Leben in Bayern

Vier Drittklässler der Schweinfurter Auenschule führen ihren selbst entwickelten Schweini-Robo vor. Mit dem Roboter, der Hundehaufen wegräumt, haben sie den ersten Platz des "Weltretter-Wettbewerbs" gewonnen. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

07.03.2016

Schweini-Robo soll saubermachen

Hundehaufen überall, doch anstatt eine Strafe für Hundehalter zu fordern, entwickeln Schweinfurter Grundschüler einen Roboter. Der könnte bald für saubere Gehwege

Irgendwann sind die Drittklässler der Schweinfurter Auen-Grundschule es leid: "Wir haben uns immer geärgert, dass auf dem Schulweg so viele Hundehaufen liegen", sagt Noah Stürmer (9). Bei Ärger und Ekel bleibt es jedoch nicht. Kurzerhand entwickeln die Schüler den Schweini-Robo - einen kleinen Roboter, der Hundehaufen erkennt, aufsammelt und wegräumt. Dafür haben die zwei dritten Klassen jetzt den ersten Preis beim Weltretter-Wettbewerb des "Zeit"-Verlags gewonnen.

Zeitgleich, als die Schüler der 3b im Herbst Klassenlehrerin Daniela Behr von ihrem Ärger erzählten, wurde auch ihre Heimatstadt Schweinfurt aktiv. Das Projekt "Einpacken und Mitnehmen!" startete. Eine Kampagne gegen Kaugummi, Müll, Zigarettenkippen und Hundehaufen auf der Straße. Wer einen Haufen liegen lässt, muss 50 Euro zahlen. "Wir fanden das ein bisschen komisch, dass man dafür zahlen muss, weil manche Leute sich ja gar nicht mehr bücken können", sagt Benjamin Brädlein (9).

"Irgendwie hat sie der Roboter nicht mehr losgelassen", sagt Behr, die auch stellvertretende Schulleiterin ist, über ihre Schüler. Die Kinder fotografieren Hundekot auf dem Schulweg, markieren neue Haufen auf einer Karte - und haben ständig neue Ideen: eine App fürs Handy, Solarzellen auf dem Dach des Roboters, eine Waschstraße zur Reinigung. Den Schweini-Robo konstruiert und programmiert die 3b zusammen mit Mirjam Falge von der Wissenswerkstatt Schweinfurt. Die 3a von Jana Schmitt ist für die App zuständig.

Serientauglich ist der Schweini-Robo zwar noch nicht, die Stadt hat einem Testlauf aber schon zugestimmt

Wie Schweini-Robo funktioniert? "Der Roboter kommt dahin, wo die Kacke liegt, sammelt sie auf und fährt weiter in die Waschstraße", erklärt die neunjährige Moesha Miller. Die Waschstraße ist bislang nur aus Pappe gebastelt; serientauglich und für den Straßenbetrieb geeignet ist Schweini-Robo noch nicht.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland in Sachen Robotereinsatz hinterher. Bislang werden Roboter vor allem im Fahrzeugbau eingesetzt. In jüngster Vergangenheit habe es in der Robotik jedoch bedeutende Fortschritte gegeben, sagte Ingrid Ott von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) Mitte Februar bei der Vorstellung des EFI-Jahresgutachtens für die Bundesregierung. "Dadurch werden Industrieroboter nicht nur immer kleiner, leichter, billiger und flexibler im Einsatz, sondern sie verlassen zunehmend auch die Sicherheitsräume in der Massenproduktion und arbeiten direkt mit Menschen zusammen." Denkbar sind jetzt Serviceroboter, die etwa in der klinischen Pflege assistieren, in der Logistik Transportaufträge abwickeln oder Reinigungsarbeiten verrichten.

Problem Hundekot in den Kommunen: Allein in Nürnberg kommen täglich fünf Tonnen zusammen

Hundehaufen sind ein Problem vieler Kommunen. Allein in Nürnberg kommen täglich fünf Tonnen Hundekot zusammen. Deshalb stehen 100 Kotbeutel-Spender im Stadtgebiet, wie eine Sprecherin des Servicebetriebs öffentlicher Raum sagt. In München gibt es sogar 800 Spender, sechs Millionen Beutel werden im Jahr von Hundehaltern verbraucht.

Auch in Berlin beklagten immer mehr Bürger Hundekot auf Straßen, Gehwegen, Kinderspielplätzen, in Grünanlagen und auf Liegewiesen, wie das Bezirksamt Treptow-Köpenick auf seiner Homepage schreibt. "Hundekot ist nicht nur ekelerregend, sondern er birgt auch gesundheitliche Gefahren für Mensch und Tier." Verwarnungsgeld für liegengelassene Haufen: 35 Euro.

Die Kampagne "Einpacken und Mitnehmen" in Schweinfurt sei gut angelaufen, sagt Stadtsprecherin Anna Barbara Klenk. "Ob Schweini-Robo sich als tatkräftiger Helfer für die Stadt Schweinfurt herausstellt, wird sich zeigen - einem Testlauf stehen wir aber grundsätzlich sehr offen gegenüber." (Michel Winde, dpa) Foto (dpa): Zum Schweini-Robo gehört auch eine Waschstraße.

Hintergrund: Von DNA bis Tatörtchen: Wie Städte sich gegen Hundehaufen wehren
Plakatkampagnen und Hundekotbeutel sind die Klassiker im Kampf gegen Hundehaufen. Jahr für Jahr werden Millionen Kotbeutel verbraucht - allein sechs Millionen in München. In Nürnberg kommen täglich rund fünf Tonnen Hundekot zusammen, in Berlin sind es rund 30 Tonnen täglich. Einige Städte versuchen es mit anderen Ideen - eine Auswahl:

- Neben den Beutelspendern sind in Nürnberg zwei Mitarbeiter der Stadt in den Sommermonaten auf Motorrollern in städtischen Parks unterwegs. Die Roller haben ein Saugrohr, das die Hundehaufen direkt in einen Sammeltank befördert.

- Eine andere Methode ist es, eine DNA-Datenbank für Hunde einzurichten. Wenn darin alle ortsansässigen Hunde registriert sind, könnte der Häufchensünder mit gerichtsmedizinischer Präzision ermittelt werden. Ein europäischer Vorreiter dieser Idee ist Neapel.

- Einen entsprechenden Antrag haben die Freien Wähler 2015 auch im Münchner Stadtrat gestellt - und wegen des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung eine Absage kassiert: Eine derartige Datenbank sei rechtlich nur auf Grundlage eines Bundes- oder Landesgesetzes zulässig.

- Die Stadt Teltow in Brandenburg hat im Herbst die Kampagne "Teltows Tatörtchen" gestartet, um Hundehalter zu mehr Sauberkeit zu bewegen: Zum Auftakt versammelte sich eine verkleidete Ermittlergruppe hinter Absperrbändchen um einen überdimensionalen Kothaufen und spürte dem Verursacher nach. (dpa)

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