Landtag

Werner Stieglitz (CSU). (Foto: Privat)

27.06.2025

Der Partyband-Drummer: Der CSU-Abgeordnete Werner Stieglitz

Im Porträt: Der CSU-Abgeordnete Werner Stieglitz

Als die Mauer fiel, war Werner Stieglitz neun Jahre alt. „Ich habe gespürt: Irgendwas bewegt sich“, erzählt der CSU-Landtagsabgeordnete aus Markt Erlbach im mittelfränkischen Landkreis mit dem sperrigen Namen Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Es war gewissermaßen sein politisches Erweckungserlebnis. Den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl fand er gut, ebenso Günther Beckstein: „Der war für mich ein sehr, sehr guter Innenminister“, sagt Stieglitz. „Und ich war ein großer Stoiber-Fan – und bin es immer noch.“

Kein Wunder also, dass es ihn zur Jungen Union zog. 1998 trat er ein. 2001 wurde er CSU-Mitglied und kandidierte – da noch vergeblich – für den Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl 2008 klappte es dann.

Seit 2014 ist der gelernte Bankkaufmann auch Zweiter Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. 2015 wurde er dann – nach 15 Jahren bei der Sparkasse – Bezirksgeschäftsführer der CSU in Mittelfranken sowie Geschäftsführer der CSU im Bundeswahlkreis Fürth. Als klar war, dass der bisherige Stimmkreisabgeordnete Hans Herold zur Landtagswahl 2023 nicht mehr antreten würde, warf Stieglitz seinen Hut in den Ring – und wurde prompt gewählt. Aufgrund seiner Arbeit für die Partei fiel ihm auch die Eingewöhnung im Landtag nicht schwer, sagt Stieglitz.

Der 44-Jährige bezeichnet sich als „Mitte-konservativ“. Er fühlt sich fest mit der Kirche verbunden. Er ist kein Law-and-Order-Mann. Aber er findet es gut, wenn beispielsweise Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder dem umstrittenen rechtspopulistischen Portal Nius ein Interview gibt. „Wer Menschen zurück in die demokratische Mitte holen will, muss sie erst einmal erreichen – auch auf Plattformen, die nicht jedem gefallen“, sagt Stieglitz. Auch von einem AfD-Verbotsverfahren hält er wenig. „Das muss man politisch lösen.“ Er meint: durch überzeugende Regierungsarbeit.

Als Mitglied im renommierten Haushaltsausschuss des Landtags will er mit dafür sorgen, dass der Doppelhaushalt auch genug finanzielle Ressourcen für die Kommunen bereithält. Aber er sagt auch: „Der kommunalen Selbstverwaltung fehlt manchmal der Biss.“ Zu oft wird aus seiner Sicht auf die anderen politischen Ebenen geschielt, statt die Probleme selbst anzugehen.

Für ihn ein generelles Thema: „Wenn Sie jemanden auf der Straße anhalten und ihn fragen, was schlecht läuft, werden ihm sofort drei bis zehn Themen einfallen.“ Würde man dagegen danach fragen, was gut läuft, würde derselben Person vermutlich nichts einfallen. „Sauberes Wasser, Sicherheit, Freiheit – vieles wird als selbstverständlich hingenommen.“ Man müsse den Leuten viel häufiger sagen: „Bei allen Herausforderungen – eigentlich geht es uns ja gut.“

Im Haushaltsausschuss kümmert sich Stieglitz vor allem um Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus sowie um Unterricht und Kultus. Ernährungssicherheit, Bürokratievereinfachung und Unterstützung der Gastronomie hat sich Stieglitz auf die Fahnen geschrieben. Und die Einbindung von Kapellen und Musikschulen bei der Einführung der Ganztagsschule. „Musik ist der einfachste Weg, um auch nicht so starke Schüler einzubinden“, sagt Stieglitz. „Da gibt es keine Sprachbarriere.“

Musik spielt auch in seinem Leben eine wichtige Rolle. Stieglitz ist Kreisverbandsvorsitzender des Nordbayerischen Musikbunds. Lange Zeit war er Teil einer Blasmusikkapelle – und Schlagzeuger einer Partyband, die vor allem Heavy Metal und Rock ’n’ Roll spielte. Zwei musikalische Wünsche hat er noch: einmal das Wacken-Festival besuchen – und eine Landtagsband gründen. Claudia Köhler (Grüne), selbst Musikerin, wäre schon mit im Boot, erklärt Stieglitz.

Viel Zeit jenseits seiner Abgeordnetentätigkeit hat er nicht. Wenn, dann verbringt er sie bei der Gartenarbeit oder mit seiner Frau, die als OP-Schwester arbeitet, sowie dem 16-jährigen Sohn und der 13-jährigen Tochter. Geht es nach Stieglitz, wird sich an der Zeitverteilung wenig ändern. „Ich bin gekommen, um zu bleiben.“ (Thorsten Stark)
 

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