Landtag

Zwischen Privatleben und Beruf: Viele Frauen im öffentlichen Dienst arbeiten in Teilzeit. Die meisten Führungspositionen setzen aber Vollzeit voraus. (Foto: dpa/Zoonar/Dmitrii Marchenko)

08.12.2025

Teilzeit – das größte Karrierehindernis der Frauen

Der siebte und voraussichtlich letzte Gleichstellungsbericht der Bayerischen Staatsregierung zeigt: Es ist noch einiges zu tun. SPD und Grüne im Landtag befürchten, dass es ohne die Berichtspflicht künftig wieder Rückschritte in der Gleichberechtigung im Staatsdienst gibt

1996 erschien der erste Gleichstellungsbericht in Bayern. Er zeigte erstmals, wie es um die beruflichen Chancen von Männern und Frauen im öffentlichen Dienst bestellt ist. Jetzt erscheint der siebte und wohl auch letzte Bericht. Er zeigt: Es hat sich viel verbessert. Aber es gibt noch Luft nach oben. 

Mit zu hohem bürokratischen Aufwand begründete die Staatsregierung das Aus für den verpflichtend alle fünf Jahre erscheinenden Gleichstellungsbericht. Die Opposition und mehrere Verbände protestierten – aber wohl vergeblich. Im Landtagsausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes stellte Christiane Nischler-Leibl, Leiterin der Abteilung Frauenpolitik, Gleichstellung und Prävention im bayerischen Familienministerium, den Bericht vor und verteidigte den Schritt der Staatsregierung.

Dank neuer gesetzlicher Vorgaben könne man künftig sogar leichter als bislang den Fortschritt überprüfen, erklärte Nischler-Leibl. Und natürlich werde die Staatsregierung auch weiter Daten erheben und zur Verfügung stellen, nur eben nicht in Form eines so aufwendig zu erstellenden Berichts.

Und einen Fortschritt seit dem letzten Berichtszeitraum gibt es zweifelsohne: Stand Ende 2023 waren 59,4 Prozent der Stellen in der Staatsverwaltung mit Frauen besetzt – wenn man die Ausreißer Schuldienst (73,3 Prozent Frauenanteil) und Polizei (28,4 Prozent) herausrechnet. Im sechsten Gleichstellungsbericht hielten sich da Männer und Frauen noch die Waage.

Auch der Anteil der Frauen in Führungspositionen hat in der Staatsverwaltung noch einmal zugenommen, von 45,5 Prozent im Jahr 2018 auf 49,0 Prozent. Allerdings wäre rein statistisch ein deutlich höherer Wert erwartbar, gerade auf der höchsten Qualifikationsebene.

Dass es nicht so ist, liegt vor allem an der hohen Zahl an Frauen, die nicht in Vollzeit arbeiten. 82,8 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind weiblich. Und nur wenige Führungspositionen sind aktuell auf Teilzeit ausgelegt. Damit das künftig anders wird, wurde beispielsweise ein Praxisleitfaden für Führen in Teilzeit erstellt, sagte Nischler-Leibl. Dazu gebe es spezielle Fortbildungsangebote.

Das im Juli in Kraft getretene novellierte Gleichstellungsgesetz sieht zudem verpflichtend die Erstellung von Gleichstellungskonzepten vor. Dabei müssen die Dienststellen Mustervorlagen verwenden und auch Gleichstellungsbeauftragte benennen. 83,3 Prozent der Dienststellen hätten ihre Konzepte schon übermittelt, sagte Nischler-Leibl.

Bei der Entlohnung sieht sie die Gleichberechtigung erreicht. „Es gibt keinen Gender-Pay-Gap im öffentlichen Dienst“, sagte Nischler-Leibl. Dass die Männer trotzdem im Schnitt 209 Euro mehr verdienen, habe andere Gründe: Die Neueinstellungen sind fast alle weiblich und wer neu dabei ist, verdient weniger als jemand, der schon lange dabei ist.

„Der öffentliche Dienst ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber“, sagte Julia Post (Grüne). Das sei aber auch der Gleichstellungsarbeit geschuldet.
Durch die Berichte habe man bisher immer sehen können, wo noch Handlungsbedarf besteht.

Der Bericht sei, auch wenn er von der Staatsregierung kommt, streng nach Faktenlage ohne Parteilichkeit erstellt worden, lobte Arif Tasdelen (SPD). Alfred Grob (CSU), der stellvertretende Ausschussvorsitzende, versicherte, man werde weiterhin an alle Daten kommen – durch die vorgesehene stärkere Digitalisierung sogar besser. Und der Ausschussvorsitzende Martin Brunnhuber (Freie Wähler) erklärte: „Alle sind sich einig, dass man Gleichstellung braucht. Verschwiegen wird nichts.“

Simone Strohmayr (SPD) sagte, natürlich gebe es Verbesserungen in vielen Bereichen. „Aber wir bräuchten 15 Jahre bei der bisherigen Geschwindigkeit, um aufzuschließen.“ (Thorsten Stark)
 

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