Leben in Bayern

Erst Kriminalassistent Harry Klein, dann der intrigante Bürgermeister Wöller: Fritz Wepper ist eines der prominentesten Seriengesichter des deutschen Fernsehens. Jetzt wird er 75 und wagt sich für einen Bezahlsender in die finstere Gedankenwelt eines Serienmörders. (Foto: dpa)

16.08.2016

Fritz Wepper wird 75: "Wepperboys", Intrigen und das Böse

Er ist eines der prominentesten Seriengesichter des deutschen Fernsehens

Intrigant, aufbrausend und egoistisch: Bürgermeister Wöller ist für die Klosterschwestern von Kaltenthal kein leichter Gegner. Seine Fantasie ist unerschöpflich, wenn es darum geht, den Nonnen der ARD-Erfolgsserie "Um Himmels Willen" das Leben schwer zu machen. Für Schauspieler Fritz Wepper eine unterhaltsame Rolle, kann er sich doch lauter Gemeinheiten leisten. Seinen Part sieht er als Ventil, vor allem für die Fans: "Es gibt Zuschauer, die so gerne mal ihrem Chef so richtig die Meinung sagen möchten. Und das mache ich vielleicht stellvertretend", sagte der Münchner, der am 17. August 75 Jahre alt wird, mal der Deutschen Presse-Agentur. Ausruhen will er sich auf seinen Lorbeeren aber nicht - im Gegenteil. Im Herbst taucht er in finsterste Abgründe ein, in der Rolle eines brutalen Killers.

Seit 2002 leitet Wepper als Bürgermeister die Geschicke der fiktiven niederbayerischen Stadt Kaltenthal. Eine lange Zeit - für Wepper aber ist so eine Beständigkeit nicht ungewöhnlich. Fast 30 Jahre lang war er der Kriminalassistent Harry Klein, von 1968 bis 1974 an der Seite von Erik Ode in Herbert Reineckers ZDF-Kultserie "Der Kommissar", dann als Partner von "Derrick", ebenfalls ein Dauerbrenner, bis das ZDF die Serie aus dem Programm verbannte, als 2013 die Mitgliedschaft des Hauptdarstellers Horst Tappert in der Waffen-SS während der Nazi-Zeit bekannt wurde. Ein Satz ist aber immer noch legendär und untrennbar mit Wepper verbunden: "Hol schon mal den Wagen, Harry".

Glaubwürdiger Schauspieler


"Dass die Zuschauer es mir gestattet haben, Harry Klein gewesen zu sein und nun als Bürgermeister Wöller wahrgenommen zu werden: Das war für mich die höchste Auszeichnung als glaubwürdiger Schauspieler", resümiert Wepper, der bei seinen Rollen gerne auf Beständigkeit setzt. "Ich halte meine Verabredungen. Ich würde niemandem empfehlen, aus einer Serie auszusteigen", rät er. "Wenn die Gesundheit mitmacht - und es hängt ja auch mit dem Alter zusammen, inwieweit man diese Leistung bringen kann - möchte ich so lange dabei sein wie möglich."

Das Publikum freut es. Wepper ist populär und besitzt viele Auszeichnungen, etwa den Deutschen und den Bayerischen Fernsehpreis. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nannte den Münchner einen Volksschauspieler. Egal ob Kaltenthal oder die Fernseh-Kripo - es ist eine Welt mit festen Werte und Maßstäben, überschaubar und leicht spießig. Selbst Wöller besitzt ein gutes Herz, auch wenn er das meist gut zu kaschieren weiß. Und es gibt immer wieder etwas zu lachen.

Dinge nicht so ernst nehmen


"Von meiner Mutter und meiner Großmutter habe ich gelernt, Dinge nicht so ernst zu nehmen", sagte Wepper einmal. Dabei war seine Kindheit entbehrungsreich. Als er etwa drei Jahre alt war, wurde sein sein Vater 1944 in Russland als vermisst gemeldet. Die Mutter musste sich mit ihm und dem knapp drei Jahre jüngeren Bruder Elmar alleine durchschlagen. Trotzdem ging es fröhlich zu. Seine Mutter sei sehr kultiviert gewesen und habe ihnen das Lachen beigebracht, erinnert sich der Darsteller. Das Erbe: Selbstironie und Mutterwitz.

Es verwundert nicht, dass Wepper für das legendäre Schauspielerduo Walter Matthau und Jack Lemmon schwärmt, berühmt für Komödien wie "Der Glückspilz" oder "Ein seltsames Paar". Schon als Kind liebte er Film und Theater, angeregt durch die Scherze des Münchner Komikers Karl Valentin, später durch Filme mit Peter Alexander rund um Graf Bobby und Baron Mucki. 1952 schaffte er es selbst auf die Bühne des Münchner Staatstheaters im Kinderstück "Peter Pan". 1959 dann der Durchbruch, auch international, mit Bernhard Wickis Antikriegsfilm "Die Brücke". Auch in Filmen wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" oder "Cabaret" spielte er mit. 1968 wurde er TV-Polizist.

"Die fabelhaften Wepperboys"


Besonders gerne spielte Wepper in der ARD-Krimi-Reihe "Mord in bester Gesellschaft", die nun eingestellt wurde. Als Psychologe Wendelin Winter stand er gemeinsam mit seiner Tochter Sophie vor der Kamera, als ihr Filmvater. Beruflich und privat lässt er sich gerne von ihr um den Finger wickeln. "Wir verstehen uns prächtig, gerade auch durch unseren ähnlichen Humor", schwärmte Wepper einmal.
Sein Bruder ist auch Schauspieler - in ernsteren Filmen wie "Kirschblüten Hanami", weniger in Komödien. Das BR Fernsehen widmet den Brüdern anlässlich Weppers Geburtstag sogar ein Porträt: "Die fabelhaften Wepperboys", am 15. August um 19.15 Uhr. Ansonsten dringt wenig über sein Privatleben nach außen. 1979 heiratete er seine Freundin Angela, 1981 wurde Sophie geboren. 2009 dann ein Bruch: Wepper ging eine Beziehung zu einer 35 Jahre jüngeren Frau ein und bekam mit ihr 2011 auch eine Tochter. Doch 2012 kehrte Wepper wieder zu seiner Ehefrau zurück. Wer mehr Details wissen will, den verweist der Schauspieler auf seinen Lieblingsschriftsteller Oscar Wilde: "Nicht die Frage ist indiskret, sondern die Antwort".

Kurz vor seinem 75. Geburtstag setzt Wepper nun einen Kontrapunkt mit der Kriminalreihe "Protokolle des Bösen", ab 24. September um 21.50 Uhr im Bezahlsender A & E. Schauspieler spielen darin Interviews mit Serienkillern nach. Weppers Part: Ein brutaler Mörder von drei Menschen, der sich noch Jahre später an grausamen Fantasien ergötzt: "Ich könnte jederzeit töten, wie ein Monster; ich liebe dieses Biest". Keine einfache Rolle: "Die Darstellung dieses Mörders und Psychopathen ist eine der größten Herausforderungen meiner bisherigen schauspielerischen Laufbahn", gibt Wepper zu. "Seine Taten gehören zu den schlimmsten, zu denen Menschen überhaupt in der Lage sind."
(Cordula Dieckmann, dpa)

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