Kultur

Vom Männerbad ausgeschlossen - da bleibt dem Nürnberger Meister nur das Spitzen über den Zaun. Ausschnitt aus dem Holzschnitt "Männerbad" - die Gedamtansicht im Text. (Foto: dpa)

07.12.2015

Dürer als Voyeur

Nürnberger Forscher entdeckt den Meister hinterm Zaun und weist ihm einen bislang unbekannten Holzschnitt zu

Dürer ist immer wieder für eine Überraschung gut: Der Nürnberger Dürer-Experte Thomas Schauerte hat dem Maler ein neues Werk zugeordnet. Der Holzschnitt von 1497 sei ein Druckerzeichen für den Leipziger Verleger Konrad Kachelofen gewesen, schreibt Schauerte, der Leiter des Nürnberger Dürer-Hauses, in seinem neuen Buch Dürer & Celtis - Die Nürnberger Poetenschule im Aufbruch. Der Kontakt von Albrecht Dürer (1471 –1528) und Kachelofen sei über den Humanisten Konrad Celtis zustande gekommen, der mit Dürer zusammengearbeitet habe. Bislang war der Urheber des Holzschnitts unbekannt. „Vor dem Jahr 1500 hatte man bei Grafiken sehr viel mit anonymen Meistern zu tun“, sagte Schauerte. Da habe meist niemand versucht, den Urheber herauszufinden. Unter Buchkundigen habe das Druckerzeichen jedoch eine gewisse Berühmtheit gehabt, weil es so gut gemacht sei. Dazu sei in dieser Zeit nur Dürer in der Lage gewesen. Dass der Holzschnitt von Dürer stammt, könne nicht aufgrund des Stils bewiesen werden, sagte Schauerte. Er habe daher den kulturhistorischen Nachweis erbracht. Der Dürer-Experte hatte den Holzschnitt in der Bibliothek Wolfenbüttel aufgestöbert.

Zusammenhang aufgedeckt

Außerdem ist Schauerte sich sicher, dass die drei bislang als Einzelwerke gesehenen Bilder "Herkules", "Männerbad" und "Reiter und Landsknecht" zusammengehören. Sie stammen aus dem Jahr 1496, haben die gleiche Größe und befassen sich mit einem nichtchristlichen Inhalt. Lege man sie nebeneinander, zeige sich zudem eine durchgehende Horizontlinie und ein Hügel, der sich von einem Bild zum anderen fortsetzt. Schauerte glaubt zudem, dass sich Dürer im Bild "Männerbad" selbst verewigt hat - als Zuschauer hinter einem Zaun, der auf eine Gruppe badender Männer blickt. „Dürer hat sich immer mal wieder in seine Gemälde geschmuggelt“, sagteSchauerte - etwa in einen Holzschnitt von 1501 - wo sich Dürer als Teil einer Gruppe von Männern gezeichnet habe. "Und diese beiden Figuren sehen sich ähnlich." Erwiesen sei diese These zwar nicht, es passe von der Bildbedeutung aber gut: Die Badenden seien unter anderen die griechischen Philosophen Sokrates und Platon. Und da Dürer kein Latein konnte, sei er von den Humanisten stets ausgeschlossen worden. Beeinflusst worden sei Dürers Frühwerk stark von seinem „geistigen Ziehvater“ Celtis, mit dem er ab 1495 zusammengearbeitet habe. (dpa) Abbildungen:
Der Holzschnitt von 1497, den der Leiter des Nürnberger Dürer-Hauses und Dürer-Experte Thomas Schauerte dem Maler Albrecht Dürer zuordnet. Der Holzschnitt sei, so Schauerte, ein Druckerzeichen für den Leipziger Verleger Konrad Kachelofen gewesen. (Foto: dpa) Vom Männerbad ausgeschlossen, da bleibt dem großen Meister nur übrig, jenseits des Zauns das muntere Treiben zu beobachten. (Foto: dpa)

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