Kultur

Die Michael Heitzler’s Klezmer Band aus der Schweiz. (Foto: Hans-Joachim Winckler)

12.03.2020

Beste All-inclusive-Unterhaltung

Michael Heitzler begeistert mit seiner Band beim Klezmer-Festival in Fürth

Jüdisches Leben in Fürth zeigt das Jüdische Museum vorbildlich in allen Facetten – wie es einst war. Wie es geklungen hat, bringt das Fürther „Internationale Klezmer Festival“ zum klingen. Alle zwei Jahre in einer üppigen Neuauflage, jetzt zum 17. Mal, zwischendurch immer in einer Wochenend-Sparfassung. Aber von „sparen“ kann bis zum 15. März keine Rede sein, die Internationalität des Festivals wurde lediglich durch vier Corona bedingte Absagen etwas eingeschränkt.

Und der Pandämie zum Trotz sind alle Veranstaltungen gut besucht, bestens sogar der Auftritt von „Michael Heitzler’s Klezmer Band“ aus der Schweiz. Die und das Publikum im ausverkauften Kulturforum begrüßte Kulturamtschefin und Festivalleiterin Gerti Köhn: sie hat für die vierzehn Klezmer-Tage in Fürth Konzerte, Führungen, Lesungen, Filmvorführungen und Workshops zusammengestellt.Den Gedanken der „Boarisch-Jiddischen Danzl-Hoyz“ von letzter Woche nimmt etwa der von „Tanzmeister“ Steven Weintraub aus den USA geleitete Workshop wieder auf. Er fordert zum wiederholten Male zum „Jiddischen Tanz“ auf.

Bei Michael Heitzler und seiner Klarinette ist das Publikum von der ersten Nummer an begeistert. Heitzler hat in seiner Band exzellente Könner mitgebracht: den Pianisten Christian Gutfleisch, den Bassisten Michael Chylewski, den Schlagzeuger Daniel Schay. Sie sind perfekt eingespielt in die für Heitzler typische Mischung von Klezmer und Jazz: sie präsentieren raffinierte Soli, können Klassik und glänzen in einzelnen Kabinettstückchen.

Was es bei ihnen an originalem Klezmer gibt, das klingt authentisch nach den alten Musikgeschichten aus dem Schtetl, nach hintergründigem Witz, Tanz und waghalsigem Tempo. Da passt alles zusammen und ergibt den ganzen Abend über ein geradezu szenisch-erzählendes Spiel, etwa bei einem chassidischen Tanz zur Hochzeit, bei Hochzeitsmusik auch aus dem Rumänischen. Heitzler erzählt dazu, was die Musik für eine Rolle spielt, wenn etwa die Gäste das Brautpaar mit allerlei witzigem Schnickschnack unterhalten müssen.

Den ganzen europäischen Südosten durchstreifen die vier Musiker auf der Suche nach authentischen Klängen: Bessarabien, Moldavien, für alles hat Klarinettist Heitzler Bearbeitungen gemacht, manches elegant geglättet. Heitzler könnte mit seiner Klarinette sicher auch Mozart bestens spielen. Deswegen hat er auch keine Angst, sich auf Großmeister Benny Goodmans berühmtes Carnegie Hall Concert einzulassen und alte New Yorker Erinnerungen zu spielen. Vieles im angenehm dimensionierten Programm erzählt von Sehnsucht und Wehmut, anderes schildert die Farben und Stimmungen aus Tel Avivs Vergnügungsviertel entlang dem Dizengoff Boulevard mit seinem pulsieren Leben. Das alles spielen die Vier sehr effektvoll, aber auch in bester Schweizer Gelassenheit.

So ist dieser Klezmer-Abend mit Heitzler & Co beste all-inclusive-Unterhaltung, besonders durch die Imagination von Szenen aus dem jüdischen Leben, durch die attraktiven Bearbeitungen, wie sie der Klezmer in den USA durchgemacht hat. Wenn Heitzler seinen Studienfreund und Schlagzeuger Schay lobt, dann mit: „Er ist eben nicht nur Schlagzeuger, sondern Musiker.“ Will sagen: Die Vier spielen beim Fürther Klezmer-Festival ihre Allround-Begabungen aus bis hin zu Christian Gutfleischs differenzierter Anschlagskultur. Mit alldem experimentiert Heitzler, seine Musik wirkt traditionell, zugleich mitreißend virtuos – und ein bisschen schweizerisch clean. (Uwe Mitsching)

Information: Bis zum 15. März. www.Klezmer-festival.de

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