Kommunales

06.12.2025

Landeshauptstadt: Wenn Bürger das Steuergeld verteilen

Eine Million Euro stellt München für Ideen aus der Bevölkerung zur Stadtgestaltung bereit – nun stehen die Gewinner fest

Eine Million Euro stellt das „München Budget“ für kreative Ideen der Bürger bereit. 700 Menschen stimmten ab, welche Vorschläge gefördert werden sollen. Nun stehen die Sieger fest – darunter eine öffentliche Tanzfläche, mehr Bäume und größere Abfalleimer. 

Den Freudentanz, wenn man so will, wird Rebecca Pröbster im kommenden Sommer aufführen. Denn dann soll im Münchner Ostpark eine öffentliche Open-Air-Tanzfläche entstanden sein. Mit einem speziellen, gelenkschonenden Boden sowie Sitzbänken drumherum. Und zu verdanken ist dieses sogenannte „TanzParkett“ Rebecca Pröbster, die ja selbst leidenschaftlich gerne tanzt – allen voran Salsa.

Aktuell geht die 37-jährige Münchnerin ihrem Hobby an verschiedenen öffentlichen Tanztreffpunkten in der Lan-deshauptstadt nach – beispielsweise vor den Pinakotheken, im Hofgarten oder am Königsplatz. Doch überall dort tanzen die Paare auf Stein oder Beton, und das hat Folgen. Am nächsten Tag tun mir die Knie weh, und es tut mir die Hüfte weh“, sagt Rebecca Pröbster. „Ganz einfach, weil der Boden nicht fürs Tanzen gemacht ist.“

Und so ist die 37-Jährige im vergangenen Frühjahr auf die Idee mit der öffentlichen Open-Air-Tanzfläche gekommen und hat sie unter dem Namen „TanzParkett“ eingereicht – beim „München Budget“. Dahinter verbirgt sich ein Pilotprojekt, bei dem Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für ein besseres München machen können. Der Stadtrat hat hierfür ein Budget von einer Million Euro zur Verfügung gestellt, mit dem die besten Ideen umgesetzt werden sollen.

Und nach zwei Abstimmungsrunden steht mittlerweile fest: Rebecca Pröbster hat es mit ihrem TanzParkett unter die zehn beliebtesten Vorschläge geschafft, die jetzt also verwirklicht werden. Im Falle der Open-Air-Tanzfläche, für die 90 000 Euro veranschlagt sind, wird dies voraussichtlich im Ostpark geschehen, der im Sommer 2026 ohnehin eine umfassende Aufhübschung erhalten soll.

OB Reiter war zunächst skeptisch

Als ihm das Projekt „München Budget“ erstmals vorgestellt wurde, habe er zunächst verhalten reagiert, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Präsentation der Siegerideen in der Stadtbibliothek. „Mein erster Gedanke war, dass unser gesamter Haushalt mit einem Volumen von 9,5 Milliarden Euro doch eigentlich schon ein Bürger-Budget ist.“ Überdies gebe es auf lokaler Ebene noch die Bezirksausschüsse, die mit eigenen Fördertöpfen Projekte im jeweiligen Stadtbezirk unterstützen können.

„Ich war gespannt, was da für Ideen rauskommen“, sagt Reiter. Und die Resonanz von mehr als 1000 eingereichten Vorschlägen habe ihn dann positiv überrascht.

Knapp die Hälfte davon sei freilich schon aus formalen Gründen rausgefallen, sagt Projektleiterin Dorothea Vo-gelgsang – sei es, weil der Vorschlag nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt lag oder die Umsetzung die maximalen Kosten von 100 000 Euro überschritt. Unter den verbliebenen 460 Ideen wurden dann bei einer ersten Abstimmungs-runde im Juni die 20 besten gekürt. Und schon damals zeigte sich, das ein Thema den Münchnerinnen und Münch-nern besonders am Herzen liegt – nämlich Maßnahmen zur Klimaanpassung.

Kostenlose Trinkwasserbrunnen

Aus diesem Bereich schafften es gleich mehrere Vor-schläge bei einer zweiten Online-Abstimmung im Oktober, an der sich circa 7000 Men-schen beteiligten, unter die Top Ten. Bedeutet: Sie werden jetzt vom Rathaus umgesetzt.

Zu den Siegerideen gehören beispielsweise die Pflanzung von Bäumen, die unter allen Vorschlägen die meisten Stimmen erhielt, das Anlegen eines Wildblumen-Mosaiks vom Kunstareal bis zum West-friedhof sowie das Aufstellen von sogenannten Wasserbänken, die sowohl Regenwasser auffangen als auch einen schattigen Platz zum Verweilen bieten. Jene Bänke sollen laut Dorothea Vogelgsang ebenfalls im kommenden Sommer aufgebaut werden, und zwar auf der Fläche vor dem Lenbachhaus.

Bei den anderen Siegerideen – darunter etwa größere Mülleimer an beliebten Plätzen, mehr Defibrillatoren im öffentlichen Raum sowie kostenlose Trinkwasserbrunnen – ist der Zeitpunkt der Umsetzung noch ungewiss. Die entsprechende Planung soll nun im Rathaus erfolgen, während das „München Budget“ bereits in die nächste Runde geht. So folgt in der Stadtbibliothek direkt nach der Kür der Siegervorschläge eine erste Bürgerwerkstatt, bei der Ideen fürs Projektjahr 2026 gesammelt werden.

Eine davon sind Zäune in Grünanlagen, die Hunde von Spiel- und Sportwiesen fernhalten sollen. Eine andere spricht sich für das Aufstellen von mobilen Nebelsprühanla-gen aus, um öffentliche Plätze an heißen Sommertagen abzukühlen.

Gesucht: Zehn weitere Bürgerideen

Weitere Vorschläge können noch bis zum 1. Mai eingereicht werden. Im Juni und Oktober folgen dann wieder zwei Abstimmungsrunden, ehe in knapp einem Jahr zehn weitere Bürgerideen zur Umsetzung feststehen. Teilnahmeberechtigt beim München Budget sind Menschen ab 14 Jahren, die in der Stadt leben. Sie können ihre Vorschläge wahlweise per Post ans Rathaus oder auf unser.muenchen.de einreichen. Voraussetzung ist, dass die Projektidee im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegt, von „gesamtstädtischer Bedeutung“, ökologisch nachhaltig und sozial gerecht ist sowie höchstens 100 000 Euro kostet.

Ob Rebecca Pröbster für 2026 erneut einen Vorschlag abgeben wird, wisse sie noch nicht, sagt die Ideengeberin des TanzParkett. Unabhängig davon halte sie das München Budget jedoch für ein sinnvolles Projekt. „Im Vergleich zum Gesamthaushalt sind eine Million Euro eine überschaubare Summe“, sagt die 37-Jährige. „Und der Effekt, dass Bürger dadurch das Gefühl bekommen, wirklich etwas bewegen zu können, wird immer wertvoller.“ (Patrik Stäbler)

 

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