Leben in Bayern

Auf der Münchner Theresienwiese wird wieder gefeiert: Am Freitag startete nach zwei Jahren Pause das Frühlingsfest. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

25.04.2022

Mediziner: "Infektionsrisiko kein Absagegrund"

Nächste Woche will die Stadt München entscheiden, ob das Oktoberfest dieses Jahr stattfinden kann. Die Zeichen stehen auf Wiesn. Wie gefährlich wird das?

Der Münchner Infektiologe Christoph Spinner sieht bei einem möglichen Oktoberfest 2022 durchaus eine gesteigerte Infektionsgefahr. "Wenn die Wiesn so stattfindet, wie wir sie kennen, ist sie natürlich ein Infektions-Risiko-Ereignis", sagte Spinner der Deutschen Presse-Agentur. Er sehe jedoch keinen Grund, das Oktoberfest wegen Corona erneut abzusagen. Schließlich sei niemand gezwungen, das Volksfest zu besuchen. Nächste Woche will die Stadt München entscheiden, ob die Wiesn stattfindet. Zwei Mal hintereinander war das größte Volksfest der Welt mit seinen rund sechs Millionen Besuchern wegen der Pandemie abgesagt worden.

Sollte es grünes Licht geben, gelte für diejenigen, die auf die Wiesn gehen: "Die Übertragungswahrscheinlichkeit dort ist zwar hoch. Aber wir werden Schritt für Schritt dahin kommen, dass wir Großveranstaltungen wieder mit gutem Gefühl zulassen können", sagte Spinner, der Pandemie-Beauftragter des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München ist. "Wir sind in einer Phase, in der der Staat entscheiden muss, wo er noch eingreifen muss und will."

Die Gefahr, an Covid-19 zu sterben, sei inzwischen geringer als bei der Virusgrippe. In den Kliniken würden immer weniger Patienten vorrangig wegen Corona behandelt. "Das klinische Bild hat sich verändert." Gründe seien die geringere Krankheitsschwere bei Omikron sowie zunehmender Immunschutz in der Bevölkerung. Rund 80 Prozent der Menschen seien geimpft oder hätten eine Infektion durchgemacht.

Infektiologe Spinner: "Wir müssen mit dem Virus leben lernen"

Sollte die Wiesn nur für Geimpfte und Genesene zugänglich sein, würde das zunächst das Infektionsrisiko direkt auf dem Volksfest senken. Jedoch besteht hiervon unabhängig auch eine Infektionsgefahr für die Umgebung - vor allem durch Reisende. Jeder könne sich durch eine Impfung vor einem schweren Erkrankungsverlauf schützen. "Ich unterstütze sehr stark die These, dass wir mit dem Virus leben lernen müssen." Dazu gehörten dann auch wieder Großveranstaltungen.

Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass sich irgendwann eine neue gefährlichere Variante ausbreite. "Selbst wenn sich das Virus verändert, haben so viele Menschen inzwischen Kontakt zu dem Virus gehabt, so dass sich eine stabil höhere Immunkompetenz etabliert hat. Die Pandemiesituation hat sich nachhaltig geändert."

Es gehe weiter darum, vulnerable Gruppen besonders zu schützen und Therapien für diejenigen anzubieten und weiterzuentwickeln, bei denen der Schutz durch die Impfung nicht ausreichend oder gar nicht greife.

Was das Oktoberfest betrifft, rät der Mediziner: "Wenn Sie Corona vermeiden wollen, dann gehen Sie lieber nicht auf die Wiesn."

Nicht zuletzt grassierte auch früher - bedingt durch die großen Menschenansammlungen und die Enge in den Bierzelten - die sogenannte Wiesn-Grippe: Ärzte registrierten zur Volksfestzeit und danach im Raum München erhöhte Zahlen von grippalen Infekten.
(Sabine Dobel, dpa)

Münchner Festwirte fordern "Ja" zur Wiesn
Vor der Entscheidung über das Oktoberfest in München fordern die Festwirte ein klares "Ja" zur Wiesn. "Die Münchner haben eine tiefe Sehnsucht nach der Wiesn", sagte am Sonntag Peter Inselkammer, einer der beiden Sprecher der Vereinigung der Münchner Wiesnwirte. 

Dass Volksfeste wieder möglich seien, habe sich in anderen Städten Bayerns gezeigt, etwa beim Würzburger Frühlingsfest oder beim Augsburger Plärrer. Ob beim Gäubodenvolksfest in Straubing oder bei der Regensburger Dult - überall in Bayern liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, sagte Inselkammer.
 
Christian Schottenhamel von den Wiesnwirten sagte am Sonntag: "Wir wollen ein Oktoberfest, so wie es früher mal war. Ein friedlicher Ort für München und die Welt, um zu feiern und fröhlich zu sein." Die Wiesn sei ein großer Wirtschaftsfaktor für München und das Umland.
Die Mitarbeiter bräuchten endlich eine Perspektive. "Es geht um die Existenzen der Fieranten und Schausteller, aber auch um viele kleine Lieferanten und Produzenten in der Region."

Inselkammer zufolge hat das "Kulturgut Wiesn" gelitten. Auf dem Oktoberfest gebe es Traditionen und Bräuche wie den Trachtenumzug und das Standkonzert, die es zu bewahren und zu erhalten gelte. "Man muss sie leben, damit sie leben und nicht in Vergessenheit geraten." Die Wiesn sei mehr als ein Volksfest, sagte Inselkammer. "Sie ist ein Stück Münchner Lebensgefühl. Und das wollen wir wiederhaben."
(dpa)

 

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