Leben in Bayern

Wanderer gehen im Nationalpark Berchtesgaden auf einem Weg. (Foto: dpa/Oliver Berg)

15.03.2023

Zu viel Wild, zu hohe Kosten: Rechnungshof kritisiert Nationalpark

1978 wurde Deutschlands einziger Alpen-Nationalpark gegründet. Während Besucher im Berchtesgadener Land die Idylle und die Natur genießen, hagelt es von ungewohnter Stelle massive Kritik

In Deutschlands einzigem Alpen-Nationalpark Berchtesgaden gibt es nach Ansicht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (ORH) zu viel Wild. Aus Sicht der Prüfbehörde sind die zu hohen Wildbestände die Ursache für die Verschwendung von Steuergeldern für Baumpflanzungen.

Die Entwicklung eines stabilen Bergmischwalds werde auch 45 Jahre nach Gründung in Teilen bis heute nicht erreicht, teilte der ORH am Mittwoch in München mit. Dies widerspreche dem zentralen Ziel des 1978 gegründeten Nationalparks.

Konkret monieren die Rechnungsprüfer Baumpflanzungen im Wert von mehr als 250 000 Euro, die wegen des zu hohen Wildbestands notwendig wurden, jedoch nicht ausreichten, um die Lage der Bepflanzungen zu verbessern. In einem Teilbereich des Nationalparks lebe so viel Wild, dass das Aufwachsen von Mischbaumarten durch Wildverbiss verhindert werde.

Angesichts dieser Defizite sehen die Rechnungsprüfer auch die jährlichen Ausgaben für Rotwildfütterungen im sechsstelligen Bereich kritisch. In fünf Jahren seien dafür Kosten von rund 700 000 Euro entstanden.

Wie schon 2009 prüfte der ORH nach eigenen Angaben die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden in den Jahren 2021 bis 2022. Um einen standorttypischen Mischwald aufzubauen, wären vor allem Maßnahmen zur Waldverjüngung und die Regulierung des Wildbestands nötig, heißt es weiter in der Mitteilung.

Entgegen der Empfehlungen eines Expertengremiums aus dem Jahr 2011 seien aber schon damals Defizite nicht entschieden angegangen worden. "Das kostet bares Geld."

Kernproblem: die Jagd

Ein Kernproblem sei die Jagd: Abschusspläne würden nicht erfüllt und Datenerhebungen zu Wildbestand und Wildverbiss seien bis 2021 trotz hohen Personalaufwands nicht ausreichend valide gewesen. Wissenschaftlich basierte wildbiologische Untersuchungen gebe es erst seit Ende 2021.

Dringenden Optimierungsbedarf sieht der ORH auch beim Nationalpark-Management: Diese richtete ihr Handeln bis 2022 am nicht mehr aktuellen Nationalparkplan 2001 aus, obwohl die Aktualisierung bereits 2011 aus Sicht eines Expertengremiums erforderlich gewesen wäre. "Es fehlte somit über Jahre an einer aktualisierten Grundlage für die jährliche Planung und Priorisierung der finanz- und personalwirksamen Maßnahmen im Nationalpark."

In diesem Kontext kritisierte der ORH auch das bayerische Umweltministerium: Es wäre seine Aufgabe gewesen, die zeitnahe Fortschreibung einzufordern. Künftig müsse zudem der Nationalparkplan stets rechtzeitig fortgeschrieben werden.

Für das Management bedürfe es eines kontinuierlichen und aussagekräftigen Monitorings von Wildbestand und Verbisssituation. Die Waldentwicklung sollte ferner mit messbaren Zielen neu ausgerichtet und mit einer effizienten Wildbestandsregulierung flankiert werden. (Sabine Dobel und Marco Hadem, dpa)

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