Politik

01.04.2021

Corona-Modellregionen: Mehr Kreativität bitte

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Die einen gestalten, die anderen verwalten. In der Corona-Pandemie, aber auch sonst, glänzt Deutschland nicht mit Kreativität und Wagemut. Von Einzelfällen abgesehen: Das ostdeutsche Rostock und das schwäbische Tübingen entschieden sich bereits vor Monaten für clevere Lösungen, um die Inzidenzwerte niedrig zu halten und den Menschen möglichst viel Normalität zu ermöglichen. In Rostock hat sicher geholfen, dass der parteilose Oberbürgermeister mal Unternehmer war – also aus einer Welt kommt, in der Krisen nicht dadurch gelöst werden, dass man erst mal überlegt, was alles nicht funktioniert. Um dann lieber nicht zu handeln, sicherheitshalber. Man könnte ja was falsch machen.

Rostock hat früh viel getestet, beispielsweise Schulkinder zweimal pro Woche, es hat die Luca-App eingeführt und den Leuten erlaubt, ins Theater, ins Stadion und zum Klamottenkaufen zu gehen. Der Tübinger Weg wiederum setzte vor allem auf den Schutz der Älteren. Jetzt läuft dort ein Modellprojekt, das Öffnungen für alle vorsieht, die negativ getestet sind.

Dass der Rostocker Oberbürgermeister mal Unternehmer war, dürfte kein Zufall sein

Die Oberhäupter anderer Kommunen sowie die Ministerpräsident*innen erklärten derweil, weshalb das alles nicht gutgehen kann. Kaum aber sinken die Zustimmungswerte für die Union in den Keller, erklärt die Geht-nicht-Kanzlerin, dass es allen Städten freigestellt sei, den Tübinger und Rostocker Weg zu wählen.

Bayerns Ministerpräsident Söder hat die geplante Kür von acht Modellregionen jetzt aber verschoben. Der unvermeidliche Doktor Lauterbach ist ohnehin dagegen, ebenso wie der Bayerische Gemeindetag: Zu riskant, denn die Inzidenzen seien derzeit zu hoch – dabei setzen die Modellprojekte auf großflächige Tests.

Immerhin tut sich jetzt was bei der Impflogistik. In Bayern wird es Modellbetriebe geben, die ihre Beschäftigten komplett impfen dürfen – unabhängig vom Alter. Überlegenswert ist daneben der FDP-Vorschlag, in ausgewählten Regionen alle durchzuimpfen, um die Effekte etwa auf Kitas zu bewerten. Oder auch die Allgäuer Idee, Tourismus in Ferienwohnungen zuzulassen. Letzteres ist, sofern die weithin üblichen Schlüsselboxen genutzt werden, kontaktfrei möglich. Ebenso wie vieles andere, was im Jahr zwei der Pandemie von zentnerschweren Bedenken erdrückt wird.

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