Kultur

Ein kleiner Hirsch aus der Museumssammlung regte Hermann Ritterswürden zu „Glas aus einem anderen Wald“ an, hier ein Ausschnitt - die Gesamt ansicht finden Sie im Beitrag. (Foto: Ines Kohl)

23.08.2019

Inspirierende Sammlerstücke

Das Waldmuseum Zwiesel zeigt moderne Glaskunst, die mit historischen Exponaten korrespondiert

Die Idee, sich mit der Sammlung eines Museums zu befassen als Anregung für die eigene Arbeit, ist reizvoll und führt zu spannenden Ergebnissen. Das Waldmuseum Zwiesel hat zusammen mit dem Verein Glasheimat Bayern Künstler aus Deutschland, Tschechien, den Niederlanden und Österreich eingeladen, sich durch seine reiche Sammlung zu neuen Kreationen inspirieren zu lassen. Vor allem Mitglieder der „Glasheimat Bayern“ als Mitinitiator sind der Einladung gefolgt und haben Ideen zu ausgewählten Stücken geliefert.

Die Sammlung des Waldmuseums hat natürlich einen besonderen Bezug zur Region des Bayerischen Walds und des Böhmerwalds. Zwei Vitrinen zeigen eingangs eine Auswahl von Gefäßen und Schalen, Kerzenhaltern, Tischgeschirr und Spiegeln, Lampen, Schinderglas und zweckfreien Objekten, die man als Ahnen des Studioglases betrachten kann

Möglichkeiten und Grenzen

Ein kleiner Hirsch aus milchig weißem Lampenglas hat mehrere Künstler angeregt. Elisabeth Brosterhus fertigte eine Kaltglaszeichnung über einer Fotocollage: Im Anthropozän thematisiert den zerstörerischen Eingriff des Menschen in die Umwelt. Auch Hermann Ritterswürdens Lampenglasarbeit Glas aus einem anderen Wald ist als Totentanzmotiv ein Menetekel. Jan Hein van Stiphout reagiert mit der imposanten Matrix (17x17)-1 auf den Sternschliff einer Bleikristallschale: Die 288 seriellen Einzelelemente in Kelchform enthalten individuelle, ofengeformte Blüten. Ein Glasisolator hat Louise Lang zu Isoduo inspiriert: Zwei einander ähnelnde Formen aus klarem und geschliffenem Glas verdoppeln sich auf einer Spiegelglasscheibe. Christian Schmidt („ChriSch“), der große Geschichtenerzähler, gravierte zwei Flachglasscheiben mit rubinrotem Überfang als Pendant zu einem weinrot bemalten Fensterbild in Ätztechnik.

Auch ein schlichtes böhmisches Döschen aus Alabasterglas hat einige Künstler gereizt. Harry Lothar Ziegler assoziiert eine Goldene Hochzeit. Günther Joachimsthaler („Jo Hruschka“) erinnert mit einer strengen Fusingarbeit an Bessere Tage, während Jutta Kulow ein Glaselement für einen Ring zaubert. Olaf Schönherr antwortet auf eine Vierkantflasche in zarter Schnürltechnik mit einer Gruppe verspielter Soul Stripper und Alexandra Geyermann reagiert auf eine Bleiverglasung der Bäckerinnung aus dem 19. Jahrhundert mit einer sozialen Botschaft: „The woman worker needs bread, but she needs roses too“ war eine Forderung der amerikanischen Gewerkschafterin Rose Schneidermann nach gerechtem Lohn und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.

Man sieht in der Ausstellung, dass die künstlerischen Ideen und Techniken vielseitig sind. Sie zeigen die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen auf, innerhalb derer Glas mit Kunstanspruch gestaltet wird. Manches zu Spielerische hätte zugunsten einer luftigeren Präsentation weggelassen werden können, denn der Ausstellungsraum im Dachboden des Museums ist bereits mit Vitrinen bestückt, die den Gesamteindruck beeinträchtigen. Dem Anspruch des Internationalen, mit dem man in Zwiesel wirbt, wird man da nicht so richtig gerecht. (Ines Kohl)

Information: Bis 3. Oktober. Waldmuseum, Kirchplatz 3, 94227 Zwiesel. Do. bis Mo.10-16 Uhr.

Abbildung: Ein kleiner Hirsch aus der Museumssammlung regte Hermann Ritterswürden zu „Glas aus einem anderen Wald“ an.    (Foto: Ines Kohl)

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