Kommunales

Bürgermeister Kurt Krömer zeigt, wo sich der Verkehr in seiner Kleinstadt täglich staut. (Foto: Schweinfurth)

07.12.2018

Von Bund und Freistaat im Stich gelassen

Seit Jahrzehnten leidet die 14.000-Einwohner-Gemeinde Stein vor den Toren Nürnbergs unter einem ungelösten Verkehrsproblem

Manche Kommunen haben es wirklich schwer. So zum Beispiel die Stadt Stein (Landkreis Fürth) vor den Toren Nürnbergs. Seit Jahrzehnten leidet die 14.000-Einwohner-Gemeinde unter einem ungelösten Verkehrsproblem. Weder Bund noch Freistaat, noch die Stadt Nürnberg haben ernsthaft Interesse, dies zu lösen.

„Durch unseren Ort fahren pro Tag zwischen 30.000 und 32.000 Fahrzeuge, davon rund 2000 Lastwagen“, sagt Steins Bürgermeister Kurt Krömer (Steiner Bürger-Gemeinschaft) der Staatszeitung. Angesichts der 8000 in Stein zugelassenen Fahrzeuge könne die Menge nicht durch Fahrten der Steiner Bürger verursacht sein.

Ein Lichtstreif zog vorbei


2013 hätte sich ein Lichtstreif am Horizont gezeigt, weil der Teil der Bundesstraße 14 (B 14), die quer durch Stein führt, in den vordringlichen Bedarf kam. Doch auf Betreiben des damaligen Verkehrsausschussvorsitzenden im Bundestag, Martin Burkert (SPD), wurde 2015 der problematische Straßenabschnitt wieder in die zweite Priorisierungsstufe herabgestuft.

Da waren dem SPD-Mann die Wünsche der SPD-Mehrheit im Nürnberger Stadtrat wohl näher als das Wohl der Bürger von Stein. Dabei läuft durch den Ort am Südwestrand der Frankenmetropole der gesamte Verkehr Richtung Ansbach und zur Autobahn A6 Richtung Heilsbronn und damit Richtung Stuttgart, Ludwigshafen-Mannheim und weiter nach Rheinland-Pfalz, ins Saarland und nach Frankreich. Auch ein erheblicher Teil des Lkw-Verkehrs des Güterverkehrszentrums Hafen Nürnberg, immerhin das größte in ganz Süddeutschland, wird über die B 14 und damit durch Stein abgewickelt.

Kommt noch ein Unfall auf der Autobahn A6 (Nürnberg-Heilbronn) hinzu, quälen sich noch mehr Fahrzeuge durch Stein. „Ein Überqueren der B 14, die unseren Ort in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, ist für Fußgänger nur über Ampeln möglich“, skizziert Krömer die Situation in seiner Kleinstadt.

Keine Abhilfe in Sicht


Abhilfe ist nicht in Sicht, denn die Stadt Nürnberg habe mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass sie jegliche Umgehungsstraße von Stein, die dann zwangsläufig auf Nürnberger Stadtgebiet angeschlossen werden müsste, ablehnt. Man wolle nicht noch zusätzlichen Verkehr auf Nürnberger Gebiet ziehen, habe man Krömer klargemacht. „In diesem Fall ist es negativ, dass die Planungshoheit bei den Kommunen liegt“, betont der Bürgermeister.

Somit bleibt nur die Hoffnung, dass der sechsspurige Ausbau der A 6 zwischen der Anschlussstelle Schwabach-West und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Ost ein bisschen Entlastung bringt. Dann bleibt vielleicht ein wenig mehr Verkehr auf der Autobahn.

Die Verweigerungshaltung der Nürnberger Stadtverwaltung ist angesichts des Zusammenlebens aller Menschen im Großraum nicht nachvollziehbar. Schließlich sorgt Stein mit seinen Flächenressourcen auch für Wohnraum, den es in Nürnberg nicht gibt. „Und wir haben Platz für zusätzliche 2000 bis 4000 Einwohner“, unterstreicht Krömer.

Zumindest könnte seitens des Freistaats und des Bundes noch einmal die Verlängerung der U-Bahn von Nürnberg nach Stein wohlwollend geprüft werden. Denn die Gleise sind bereits bis auf ein paar Hundert Meter an Stein herangebaut. Im Zuge der verstärkten ÖPNV-Nutzung, die die neue orange-schwarze bayerische Staatsregierung forcieren will, wäre es für Stein ein Segen, wenn zumindest die U-Bahn käme.

Sonderfinanzierung nötig


Wenngleich auch Realisierung und Betrieb der Bahn Finanzierungsfragen aufwerfen würde. Denn der laufende Betrieb – immerhin geschätzte 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Jahr – müsste vom Landkreis Fürth übernommen werden. „Das ist sehr viel Geld, wenn man sich vor Augen führt, dass der Landkreis für seine Omnibusse mit einem Jahresbudget von einer Million Euro auskommt“, verdeutlicht der Bürgermeister die Gemengelage. Es müsste dann eine Sonderfinanzierungsform wie bei der U-Bahn von München nach Garching gefunden werden, um den Landkreis Fürth nicht zu überfordern.

„Jetzt soll erst einmal ein intermodales Verkehrsgutachten, das der Freistaat als Pilotprojekt unterstützt, erstellt werden“, erklärt Krömer. Darin werden alle Verkehrsträger eingeschlossen. Bis das allerdings fertig ist und eventuelle Weichenstellungen vorgenommen werden, werden die Bürger von Stein weiterhin mit der täglichen Blechlawine leben müssen. Ihr neues Einkaufszentrum in der Ortsmitte sorgt jedenfalls für keinen zusätzlichen Shopping-Verkehr. Denn laut Bürgermeister Krömer werde die Neue Mitte Stein nur von denjenigen zum Einkaufen genutzt, die sowieso durch Stein fahren müssen. (Ralph Schweinfurth)

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