Landtag

Sport ist gerade nicht möglich. Warum nicht mit genug Abstand, fragen die Freien Wähler. (Foto: dpa/Christian Charisius)

29.04.2020

„Es muss gerecht zugehen“

Fabian Mehring, Parlamentarischer Geschäftsführer der FW, über Corona-Lockerungen für den Sport

BSZ: Herr Mehring, 38 Prozent der Erwachsenen sagen in einer Umfrage, dass sie sich seit der Corona-Krise weniger bewegen, 19 Prozent sind dicker geworden. Sie auch?
Fabian Mehring: Nein. Ich hab sogar abgenommen. Ich habe die Corona-Krise, bei der ich erst mal nicht so viele Außentermine wahrnehmen konnte, dazu genutzt, mich gesünder zu ernähren und öfter laufen zu gehen.

BSZ: Sie erarbeiten derzeit ein Konzept, wie man den Breiten- und den Profisport wieder öffnen kann. Auch das Innenministerium arbeitet daran. Wollen Sie der CSU hier Tempo machen?
Mehring: Wir sind hier grundsätzlich im Gleichklang damit, was der Innenminister möchte, nämlich die Beschränkungen allmählich wieder lockern. Allerdings schadet es nicht, wenn neben der Regierung auch der Landtag aktiv wird. Zudem kam es bei dem Thema in den vergangenen eineinhalb Wochen zu Konsistenzbrüchen, da war zuletzt nicht alles so logisch. Das erwarten die Menschen aber. Wenn wir bei den allgemeinen Kontaktbeschränkungen etwas zurücknehmen, dann muss das auch für den Sport gelten. Wenn ich in eineinhalb Meter Abstand mit einer haushaltsfremden Person spazieren gehen kann, dann kann ich den Menschen nicht erklären, warum ich mit der gleichen Person nicht aus 20 Meter Abstand Tennis spielen darf. Es gibt keinen Grund, das zu verbieten. Darüber machen wir Freie Wähler uns jetzt Gedanken, das fließt dann ein in ein gemeinsames Regierungskonzept mit der CSU.

BSZ: Wann liegt das Konzept vor?
Mehring: Im Moment müssen wir davon ausgehen, dass Corona uns noch viele Monate beschäftigen wird, da brauchen wir für jede Phase und auch für jede Sportart ein passendes Konzept. Ich wünsche mir natürlich, dass dieses Konzept sehr schnell vorliegt. In einem ersten Schritt muss für den Sport das gelten, was auch für die normalen Kontaktbeschränkungen gilt. Das würde zum Beispiel bedeuten: Das Betretungsverbot für kontaktlose Sportarten wird zeitnah aufgehoben. In einem zweiten Schritt müssen wir schauen, was wir mit den anderen Sportarten machen, also da, wo körperlicher Kontakt stattfindet, wo mehr Menschen beteiligt sind. Hier ist der Zeitrahmen natürlich länger. Ich kann mir aber vorstellen, dass man sich hier an den Lockerungen für die Gastronomie orientiert, die hoffentlich schon bald erfolgen können. Spätestens dann, wenn ich in eine Gaststätte gehen darf, muss ich auch in ein Fitnessstudio gehen dürfen, sofern ich dort Abstand halte.

BSZ: Fordern Sie auch rasche Lockerungen beim Profisport?
Mehring: Natürlich. Auch da muss es gerecht zugehen, die Lockerungen müssen nachvollziehbar sein. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn etwa die Profifußballer vom FC Bayern trainieren dürfen und bei mir zu Hause die Turner in Buttenwiesen, die auch Bundesliga sind, das nicht dürfen. Wir brauchen zudem homogene Lösungen für all die Regionen, mit denen Profivereine im Wettbewerb stehen. Wenn also meine Turner in Buttenwiesen nicht trainieren dürfen, aber deren Mitbewerber in anderen Bundesländern schon, dann funktioniert das nicht, das ist höchst ungerecht.

BSZ: Kommen wir zu den Schutzmaßnahmen im Sport. Was muss man sich darunter vorstellen? Masken?
Mehring: Auch hier sind differenzierte Lösungen nötig. Tennis mit Maske ist eher absurd, weil hier der Abstand sichergestellt ist. Und wenn Leute in einem Fitnessstudio oder einem Yogastudio trainieren mit ausreichend Abstand von eineinhalb oder zwei Metern zueinander, brauchen die ebenfalls keine Maske. Aber die Maske kann vielleicht nötig sein, wenn man das Studio betritt, weil sich da die Leute drängeln. Und beim Thema Duschen muss man halt schauen, wie sich das lösen lässt. Vielleicht, indem Leute einfach mal zu Hause unter die Dusche gehen. Hier sind Pragmatismus und gesunder Menschenverstand gefragt, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.

BSZ: Gibt es Sportarten, die Sie ausnehmen würden in Ihrem Konzept? Kampfsportarten etwa, wo man sich recht nahekommt beim Training?
Mehring: Ich würde keine Sportart ausschließen. Aber im einen Fall geht es eben schneller, im anderen dauert es etwas länger. Mittelfristig muss man für alle Sportarten eine Lösung finden. Mit der Zeit wird sich die Forschung möglicherweise so entwickeln, dass unkomplizierte Schnelltests verfügbar sind. Sodass Trainingspartner vor dem Training einen Corona-Schnelltest machen können. Vielleicht gibt es auch bald zuverlässige Schnelltests, die auf eine vorhandene Immunisierung hinweisen. 

BSZ: Haben Sie einen Überblick, wie viele Sportstätten wegen der Corona-Krise akut existenzgefährdet sind?
Mehring: Es gibt keine exakten Zahlen. Aber mich erreichen schon sehr viele Hilferufe. Mit den bayerischen Soforthilfen für Unternehmen konnte da zwar das Schlimmste abgefangen werden. Aber natürlich können die Studios und Vereine nicht so lange warten, bis ein Impfstoff oder ein Medikament auf dem Markt ist, was ja möglicherweise noch viele Monate dauert. Deshalb brauchen wir eine Zwischenlösung für die Zeit mit Corona. Klar ist: Das wird für die Sportstätten kein Vollbetrieb sein. Ein Fitnessstudio beispielsweise sollte aber unter Auflagen wieder öffnen dürfen, das heißt: Weniger Leute trainieren mit größerem Abstand. Das wird nicht sofort den vollen Umsatz zurückbringen. Aber es bedeutet eben auch nicht die baldige Insolvenz. (Interview: Waltraud Taschner)

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