Landtag

Oben von links: Benjamin Miskowitsch (CSU), Fabian Mehring (Freie Wähler) und Christian Flisek (SPD). Unten von links: Stefan Löw (AfD), Matthias Fischbach (FDP), Florian Siekmann (Grüne). (Fotos: BSZ)

19.10.2018

Die jüngsten Neuen im Landtag

Die BSZ stellt die jeweils jüngsten Neuzugänge der Landtagsfraktionen vor

Dem neuen Landtag werden 205 Abgeordnete angehören – das sind 25 mehr als zuletzt. Neu ist auch, dass nun sechs statt vier Fraktionen im Parlament sitzen. Dagegen hat sich beim Durchschnittsalter der Abgeordneten nicht viel geändert: Mit durchschnittlich knapp 51 Jahren ist der Landtag ein Parlament der Best-Ager geblieben.


Der Europa-Freund

Benjamin Miskowitsch (34) aus Mammendorf

Die CSU hat seit der Wahl am Sonntag einen echten Fraktions-Benjamin: Ihr jüngster neuer Abgeordneter heißt nämlich Benjamin Miskowitsch, ist 34 Jahre alt, kommt aus Mammendorf und hat den Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost mit 32,1 Prozent gegen den Grünen Martin Runge gewonnen. Politisch unbeleckt ist Miskowitsch aber nicht. Seit 2008 gehört er dem Gemeinderat von Mammendorf an, seit 2014 dem Kreistag von Fürstenfeldbruck. Seine kommunalen Ämter will er auch als Abgeordneter behalten. „Ich denke, es tut der Landespolitik gut, wenn sie mit der kommunalen Ebene verbunden bleibt“, erklärt er.

Die Nähe zur CSU hat der Parlamentsneuling sozusagen von seinem Vater geerbt, der seit Jahrzehnten Parteimitglied ist. Den eigenen Schritt in die Partei hat Miskowitsch aber erst vollzogen, als er auf kommunaler Ebene CSU-Politiker kennen- und schätzengelernt hat. Seine politischen Interessen gehören Innerem und Kommunalem, der Energiewende sowie dem Ehrenamt. Er engagiert sich unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Wasserwacht.

Für seine Arbeit im Landtag hat Miskowitsch schon recht klare Vorstellungen, auch wenn er weiß, dass sich einem Novizen nicht gleich alle Wünsche erfüllen. Am liebsten würde Miskowitsch die Themen Wirtschaft und Medien bearbeiten, was mit seinem beruflichen Werdegang zu tun hat. Er ist ausgebildeter Bankkaufmann, war danach selbstständig im Bereich Einzelhandel tätig und arbeitete zuletzt als Geschäftsführer und Verkaufsleiter bei einem örtlichen Verlag. Interessieren würden Miskowitsch zudem der Petitions- und der Europaausschuss. Im dem einen lerne man Bayern in seiner Vielfalt und seinen Problemstellungen kennen, im anderen würde er sich als „großer Europafreund“ gut aufgehoben fühlen. „Europa ist unsere Zukunft, da möchte ich aktiv mitwirken“, sagt Miskowitsch. Dieser Wunsch könnte glatt in Erfüllung gehen, denn engagierte Europa-Politiker sind in der CSU-Fraktion ein rares Gut. (Jürgen Umlauft)

Der Redefreudige

FDP: Matthias Fischbach (30) aus Erlangen

Im Landtag war der 30-jährige Matthias Fischbach schon oft. „Das ist für mich nichts völlig Neues“, sagt der Unternehmensberater aus Erlangen cool. Von 2011 bis 2013 fungierte er als Landesvorsitzender der Jungen Liberalen (Julis). Damals regierte im Freistaat eine schwarz-gelbe Koalition, weshalb Fischbach öfter zu Gesprächen im Maximilianeum war.

Nach Lage der Dinge wird die FDP diesmal allerdings als kleinste Oppositionspartei versuchen müssen, Aufmerksamkeit zu erregen. Fischbach ist bemüht, deshalb nicht allzu frustriert zu wirken: „Worauf ich mich am meisten freue, ist, zum ersten Mal ans Rednerpult zu treten und der CSU Contra zu geben“, sagt er. Was ihn aufrege an den Christsozialen, sei deren „Schaufensterpolitik“. Als Beispiel nennt er die Schaffung der bayerischen Grenzpolizei.

Gewiss, gibt Fischbach zu, es wäre schön gewesen, Politik in Bayern in einer Koalitionsregierung mitzugestalten. So etwa beim Thema Bürgerrechte: Das umstrittene neue Polizeiaufgabengesetz lehnt er klar ab und hätte es als Koalitionär gerne korrigiert.

Obwohl er Volkswirtschaftslehre studiert hat, ist Fischbachs Steckenpferd die Bildungspolitik. Dafür war er im Landtagswahlprogramm mit zuständig. Einen Sitz im Bildungausschuss fände er deshalb schön. Wichtig ist ihm unter anderem, dass Schulen mehr Freiraum bekommen bei der Auswahl und Einstellung von Lehrkräften.

Einen herausragenden Posten hat er bereits ergattert: Die FDP-Fraktion wählte den 30-Jährigen diese Woche zum parlamentarischen Geschäftsführer. (Waltraud Taschner)

Der Jüngste der Geschichte

Grüne: Florian Siekmann (23) aus München

„Unfassbar“ sei das, sagt Florian Siekmann. Und tatsächlich: Dass ein 23-jähriger recht unbekannter Chemiestudent es schafft, sich mit einem gestandenen Minister, CSU-Mann Georg Eisenreich, ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat in München-Hadern zu liefern, ist bemerkenswert. Am Ende hat es der Grüne um 1800 Stimmen verpasst, zieht aber über die Liste ein. Siekmann ist damit der jüngste Abgeordnete, den es im Landtag je gab. Jünger als 26 Jahre war noch keiner.

Jugendpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag – das wäre was für ihn. Oder für die beiden – ebenfalls neuen – Landtags-Grünen Eva Lettenbauer (25) und Tim Pargent (25), meint er. Stolz ist Siekmann, wie viele junge Leute seine Fraktion nun hat. Und damit die Jungen „jetzt auch eine richtige Repräsentation im Landtag“ haben.

Siekmann, in der Nähe von Koblenz aufgewachsen, kam fürs Studium nach München – und ist seit 2015 nicht nur bei der Grünen Jugend aktiv, sondern auch in der Hochschulpolitik – etwa als studentischer Senator an der LMU. Siekmann ist überzeugt: Nach den vielen Verhandlungen in den akademischen Gremien sei er sehr gut vorbereitet auf die Politik. „Man argumentiert an der Uni immer aus einer strukturellen Minderheit heraus“, erklärt er. „Die Professoren sind in der großen Überzahl.“

Opposition – das kennt Siekmann also gewissermaßen. Er ist nun gespannt, ob die CSU ihre Politik in einer Koalition mit den Freien Wählern einfach weitermacht. Gerechter und ökologischer müsse Bayern werden aus seiner Sicht. „Gerade für uns junge Menschen ist wichtig, dass die Weichen endlich gestellt werden.“

Es ist vor allem die Wissenschaftspolitik, der sich Siekmann im Landtag gerne widmen möchte. „Es hakt bei der Qualifizierung der Leute – vor allem auf dem Weg vom Doktoranden zum Professor“, erklärt er. Und auch in der Hochschulfinanzierung sieht er Defizite. Aber noch ein weiteres Thema liegt ihm sehr am Herzen: „Wir nehmen es als viel zu selbstverständlich, dass wir in einem vereinten friedlichen Europa leben.“ (Angelika Kahl)

Der Parlamentsprofi

SPD: Christian Flisek (44) aus Passau

Mit den Abläufen in einem Parlament kennt er sich aus: Der Passauer Sozialdemokrat Christian Flisek, 44, aus Passau, saß bereits für seine Partei im Bundestag: von 2013 bis 2017 – den Wiedereinzug hatte er 2017 verpasst. Umso mehr freut sich Flisek, dass es jetzt, recht überraschend, mit der Wahl in den bayerischen Landtag geklappt hat. Flisek profitiert von einem der vier Ausgleichsmandate, die der SPD zustehen. In seiner Heimat Niederbayern erzielte er das beste Erststimmenergebnis aller SPD-Kandidaten.

Im Bundestag gehörte der Jurist dem Rechtsausschuss an, war außerdem Obmann im NSA-Untersuchungsausschuss. Flisek ist Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz, arbeitet als so genannter Of Counsel für eine Berliner Kanzlei – wird also in Fällen, die sein Fachgebiet betreffen, eingeschaltet. Weshalb der Vater zweier Buben auch künftig noch gelegentlich nach Berlin reist.

Im Landtag will Flisek daran mitwirken, „dass die SPD wieder Boden unter den Füßen bekommt“. Und wie soll das gehen? „Wir müssen die Leute wieder emotional erreichen“, glaubt er. Und zwar, indem die SPD auf „klare Ansagen“ setze. Thematisch, so Flisek, habe die SPD alles richtig gemacht. Rochaden beim Führungspersonal hingegen hält er nicht für vorrangig.

Angenehmer Nebeneffekt seiner Rückkehr nach Bayern: Der passionierte Bergsteiger und Skifahrer kann seinen sportlichen Ehrgeiz nun leichter ausleben. (Waltraud Taschner)

Fabian Mehring hat am Montag „gefühlt 1000 Mal“ ungläubig auf den Aktualisierungs-Button der Webseite des Landeswahlleiters geklickt. Dass er mit 29 Jahren in den Landtag einzieht, war für ihn alles andere als eine „gmahde Wiesn“ – vor allem da auf den Listenplätzen nach ihm zwei amtierende FW-Abgeordnete angetreten sind. Es dürfte eine kleine Genugtuung für ihn gewesen sein.

Mehring kennt den Landtag bereits. Er war Abgeordneten-Referent und Fraktions-Mitarbeiter. Über 100 Anträge hat er bereits geschrieben – die dann aber immer von anderen eingereicht wurden. Das ist jetzt vorbei. Diese Woche betrat er das Maximilianeum zum ersten Mal als Abgeordneter und postete gleich ein Selfie auf Facebook. Ein „großartiges Gefühl“ sei das gewesen, sagt er.

Seine kommunalen Mandate – Mehring ist FW-Fraktionschef im Gemeinderat und Kreistag – will er trotz der Arbeitsbelastung behalten. „Ich will keiner sein, der abhebt und nur im Raumschiff Landtag unterwegs ist“, erklärt er. Das Parlament würde davon profitieren, wenn Abgeordnete nicht nur über Kommunen reden, sondern auch eigene Erfahrungen hätten.

Auch die Verbindung zur Wissenschaft will er nicht kappen. Im Frühjahr hat er an der Uni Augsburg seinen Doktor zum Thema außenpolitische Politikberatung gemacht. Nächstes Jahr will er sogar seinen Lehrauftrag fortsetzen. „Wir bräuchten viel mehr Parlamentarier, die den Politikstudierenden zurückspiegeln, wie die Praxis aussieht“, erläutert er.

Dass Mehring mit 29 Jahren nicht ernstgenommen wird, glaubt er nicht. „Dafür ist mein Ergebnis viel zu respektabel“, sagt er. Er will sich künftig dafür einsetzen, dass Bürgern seiner Generation mehr Gehör verschafft wird. Dazu plant er auch, sich regelmäßig mit den jüngeren Abgeordneten der anderen Fraktionen zusammenzusetzen. (David Lohmann)

Der Vorruheständler

AfD: Stefan Löw (28) aus Floß

Der heute 28-jährige Polizeibeamte war 2015 – auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise – direkt an der Grenze zu Österreich eingesetzt. Ein Erlebnis, das Stefan Löw dazu bewog, in die AfD einzutreten. Und mit dem er auch im Wahlkampf warb. „Denn das waren nicht die künftigen Fachkräfte, wie es den Bürgern immer verkauft wurde“, sagt der Oberpfälzer. „Ein Großteil waren Analphabeten.“

Auch sieht er mit dem Zuzug der Flüchtlinge die Sicherheit des „eigenen Volkes eingeschränkt“. Weil Löw am Ende nicht mehr mit den Flüchtlingen arbeiten konnte, wie er sagt, wurde der junge Polizist sogar in den vorläufigen Vorruhestand geschickt. „Meine Versetzungsgesuche wurden abgelehnt“, sagt Löw, der sich selbst „einen eher stillen Charakter“ nennt.

Im Landtag wäre er gerne im Innenausschuss. Um der Polizei die Arbeit zu erleichtern – mit einer besseren Ausstattung und Abbau von bürokratischer Schreibarbeit. „Ich kann mir vorstellen, dass man mit den Freien Wählern gut zusammenarbeiten kann“, meint er. „Auch mit manchem der CSU, wenn sie gemerkt haben, dass auch wir sachorientiert arbeiten.“

Künftig sitzt Löw mit Kollegen in einer Fraktion, von denen einer zum Beispiel schon mal Hähnchenschenkel in Hakenkreuzform gepostet hat – mit dem Zusatz „Mahlzeit“. „Denen sag ich: ,Kopf einschalten’“, meint Löw dazu. (Angelika Kahl)

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