Landtag

Die unterschiedlichen Bahnsteighöhen an den bayerischen S-Bahnstationen sind ein Hindernis für barrierefreies Reisen. (Foto: dpa)

05.10.2018

Unterschiedliche Bahnsteighöhen kosten Millionen

Das Bahnsteighöhenkonzept des Bundes sieht vor, alle Bahnsteige in Bayern auf eine einheitliche Höhe bringen

Mal sind sie 38 Zentimeter, mal 55, 76 oder 96 Zentimeter: Die unterschiedlichen Bahnsteighöhen an Haltestellen der Deutschen Bahn (DB) sind dem Bundesverkehrsministerium schon lange ein Dorn im Auge. Denn die Bahnsteighöhe entscheidet zusammen mit der Einstiegshöhe der Züge für Behinderte darüber, ob sie beim Ein- und Aussteigen Hilfe benötigen. Damit Reisende künftig barrierefrei reisen können, will die Bundesregierung mit dem 2017 beschlossenen Bahnsteighöhenkonzept alle Bahnsteige in Deutschland auf eine einheitliche Höhe bringen. Markus Ganserer (Grüne) wollte jetzt wissen, an wie vielen S-Bahn-Haltestellen in Bayern die Bahnsteige geändert werden müssen und was die Staatsregierung von dem Konzept hält.

Das Verkehrsministerium schreibt in seiner Antwort, in Nürnberg müssten insgesamt an 23 S-Bahn-Stationen die Bahnsteige von 96 auf 76 Zentimeter zurückgebaut werden – vor allem die S2 ist davon betroffen. Die voraussichtlichen Modernisierungskosten liegen laut Ministerium bei 11,6 Millionen Euro. Da die Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2012 stammt, dürften die Kosten inzwischen gestiegen sein. Zusätzlich gibt es an der S1 noch vier Stationen mit einer Sonderhöhe von 85 Zentimetern, die ebenfalls gestutzt werden müssen. Hierzu liegen dem Ressort von Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) bisher keine Kostenschätzungen vor. Der Freistaat übernimmt die Planungskosten bis zu Erlangung des Baurechts in Höhe von 1,5 Millionen Euro vollständig. „Die Finanzierung der anschließenden Planungs- und Bauleistungen ist noch offen.“

CSU: Keine Notwendigkeit

In München sieht es bei den Baumaßnahmen nicht besser aus: In der Landeshauptstadt müssen die Bahnsteigkanten an 48 Stationen von Bahnsteighöhe 76 auf 96 Zentimeter angehoben werden – dort sind vor allem die Linien S2, S4, S7 und S8 betroffen. Der Freistaat beteiligt sich laut Ministerium auch hier bei vielen Stationen an den Planungskosten bis zur Erlangung des Baurechts. Eine Kostenschätzung liegt bisher nicht vor.

Insgesamt existieren an Bayerns Bahnhöfen noch rund 1000 weitere Bahnsteige, die eine Höhe von 38 Zentimetern oder sogar noch darunter aufweisen. An ihnen könnte es beim Einsatz neuer Züge mit einer Einstiegshöhe von 76 Zentimetern sogar ein sogenanntes Bedienverbot geben.

„Allein auf Bayern bezogen sähe die Staatsregierung keine Notwendigkeit, ein neues, bundesweit einheitliches Bahnsteighöheninstrumentarium zu schaffen“, schreibt das Verkehrsministerium. Die bisherige Vereinbarung zwischen DB und Freistaat hätte gut funktioniert. „Bund und DB haben nun diesen Aspekt überraschenderweise auf die Agenda gehievt.“ Die Staatsregierung wolle sich einem bundesweit einheitlichen Konzept aber nicht verschließen – wenn dies modifiziert werde. So sollen zum Beispiel auch 55 Zentimeter als Regelhöhe für Bahnsteige definiert werden. (David Lohmann)

Kommentare (4)

  1. muehl500 am 14.10.2018
    peinlich - peinlich. Ich bin Rollstuhlfahrer. In Augsburg und Dresden bauen sie gerade an den Bahnsteigen. Mal sehen, was das wird.
  2. Konzeptlos am 10.10.2018
    "So sollen zum Beispiel AUCH 55 Zentimeter als Regelhöhe für Bahnsteige definiert werden" - wieviele verschiedenen "Regel"-Höhen hätten's denn gern? Wieder einmal konterkariert man mit unsinnigen Querschüssen eine eigentlich sinnvolle bundesweite Vereinheitlichung.

    Aber was will man von einer Staatsregierung erwarten, die angeblich für eine so positiv klingende "Verschlankung der Gesetzgebung" eintritt, und deshalb seit einiger Zeit bei Gesetzesänderungen sukzessive alle Inhaltsverzeichnisse aus den bayerischen Gesetzen streichen lässt, so dass sich bald wirklich niemand mehr im dort produzierten Gesetzesdschungel auskennt...?

    Es geht den Verantwortlichen (nicht nur den Politikern, inzwischen auch der über Generationen hinweg auf Linientreue eingeschworenen Ministerialbürokratie) gar nicht mehr um Bürgerfreundlichkeit/Behindertenfreundlichkeit/Kompatibilität, sondern nur darum, den eigenen Willen durchzusetzen...
  3. Schlicksbier am 10.10.2018
    und noch einmal so viel dürfte Austausch der Züge kosten welche weder zu alten noch neuen Bahnsteighöhen passen und nicht selten im inneren Barrieren aufweisen.
    zudem ist häufig das Thema eines barrierefreien Bahnsteigzuganges noch nicht gelöst.
  4. Wie bitte? am 09.10.2018
    In Nürnberg sollen die Höhen von 96 cm auf 76 cm gesenkt werden und in München von 76 cm auf 96 cm erhöht.

    Was ist da dann einheitlich???
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