Kommunales

Indisches Kartoffelcurry mit Rosinenreis für 2,29 Euro: der Renner in der Veggi-Mensa. Wer allerdings Fleisch will, muss woanders essen. (Foto: dpa)

11.12.2015

Vegetarische Zwangsbeglückung

In der Rathaus-Kantine und in der Uni-Mensa von Nürnberg gibt es fleischfreie Küche für alle

Eine Studenten-Mensa in Nürnberg hat sich komplett der vegetarischen und veganen Küche verschrieben. Und auch in der Kantine des Rathauses gibt es mittlerweile einen „Veggie-Day“ für die städtischen Angestellten. Was Tierschützer begeistert, missfällt vielen Fleischkonsumenten. Sojaragout, Kartoffelcurry und Sesamnudeln: Die Uni-Mensa St. Paul in Nürnberg ist eine fleischfreie Zone. In der „Veggie-Zone“ gleich neben der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität werden hungrige Mägen mit Tofu und Mais und nicht mit Schnitzel und Würsten gefüllt. Die angehenden Lehrer hätten sich schon vor Einführung der „Veggie-Zone“ vergleichsweise häufig für vegetarisches Essen entschieden, sagt Studentenwerks-Sprecher Uwe Scheer. Deshalb habe sich das Studentenwerk vor ziemlich genau drei Jahren dafür entschieden, genau hier die erste „Veggie-Mensa“ zu eröffnen, in der ausschließlich nur vegetarische und vegane Speisen angeboten werden. „Das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg greift gerne aktuelle Trends in der Gastronomie auf und orientiert sich an den Wünschen seiner Gäste“, betont der Sprecher weiter.

Bereut habe das Studentenwerk die Entscheidung nicht. „Die Zahl der ausgegebenen Essen hat sich positiv entwickelt“, behauptet Scheer. Die Studenten könnten meistens sogar „ein paar Cents sparen“, wenn statt Fleisch nur Gemüse auf den Tisch kommt. Denn während das indische Kartoffelcurry mit Rosinenreis nur 2,15 Euro für Studenten kostet, müssten die gleichen Gäste für das Puten-Cordon Bleu ohne Beilagen am selben Tag 2,29 Euro bezahlen. Aber so etwas gibt es in der „Veggi-Zone“ ja nicht mehr. Der Anteil an vegetarischem Mensa-Essen nehme nicht allein wegen der Preisfrage zu, das haben auch mit dem Trend zum „Flexitarier“ zu tun, ist sich Uwe Scheer sicher. Flexitarier sind Menschen, die zwar nicht völlig auf Fleisch verzichten, aber andererseits bewusst regelmäßig fleischlos essen. „Insbesondere aus Gründen der Nachhaltigkeit begrüßt das Studentenwerk diese Entwicklung“, sagt Scheer.

Tiefkühl-Schnitzel statt Bio

Das tollste Fleisch bekommen die Studenten ohnehin nicht serviert. In den Uni-Mensen landen häufig Tiefkühl-Schnitzel auf dem Speiseplan. Teurere Bio-Fleischprodukte aus der Region kommen in der Regel nur zu besonderen Anlässen auf den Teller.

Für ein modernes Image ist es freilich nicht schlecht, wenn sich Großküchen dem Zeitgeist nicht verschließen. So hat die Tierrechtsorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) die „Veggie-Mensa“ in Nürnberg bei einem bundesweiten Ranking für vegetarische Hochschulgastronomie heuer bereits zum zweiten Mal hintereinander mit der höchsten Punktzahl ausgezeichnet. Im Jahr 2014 sei man sogar als einziger Betrieb in Deutschland mit drei Sternen dekoriert worden, berichtet Uwe Scheer. Auch in diesem Jahr habe die „Veggie-Zone“ in der Frankenmetropole laut Peta Maßstäbe gesetzt. Ob man sich als Studentenwerk aber über Lob und Ehre von Peta allerdings uneingeschränkt freuen sollte, sei mal dahingestellt. Denn die Methoden der fundamentalistischen Tierschützer sind heftig umstritten und bewegen sich – anders als etwa jene des Bund Naturschutz oder des WWF – gelegentlich auch am Rand der Legalität. Selbst Angeln und Schädlingsbekämpfung erachten die Peta-Aktivisten bereits als Verbrechen am Tier.

Während aber die Nürnberger Studenten zur Not noch die Mensa wechseln können, hat man im Rathaus der Frankenmetropole vor zwei Jahren einen wöchentlichen „Veggie-Day“ in der gesamten Kantine eingeführt. Die Mitarbeiter müssen sich dann entscheiden zwischen zwei vegetarischen und einem veganen Gericht.

„Ich bin kein Anhänger des Veggie-Day, gibt Reinhard Loreth vom Nürnberger Organisationsamt offen zu. Er lasse sich, so der Abteilungsleiter, „ungern vorschreiben, wann und ob“ er auf Fleisch überhaupt verzichten wolle, schimpft Loreth. Mit seiner Meinung steht Loreth nicht allein. Mindestens zehn Prozent weniger Gäste verzeichne man an einem „Veggie-Day“ in der Rathaus-Kantine.

Eingeführt wurde der „Gemüse-Tag“ im Nürnberger Rathaus übrigens im Rahmen eines „Agenda 21“-Projektes. Kerstin Stübs wertet den fleischlosen Donnerstag im Rathaus als Erfolg. Gleichwohl bleibe die Currywurst in Nürnberg der unangefochtene Kantinen-Renner, räumt die „Veggy-Day“-Beauftragte mit einem verständnisvollen Lächeln ein. (Nikolas Pelke)

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