Leben in Bayern

Könnten bald von der Bildfläche verschwunden sein: Spatzen. (Foto: dpa)

20.03.2017

Bedrohung Mensch

Der Spatz begleitet den Menschen seit Jahrtausenden. In seiner Nähe fand er stets ausreichend Futter und Nistplätze. Doch die Zeiten sind vorbei

Mit Kanonen auf Spatzen schießen - so sagt man, wenn jemand zu viel Wirbel um eine Lappalie macht. Wem ein Spatzenhirn attestiert wird, der hat intellektuell vermeintlich wenig zu bieten. Und es gibt Liebende, die einander Spatz nennen. Der Spatz, das zeigt diese kleine Auswahl an Redensarten, ist in aller Munde. Der kleine, braun gemusterte Vogel, der häufig in Gruppen unterwegs ist und dabei eine Menge Gezeter veranstaltet, wirkt so gewöhnlich - und hat doch einen festen Platz im Sprachschatz der Menschen. Das hat seine Gründe. Der Spatz, oder Haussperling, wie die Art korrekt heißt, ist ein Kulturfolger. Vor einigen Jahrtausenden hat der Spatz festgestellt, wie gut er es in der Nähe von Menschen hat. Dass dort immer ein paar Krumen abfallen, die er wegschnappen kann, dass in den Hütten immer irgendwo eine Ritze frei ist, in der er seine Eier ausbrüten kann. "Es war super für den Spatz, bei uns zu leben", sagt die Spatzen-Expertin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV), Lorena Heilmaier. Also hat er sich den Menschen an die Fersen geheftet und folgte ihnen bis in die Städte. Doch bald könnte er von der Bildfläche verschwunden sein: Der Spatz ist heute vom Aussterben bedroht.

Kaum mehr Nahrung - vor allem in den Städten

Das Bayerische Landesamt für Umwelt führt den Vogel seit 2016 in der Roten Liste der gefährdeten Tiere Bayerns. "Die Bestände des Haussperlings sind rückläufig, der kurzfristige Bestand zeigt einen Rückgang um mehr als 20 Prozent", sagt ein Sprecher. LBV-Expertin Heilmaier formuliert es so: "Als Charaktervogel der bayerischen Biergärten ist der Hausspatz auf der Suche nach Brezenbröseln unter vielen Biertischen im Freistaat mittlerweile verschwunden." Das liegt unter anderem daran, dass der Spatz kaum noch Nahrung findet. Am liebsten mag er Insekten und Grassamen. An beiden mangele es ihm mittlerweile, vor allem in den Städten, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Bayern. "Wegen der intensiven Landwirtschaft finden die Hausspatzen weniger Insekten." Gleichzeitig führe das sorgsame und regelmäßige Trimmen von Rasenflächen dazu, dass die Pflanzen dort nicht zum Blühen und Fruchten kommen. Der Vorliebe für englischen Rasen falle somit die zweite Nahrungsquelle der Spatzen zum Opfer. Außerdem gibt es für den Spatz nur noch wenige Brutplätze. "Spatzen nisten in Gebäudenischen", sagt Margraf. Im Zuge von Gebäudesanierungen und wegen der energetischen Bauweise gingen allerdings viele solcher Plätze verloren. "Es ist durchaus positiv, dass Gebäude saniert werden, aber man sollte dabei Hohlräume und Nistnischen erhalten", rät die Biologin.

Was schon helfen würde: Den Rasen mal einfach wachsen zu lassen

Die Sorge um das Schicksal des kleinen braunen Vogels treibt nicht nur Tierschützer in Bayern um. Die indische Naturschutzorganisation "Nature Forever Society" hat deshalb den Weltspatzentag ins Leben gerufen, der seit 2010 alljährlich am 20. März auf den Rückgang der Spatzen aufmerksam machen soll. Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Mensch den Vogel retten kann, der ihn über Jahrtausende begleitet hat. So empfiehlt Margraf, Kästen am Haus anzubringen, in denen Spatzen nisten können. Gerne auch mehrere nebeneinander, denn Spatzen sind gesellig. Wer einen größeren Garten hat, könne Hecken anlegen, in den die Vögel sich gerne tummeln. Oder seinen Rasen einfach mal wachsen lassen, ohne ihn ständig zu mähen.
(Wera Engelhardt, dpa)

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