Politik

Den Lebensabend genießen – das muss man sich leisten können. Eine ausreichende Rente hilft. (Foto: DPA/CHROMORANGE, Elke Münzel)

12.12.2025

Der Rentenschock: Die Kosten für Altersbezüge steigen rasant – was tun?

Es ist Zeit für eine unbequeme Wahrheit: Die Deutschen werden länger arbeiten müssen. "Eine Anhebung der Altersgrenzen ist die wirksamste Maßnahme zur Stabilisierung des Systems“, sagt Arthur Seibold, Experte für Rentensysteme an der Uni München. Zudem macht ein Ausbau der kapitalgedeckten Rente wie etwa in den Niederlanden Sinn

Seit Jahrzehnten werden die Deutschen immer älter – mit dramatischen Konsequenzen für die Altersversorgung: 1992 kamen auf einen Rentner noch 2,7 Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, inzwischen sind es nur noch 1,8. Bis zum Jahr 2050 gehen die Prognosen von einer Absenkung auf einen Faktor von 1,3 aus. Heißt: Immer weniger Erwerbstätige müssen immer mehr in die Rentenkasse einzahlen. Das geht nicht mehr lange gut.

Hoher Steuerzuschuss

Die Bundesregierung hat eine große Reform angekündigt, aber erst mal weitere Kostentreiber beschlossen. Der nächste Bundeshaushalt sieht schon einen Zuschuss von fast 128 Milliarden Euro in die Rentenkasse vor. Das ist ein Viertel des Gesamthaushalts. Geld, das – ebenso wie etwa die Kosten für Migration – nicht für dringend nötige Investitionen zur Verfügung steht.

Es ist Zeit für eine unbequeme Wahrheit: Die Deutschen werden länger arbeiten müssen. „Die ökonomische Forschung zeigt klar: Eine Anhebung der Altersgrenzen ist die wirksamste Maßnahme zur Stabilisierung des Systems“, sagt Arthur Seibold, Experte für Rentensysteme an der Universität München. Das ist aus seiner Sicht auch nachhaltiger als die Erweiterung der Einzahlerbasis durch Beamte oder höhere Bemessungsgrenzen beim Rentenbeitrag. Um die demografische Entwicklung auszugleichen, müsste laut dem Volkswissenschaftler das Renteneintrittsalter bis zum Jahr 2100 sogar auf 70 Jahre angehoben werden.

Diesen Weg geht man auch in den Niederlanden, einem Rentenvorzeigeland. Dort ist der Renteneintritt an die Lebenserwartung gekoppelt. Steigt diese, muss auch länger gearbeitet werden. Alle fünf Jahre wird nachjustiert. Derzeit kann man dort ab 67 in Rente gehen. Das Maximum der Rente – 70 Prozent des Mindestlohns – erhält, wer mindestens 50 Jahre in dem Land gearbeitet hat. Dass in den Niederlanden die Rente im Schnitt trotzdem hohe 85,3 Prozent des Durchschnittslohns beträgt, liegt an einem weiteren Faktor: Fast 90 Prozent der Beschäftigten bekommen eine hohe kapitalgedeckte Betriebsrente – weit mehr als in Deutschland.

Es reicht nicht

Die gesetzliche Rente allein reicht in Deutschland jetzt schon bei vielen kaum. Die Rentenreform muss Lösungen auch für betriebliche und private Anlagemöglichkeiten bieten, so wie es eigentlich alle Parteien fordern.

Ein großer Kostenfaktor ist auch die 2014 eingeführte Möglichkeit, nach 45 Jahren Beitragszahlung ohne Abschlag in Rente zu gehen. Es handelt sich um die sogenannte Rente mit 63. Zielgruppe waren eigentlich Menschen mit belastender Tätigkeit. Doch auch viele Büroangestellte nutzen die Chance. Mehr als die Hälfte aller neuen Rentnerinnen und Rentner ging im vergangenen Jahr vorzeitig in Rente, entweder vollkommen abschlagsfrei oder nur mit geringen Einbußen.

Diskutable Möglichkeit

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sascha Müller will diese Möglichkeit abschaffen. Einzige Ausnahme: tatsächliche gesundheitliche Gründe. SPD, AfD und Linke sind aber strikt dagegen. Eine andere Möglichkeit, mit der sich auch Vertreter von Union und SPD anfreunden könnten, wäre eine Art umgedrehte Rente mit 63: Der Renteneintritt wird an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt. Wer erst spät angefangen hat, in die Kasse einzuzahlen, muss dann länger arbeiten als der Rest. Das dürfte vor allem Akademiker treffen, die häufig erst ab Mitte 20 Beiträge zahlen. Für Konrad Körner (CSU), Vizevorsitzender der Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag, ist das eine diskutable Möglichkeit.

Eine Kommission soll auf Druck der Jungen Gruppe Vorschläge zur Rente erarbeiten. Körner ist zuversichtlich: „Die Reform kommt.“ (Thorsten Stark)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist die Einführung der Aktivrente sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2025

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2026

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 28.11.2025 (PDF, 16,5 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Unser Bayern - Nachbestellen

Aktuelle Einzelausgaben der Beilage „Unser Bayern” können im ePaper der BSZ über den App-Store bzw. Google Play gekauft werden.