Kultur

Kurzweilig: The Old Maid and the Thief. (Foto: Gärtnerplatztheater/Anna Schnauss)

20.06.2025

Gute Unterhaltung ist große Kunst!

Menotti und Strauss am Gärtnerplatztheater in München

Eines muss man Josef E. Köpplinger lassen. Er weiß ganz genau, was diesem Haus und seinem Stammpublikum guttut. Als Intendant bespielt er das Gärtnerplatztheater in München weiterhin absolut mustergültig. Wie nur wenigen Intendanten zuvor gelingt ihm die gesunde Mischung aus leichter und schwererer Kost.

Beim Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung hat sich der gebürtige Österreicher bislang noch nicht verrenkt. Man mag ob einer gewissen Redundanz in der Regiesprache bisweilen die Augen rollen, aber: Seit seinem Amtsantritt 2012 hat Köpplinger das Profil dieses Münchner Musiktheaters passgenau geschärft. Ob Orchester und Regie, Chor und Gesang oder Stückauswahl: Die Qualität entspricht den Erwartungen. Hier stimmt alles, was man gegenwärtig von der benachbarten Bayerischen Staatsoper leider nicht sagen kann.

Gleichzeitig sorgt das Haus gerne für Überraschungen. Da werden Werke hervorgekramt, die man nicht unbedingt auf dem Schirm hat. Die letzten zwei Premieren, Waldmeister von Johann Strauss sowie Gian Carlo Menottis The Old Maid and the Thief, zählen dazu. Was beide Werke eint, ist ein aus heutiger Sicht etwas plüschiger Stoff mit viel Witz. Sonst aber gibt es wenig Gemeinsamkeiten.

Der Stoff ist bizarr

Während Waldmeister eine vergessene Strauss-Operette von 1895 ist, nennt sich der Menotti-Einakter von 1939 eine Opern-Groteske. Der Stoff ist tatsächlich recht bizarr. In einer regnerischen Nacht nimmt die alte Miss Todd (Anna Agathonos) den Landstreicher Bob (Jeremy Boulton) auf. Sie findet genauso schnell Gefallen an dem feschen Kerl wie ihre junge Haushälterin Laetitia (Sophia Keller). Als die geschwätzige Nachbarin Miss Pinkerton (Frances Lucey) berichtet, dass im ganzen Ort nach einem entflohenen Sträfling gefahndet werde, nimmt das Chaos seinen Lauf. Die Folgen sind staunenswert: Am Ende lässt sich die alte Dame zu Straftaten hinreißen, um den Schönling in ihrem Haus zu schützen.

Diesem Stoff verleiht Menotti einen Soundtrack, der auch vokalstilistisch gekonnt durch die Geschichte des komischen und ernsten Opernfachs reitet. Das ist genauso kurzweilig wie das Libretto von Menotti und funktioniert ganz prächtig, zumal das Solistenquartett durchwegs herrlich spielt und singt.

Unter der Leitung von Oleg Ptashnikov verlebendigt das Gärtnerplatz-Orchester die Partitur genauso stilgerecht wie den Waldmeister-Schmiss mit Michael Brandstätter am Pult. Es bereitet regelmäßig schiere Freude, wie kenntnisreich dieser Klangkörper zwischen Genres und Stilen mühelos changiert.

Für seine Menotti-Inszenierung hat Alexander Kreuselberg die Gärtnerplatz-Studiobühne perfekt genutzt. Die verschiedenen Spielräume im Raum wirken so durchlässig wie der Einakter selber. Die Ausstattung von Rainer Sinell fängt, leicht historisierend, die Entstehungszeit der Oper ein.

Ähnlich agieren Walter Vogelweider und Uta Meenen für die Köpplinger-Inszenierung von Waldmeister auf der Stammbühne. Es war eine gute Idee von Köpplinger, für die Aufführung eine Neufassung zu erstellen, denn: Das Originallibretto von Gustav Davis wirkt mitunter ziemlich hölzern. Die Musik aber braucht sich nicht hinter Strauss-Hits wie Fledermaus oder Zigeunerbaron zu verstecken. Als hochprozentige Maibowle wird der Waldmeister zum veritablen Liebestrank, samt totaler Enthemmung.

Köpplinger inszeniert das als trubelreichen Heimatfilm. Das ist köstlich, zumal auch hier großartig gespielt und gesungen wird. Das gilt nicht nur für Sophia Keller, die hier die Sängerin Pauline trällert, sondern ebenso für Daniel Prohaska als Botanikprofessor Erasmus. Ob der Amtshauptmann Heffele von Robert Meyer, Regina Schörg als seine Frau Malvine, Ilia Staple als Tochter Freda, der Gerius von Ludwig Mittelhammer oder Matteo Ivan Ra(s)i(´c) als Botho: Sie alle entfachen ein veritables Feuerwerk.

In Wien, wo der 200. Strauss-Geburtstag mit einem ganzjährigen Festival gefeiert wird, kam das sehr gut an. Dort gastierte diese Gärtnerplatz-Produktion im Museums-Quartier: eine tolle Werbung für München. (Marco Frei)
 

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