Die Lichter in den Hotels und Restaurants bleiben aus, die Tische sind unbesetzt, aus den Zapfhähnen kommt kein Bier und aus den Küchen kein Schnitzel. Seit November schon befindet sich die Gastronomie im Lockdown. Eine erzwungene Auszeit, die viele Gastwirte und Hotelbesitzer mutlos werden lässt. Einer will seinen Kollegen nun eine Stimme geben: Stefan Dietl, der „singende Wirt“ aus Elisabethszell im Landkreis Straubing-Bogen. Dietl, der durch TV-Auftritte und Konzerte bereits einige Bekanntheit errang, hat extra ein Lied geschrieben, das Gastwirte aufmuntern soll. Wir sind Helden ist seit dieser Woche auf Youtube zu finden.

In regelmäßigen Videokonferenzen mit rund 30 Hotelbesitzern aus dem Bayerwald hat Stefan Dietl gemerkt, wie sehr die befreundeten Hoteliers und Gastwirte unter der Situation leiden. „Ich wollte daher ein Lied schreiben, das zum Durchhalten auffordert, denn es wird eine Zeit nach dem Lockdown geben und wir werden lernen müssen, mit Corona zu leben“, sagt der 52-Jährige. Er weiß, dass es gerade einigen Betrieben sehr schlecht geht. Sein Lied soll zeigen, was die Branche für den Gast leistet und Lust auf die Zeit machen, wenn die Hotels und Gaststätten wieder aufsperren.

„Koa Tag is wie der andere, weil wir net am Fließband steh’n, und mit unserem Herzen immer alles geb’n“, heißt es in Wir sind Helden. Und: „Wir lieben unseren Job, den man nicht arbeitet, sondern lebt, bei dem man jeden Tag aufs Neue mit seinem Team alles gibt.“ Und an die Gäste wendet sich Stefan Dietl in seinem Lied auch: „Tritt herein in unser Leben, du wirst bei uns willkommen sein.“ Den Text hat Dietl gschrieben, die Melodie haben die Brüder Groiß aus der Wachau komponiert. Aufgenommen wurde der Song coronabedingt in drei Studios. Das habe gut funktioniert, blickt Dietl zurück – man habe einfach die Dateien hin- und hergeschickt und sich abgesprochen.

Stefan Dietl ist nicht nur mit ganzem Herzen Gastronom, sondern auch Musiker. Mit seiner Band, den Aufdrehern, hat er schon einige CDs aufgenommen – und auch Konzerte in ganz Europa gespielt. Auch Live-Auftritte fallen aber natürlich gerade aus. Eigentlich hätte er dieses Jahr um die 60 gehabt – und auch auf vier Schiffsreisen gespielt.

Der Wirt befürchtet ein großes Gastro-Sterben

Und auch, wenn Dietls Lied als Mutmacher dienen soll: Der singende Wirt befürchtet, dass die Häuser erst wieder an Pfingsten aufsperren könnten und dass viele Gastronomen diese schwierige Zeit nicht überleben werden. „Wir werden ein großes Gastronomie-Sterben haben“, bedauert er. Desto mehr sei der Zusammenhalt wichtig.

Nach dem ersten Lockdown sei sein eigenes Hotel Mariandl wieder eine beliebte Anlaufstelle gewesen, erklärt Dietl. Damit seine Angestellten die schwierige Zeit, teilweise mit Kurzarbeit, durchhalten, hat er ihnen einen Corona-Bonus bezahlt, es gab Weihnachtsgeld und im Januar einen Vorschuss aufs Urlaubsgeld. „Dass mein Team zu mir hält, ist mir enorm wichtig und gibt mir viel Kraft“, so der Gastronom und Musiker.
Und auch die Gäste sind ihm treu ergeben: „Ich bekomme am Tag zwischen 60 und 80 Nachrichten, in denen steht: Sobald du wieder aufmachst, kommen wir“, freut sich Dietl auf die Zeit nach dem Lockdown.
(Melanie Bäumel-Schachtner)