Landtag

Viele Hebammen kämpfen um ihre Existenz. Der Freie Wähler Karl Vetter (kleines Bild) kritisiert: "Es brennt an allen Ecken und Enden." (Foto: dpa)

06.04.2017

Droht ein Hebammenmangel?

Freie Wähler sorgen sich um die Geburtshilfe in Bayern

In einer von seiner Fraktion beantragten Aktuellen Stunde hat der Gesundheitsexperte der Freien Wähler, Karl Vetter, mehr Einsatz der Staatsregierung bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Hebammen gefordert. „Bei den Hebammen brennt es an allen Ecken und Enden“, sagte Vetter und warnte vor einer Verschlechterung der geburtshilflichen Versorgung in Bayern. Immer mehr Geburtshilfestationen an bayerischen Krankenhäusern würden geschlossen, auch in der Vor- und Nachsorge von Geburten sinke die Zahl der praktizierenden Hebammen. Ursache seien oft schlechte Arbeitsbedingungen sowie eine nicht auskömmliche Vergütung. Der Landtag müsse deshalb ein klares Signal an die gesetzlichen Krankenkassen aussenden, bei den laufenden Schlichtungsgesprächen über die Vergütung der Hebammen für Verbesserungen zu sorgen. Besonderes Augenmerk müsse der Situation der freiberuflichen Hebammen gelten, deren Anteil im Freistaat besonders hoch sei, erklärte Vetter.

Gesundheitsministerin Melanie Huml widersprach dem Eindruck einer Unterversorgung in der Geburtshilfe. „Die vorliegenden Zahlen belegen keinen Mangel, es gibt sogar immer mehr Hebammen in Bayern“, betonte sie. Problem sei allerdings, dass aufgrund fehlender Daten nicht klar sei, ob auch alle Hebammen tatsächlich aktiv seien oder in welchem Umfang. Sie habe deshalb eine breit angelegte Hebammenstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse im Frühjahr 2018 vorliegen sollen, erklärte Huml. Diese werde aufzeigen, an welchen Stellen noch Bedarfe für die Geburtshilfe in Bayern bestünden.

FW: „Bei den Hebammen brennt es an allen Ecken und Enden“    

Den Vorwurf der Untätigkeit wies Huml zurück. So habe sich der Freistaat auf Bundesebene erfolgreich für die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung mit Hebammen eingesetzt. Zudem seien unter Mithilfe Bayerns das Problem der rapide steigenden Haftpflichtbeiträge für Hebammen entschärft und die Honorarsätze spürbar erhöht worden. Auf die laufenden Verhandlungen zwischen den Hebammen und den Krankenkassen habe die Politik wegen der garantierten Selbstverwaltung keinen direkten Einfluss. Huml kündigte aber an, noch einmal einen Brief an die Verhandlungspartner zu schreiben und in diesem vor allem für die Belange der vielen Beleghebammen in Bayern zu sensibilisieren.

Kerstin Celina (Grüne) unterstützte dagegen die Kritik der Freien Wähler. Die vom Hebammenverband ständig aktualisierte Landkarte der Unterversorgung zeige, dass auch in manchen Regionen Bayerns die Hebammen knapp geworden seien. Gute Durchschnittswerte täuschten darüber nur hinweg. Sie forderte die Staatsregierung auf, die Geburtshilfe in den Mittelpunkt ihrer Gesundheitspolitik zu stellen. Dafür müssten die Studienergebnisse nicht abgewartet werden. Kathrin Sonnenholzner (SPD) stellte sich dagegen hinter Huml und warf den Freien Wählern vor, Ängste zu schüren. „Es ist falsch, dass die Versorgung mit Hebammen gefährdet wäre“, sagte sie. Die CSU-Abgeordnete Ute Eiling-Hütig verwies auf die Initiativen ihrer Fraktion zur Verbesserung der Situation der Hebammen und versprach, aus den Ergebnissen der Hebammenstudie die nötigen Schlüsse zu ziehen. (Jürgen Umlauft)

Kommentare (1)

  1. Chrispi am 24.04.2017
    Ich bin eine in München arbeitende Hebamme und bin fassungslos über so viel Unkenntnis im Bayrischen Ministerium. Täglich treffe ich Schwangere die sich umsonst um eine Nachsorgehebamme bemüht haben. Diese berichten oft 30-40 Hebammen angerufen zu haben. Wer sich nicht schon in der 8.SSW darum kümmert bekommt oft keine Hebamme mehr. Wenn ich bei uns in der Klinik die Wöchnerinnen auf der Wochenstation besuche höre ich von ca einem 1/4 bis 1/3 der Frauen, daß sie keine Nachsorgehebamme mehr gefunden haben. Ich bin auch Mitglied des Runden Tisches des Referats für Gesundheit und Umwelt der Stadt München zu den Versorgungsengpässen in der Münchener Geburtshilfe. Auch dort ist der Mangel an Hebammen in den Kliniken mit angestellten Hebammen sowie der Nachsorgehebammen ständiges Thema. Es werden ja auch dieses Jahr immer wieder Frauen mit Wehen von anderen Häusern in meine Klinik zuverlegt. Bei all diesen bekannten Mißständen kann ich es mir wirklich nicht erklären, wie Frau Ministerin Huml sowie die Abgeordnete Sonnholzer behaupten können daß die Versorgung mit Hebammen nicht gefährdet wären. Obwohl- Es stimmt, sie ist nicht gefährdet, wir HABEN bereits einen eklatanten MANGEL!!! In den letzten beiden Jahren haben sowohl die die Maistraße als auch das Klinikum Großhadern ihre Geburtenzahlen jeweils um 500 Geburten pro Jahr herunterfahren müssen aufgrund von durch Hebammenmangel bedingter Schließung von Kreißsäalen. Hier würde ich mir wirklich wünschen, daß die Frau Ministerin nicht die Augen vor den offensichlichen Problemen verschließen würde und stattdessen das gespräch mit den betroffenen Beteiligten, den schwangeren Frauen und den Hebammen direkt suchen würde, anstatt 1 Jahr lang auf die Ergebnisse einer Studie zu warten! Jetzt droht die gutfunkionierende Geburtshilfe in den Kliniken mit Beleghebammen durch die neuen Abrechnungsvorschläge der GKV auch noch kaputt gemacht zu werden. Wenn diese Vorschläge umgesetzt werden sollten, dann wird es allerdings zu so großen Engpässen kommen, daß dies selbst der Ministerin nicht mehr entgehen kann.
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