volksfesten wohl und sicher fühlen. Nach wie vor gelingt das auch.
Nur sehr vereinzelt kommt es zu Eskalationen. So musste letztes Jahr beim Würzburger Stadtfest eingeschritten werden, weil ein offensichtlich psychisch kranker Mann aus Berlin mit einem Messer in der Hand herumfuchtelte. Vor wenigen Jahren kam es zu einer Handgreiflichkeit mit mehreren Beteiligten am Rand des Würzburger Stadtfestgebiets.
In Regensburg, wo die Herbstdult vom 18. bis 26. Oktober durch neue Überfahrsperren geschützt wird, registriert man laut Pressestelle einen Abwärtstrend bei Gewaltdelikten bei städtischen Festen. Unkompliziert verlief zuletzt auch das Nürnberger Altstadtfest, berichtet Robert Pollack vom Ordnungsamt. Es bleibe gemütlich: „Es gibt keine Besäufnisse und Partyerscheinungen mit entsprechenden Enthemmungen.“
Andernorts wurden Festveranstaltungen schon gecancelt, weil das Sicherheitsmanagement zu aufwendig wurde. Die Stadt Lage in Nordrhein-Westfalen sagte deshalb heuer ihre Kirmes kurzfristig ab. Die Stadt Magdeburg cancelte im April ihr Kirschblütenfest wegen gestiegener Sicherheitsauflagen und hoher Zusatzkosten.
Aus demselben Grund gab es heuer kein „Bölschefest“ für Familien aus Berlin-Friedrichshagen. Und wie das Bocholter-Borkener Volksblatt berichtete, soll das traditionsreiche Stadtfest „Bennen on Butten“ der niederrheinischen Stadt Hamminkeln von heuer an für immer Geschichte sein. (Pat Christ)
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