Landtag

Markus Plenk: Im Landtag noch ruhig bis unscheinbar. (Foto: Balk, dpa)

11.01.2019

Der Unauffällige

Porträt: Markus Plenk, Vorsitzender der AfD-Fraktion

Es ist schon ziemlich kühn, wenn ausgerechnet ein AfD-Mann sich darüber beschwert, dass bei bestimmten Themen immer mehr polarisiert wird. „Schlimm ist es“, sagt Markus Plenk, dass man etwa über die Flüchtlingspolitik oder die Eurorettung nur mehr Schwarz-weiß-Argumente austausche. Es gebe doch auch „ganz viele Schattierungen dazwischen“, erklärt er, dessen Partei für ihre Lust am Zuspitzen bekannt ist.

Bis vor wenigen Monaten war der Oberbayer Plenk noch ein unbeschriebenes Blatt in der AfD. Mitglied ist der 49-Jährige, der früher bei der Bayernpartei war, erst seit Anfang 2017. Jetzt aber sitzt er nicht nur im Landtag, er führt gemeinsam mit der Niederbayerin Katrin Ebner-Steiner die Fraktion an. Plenk gilt als gemäßigt, schrille Töne hörte man von ihm bislang nicht. Es ist Ebner-Steiner, die im Landtag die Aufmerksamkeit aufgrund verbaler Entgleisungen auf sich zieht. Und vor allem Missmut. Von „multiethischen Besiedlungszonen“, in die Bayern umgewandelt werden soll, sprach sie zum Beispiel in der letzten Plenarsitzung vor Weihnachten.

Mit Plenk darüber zu reden, welche Schattierungen solch eine Wortwahl zulässt, ist allerdings ein schwieriges Unterfangen. Lästige Fragen versucht er wegzulächeln. Gelingt das nicht, weicht er ihnen wortreich aus. Er erklärt, dass jeder der 22 AfD-Abgeordneten halt unterschiedlich sei. Und dass eine Oppositionspartei traditionell auch mal stärker auf den Putz hauen müsse. Man bekommt einen Exkurs über die verfehlte Migrationspolitik von Merkel, um dann endlich – auf wiederholte Nachfrage –, beim Thema zu landen. Plenk sagt, dass die AfD-Fraktion nach Plenarsitzungen darüber diskutiert, was gut oder schlecht gelaufen sei. Dass Ebner-Steiners Rede schlecht gewesen sei, sagt er nicht. Immerhin aber räumt er ein, dass Wahlkampfrhetorik nicht ins Plenum und die Ausschüsse gehöre. Mit Provokationen die Aufmerksamkeit zu suchen – „über diesen Punkt dürften wir hinaus sein“, so Plenk. Er selbst nehme sich das jeden Tag vor. „Ich bin absolut ideologiefrei“, betont er. „Ich bin liberal und sachorientiert.“

Zehn Jahre lang hat Plenk im Ausland gearbeitet

Lieber als über Flüchtlingspolitik spricht Plenk über Misthaufen. Darüber, wie wichtig diese für eine intakte Insektenwelt sind. Manche Menschen in seiner Heimat Ruhpolding sehen in ihm einen Verräter. Weil ausgerechnet er, der überzeugte Biobauer, bei der AfD mitmischt. Sympathisanten der Grünen seien das meist, viele davon auch seine Freunde. Der zweifache Familienvater – seine beiden Buben sind sechs und acht Jahre alt – ist tief verwurzelt in Ruhpolding. Sein Hof ist seit fast 800 Jahren in Familienbesitz. Plenk ist auch Unternehmensberater. „Damit verdiene ich mein Geld“, sagt er. „Meine Leidenschaft aber ist die Landwirtschaft.“ Stolz erzählt er, dass er naturnahe Biolandwirtschaft betreibe. Auf seinen Flächen sei das Insektenleben noch intakt. „Will man die Biodiversität verbessern, muss man die Landwirtschaft extensivieren, da stimme ich mit den Grünen überein“, betont er. Die Gemeinsamkeit endet aber schnell, wenn es um den richtigen Weg geht. „Es braucht Anreize statt Verbote“, sagt Plenk. Und weniger Bürokratie. Das Volksbegehren zum Artenschutz, das Ende Januar startet, wird er deshalb nicht unterschreiben.

Im Februar 2018 entschied er, für den Landtag zu kandidieren. Seine Frau war nicht begeistert, sagt Plenk. Er aber wollte den „Irrweg in der Politik und Verwaltung, sich über Recht und Gesetz hinwegzusetzen“, bekämpfen. „Fünf Jahre bin ich mit rechtswidrigen Mitteln daran gehindert worden, meinen Hof auf gesunde Füße zu stellen“, erklärt er. Plenk wollte einen neuen Stall bauen, in dem die Rinder seiner zwei Almen überwintern können. Gemeinde und Landratsamt verweigerten ihm zunächst die Baugenehmigung. „Es kann doch nicht sein, dass man nur noch zu seinem Recht kommt, wenn man sich einen Anwalt leisten kann“, kritisiert Plenk, der die AfD-Parole „Zurück zum Rechtsstaat“ deshalb ziemlich gut findet.

Aber Plenk wäre nicht bei der AfD, sähe nicht auch er vor allem in Merkels Migrationspolitik einen Beweis dafür, dass Recht und Gesetz zunehmend missachtet würden. Dies war der Grund, warum er 2015 mit dem damaligen AfD-Landesvorsitzenden Petr Bystron Kontakt aufnahm.

Plenk warnt daneben vor einem Islam, der die freiheitlich-demokratische Grundordnung bedroht. Er war selbst schon in arabischen Ländern, in Saudi-Arabien hat er für eine Bank gearbeitet und „viele positive Erfahrungen“ gemacht. Er hat aber auch erlebt, wie es in einem Land zugeht, in dem die Scharia maßgeblich ist. Plenk warnt vor Parallelgesellschaften, aber auch vor Moscheen.

Zehn Jahre lang war Plenk, der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Bankenfinanzierung in Passau, London und Schottland studiert hat, im Ausland. Die längste Zeit davon in den USA. Er arbeitete in New York und in Washington für die Weltbank. Zwei Jahre war er auch in Kalifornien für ChevronTexaco tätig. „Dort kann man es aushalten“, sagt Plenk, der mit leuchtenden Augen von der San Francisco Bay Area schwärmt. „Hätte ich nicht den Hof übernommen, wäre ich wohl in den USA geblieben“, sagt er. Auch ein Musikstudium hatte sich Plenk mal überlegt. Er spielt Trompete.

Im Landtag fühlt Plenk sich akzeptiert, die meisten Parlamentarier hätten kein Problem mit ihm. „Zumindest hat mich noch niemand beschimpft“, sagt Plenk und lacht. Im Plenum allerdings wollte niemand neben ihm und seiner AfD sitzen – FDP-Fraktionschef Martin Hagen nimmt nur gezwungenermaßen neben ihm Platz. „Das ist doch nur Show“, meint Plenk. „Das prallt komplett an mir ab.“

Plenk ist auch Mitglied im Landwirtschaftsausschuss, das wollte er unbedingt. Angeeckt ist er dort bei den Kollegen noch nicht. „Es wurde aber auch noch kein schwieriges Thema besprochen“, sagt die Grüne Gisela Sengl, die wie Plenk aus dem Landkreis Traunstein stammt. Auch der Freie Wähler Nikolaus Kraus will erst mal abwarten, wie sich Plenk in der Sacharbeit gibt. Er ist sich aber bereits sicher: „Wir hätten es schlimmer treffen können.“
(Angelika Kahl)

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