Leben in Bayern

In Grainau ist der Bär los: Kinder mit ihren zotteligen Gefährten. (Foto: Lucia Glahn)

14.02.2020

Kinder im Maschkera-Fieber

Daniel Neuner aus Garmisch-Partenkirchen setzt sich für den Erhalt eines einzigartigen Fastnachtsbrauchs ein

Bald sind sie wieder unterwegs: die Maschkera im Werdenfelser Land. Mit ihren Holzlarven ziehen sie musizierend durch die Straßen und Wirtschaften. Am unsinnigen Donnerstag, dem 20. Februar, ist vielerorts einer der Höhepunkte des wilden Treibens.

Punkt zwölf geht’s los in Mittenwald. Dann stampfen und hüpfen die Schellenrührer mit ihren Larven durch die Fußgängerzone. Die schweren Kuhglocken an ihrem Gürtel läuten bei jedem Schritt – früher wollte man damit böse Geister und den Winter vertreiben. Auch in Grainau, Garmisch-Partenkirchen und anderen Ortschaften geht es rund. Auf ihre Larven sind die Einheimischen stolz, oft besitzen sie wertvolle Erbstücke, die noch vom Urgroßvater stammen.

Oberstes Gebot: unerkannt bleiben

Wer die Fasnacht kennenlernen möchte, sollte zu einem der „Gungelabende“ in die Wirtschaft gehen, empfehlen Einheimische. Wobei es kleine Unterschiede zwischen den Orten gibt. Während in Mittenwald die Maschkera unerkannt mit den Frauen im Dirndl tanzen, geht es in Garmisch etwas wilder zu. Dort treiben Maschkera gerne Späße oder führen ein kurzes, improvisiertes Schauspiel auf – da staubt zum Beispiel eine Gruppe von Bäckern das Mehl auf den Wirtstisch, um „Brezen zu backen“. In Grainau ist am unsinnigen Donnerstag im wahrsten Sinne des Wortes der Bär los: Schon die ganz jungen Maschkera-Geher nehmen als „Bärenführer“ ihren Zottelfreund an die Leine. Und wenn das „Muiradl“ (Mühlrad) vorbeisaust, sollte besser niemand im Weg stehen. Eine Gruppe Maschkera zieht in rasantem Tempo und unter Peitschenknallen einen schweren Baumstamm durch die Hauptstraße des Zugspitzdorfs. Darauf kreiselt in gefährlicher Schräglage ein Wagenrad, auf dem ein Maschkera-Pärchen so gut wie möglich aufrecht sitzt. Dahinter folgt die Maschkera-Musi, eine Gruppe mit teils furchteinflößenden Hexenmasken, die mit Ziehharmonika und Trommeln für Stimmung sorgt. Zwischendurch gibt es einen Schnaps und immer wieder einen Einkehrschwung in die Wirtschaft.

Damit der „einzigartige Brauch“ erhalten bleibt, hat sich der Musikkabarettist, Schnitzer und leidenschaftliche Maschkera-Geher Daniel Neuner aus Garmisch-Partenkirchen schwer ins Zeug gelegt. Vor sechs Jahren gründete der Larven- und Kostümsammler mit Caroline Mangler eine Kindergruppe in Garmisch und führte sie in die Tradition des Maschkera-Gehens ein. Damit erfüllte sich Neuner einen lang gehegten Traum. „Die Buben und Mädchen sind mit Leib und Seele dabei“, schwärmt Neuner. Ein Bub habe sich zu Weihnachten für den Schellenrührer sogar passende Glocken gewünscht, die die Eltern extra anfertigen ließen. Kleine Larven schnitzt Neuner selbst, er näht auch Kostüme oder gibt sie in Auftrag. Bei den Einheimischen kommt das ehrenamtliche Engagement gut an: Ein Trachtengeschäft spendierte passende Gewänder. Die Wirte servieren dem Fasnachts-Nachwuchs gerne Spezi und Pommes. „Und die Gruppe wächst“, freut sich Neuner, der dieses Jahr wieder einen großen Umzug am Faschingssonntag in Garmisch organisiert. Heuer sind 30 bis 40 Kinder dabei. Und sie haben ein volles Programm: Sie treten zum Beispiel auch im Seniorenheim auf.

Oberstes Gebot für den erwachsenen Maschkera ist es, unerkannt zu bleiben und nie die Maske abzusetzen. In Mittenwald ist es noch besonders streng, da darf sich keine Frau hinter der Larve verstecken. „Hier sehen wir das locker“, sagt Neuner und lacht. Seine Ururgroßmutter, klein und zierlich, konnte den Vierspanner fahren und so schwer arbeiten wie ein Mann. „Deswegen hatte sie auch einen Platz am Männerstammtisch.“
(Lucia Glahn)

Foto im Text (Lucia Glahn): Sorgt für Fastnachts-Nachwuchs: Daniel Neuner.

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