Politik

Neben den Schüssen in Halle hat es auch Schüsse im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg (Saalekreis) gegeben. (Foto: Jan Woitas/dpa)

09.10.2019

Höhere Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen

Nach Schüssen von Halle: Polizei in Bayern bereitet sich auf Täter vor

Nach den tödlichen Schüssen nahe der Synagoge von Halle sind in mehreren Bundesländern die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gotteshäusern verstärkt worden. Auch die Münchner Polizei alarmiert. "Wir haben unsere Streifen sensibilisiert und darauf hingewiesen, dass der Vorfall in Halle in Zusammenhang mit einer jüdischen Einrichtung steht", sagte ein Polizeisprecher. Derzeit gebe es in München keinen Anlass zu handeln, doch die Polizei könne das Personal für den Schutz von jüdischen Einrichtungen "jederzeit hochfahren", wie der Sprecher sagte.

In Berlin wurde die Hauptstadt-Polizei gebeten, die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in der Stadt umgehend und bis auf weiteres zu erhöhen. "Diese Maßnahmen setzen wir im Moment im Einvernehmen mit den jüdischen Gemeinden um", sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD).

Auch in Nordrhein-Westfalen würden die Schutzmaßnahmen vor israelisch-jüdischen Einrichtungen "beträchtlich erhöht", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Das gelte vor allem für größere, exponierte Synagogen. In NRW gibt es größere jüdische Gemeinden mit Synagogen unter anderem in Düsseldorf, Köln, Duisburg, Münster, Aachen, Essen, Bochum und Wuppertal.

Ähnlich sah es in anderen Bundesländern aus. "Wir haben bis auf weiteres die Schutzmaßnahmen bei allen jüdischen Einrichtungen hochgefahren", sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums in Stuttgart.

Die Polizei in Bayern bereitet sich darauf vor, dass ein bewaffneter Gewalttäter von Halle auf seiner Flucht auch in den Freistaat kommen könnte. "Wir stellen uns auf einen bewaffneten Täter ein", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Über die Art und den Umfang der Vorbereitungen wollte er keine Angaben machen.

Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach ein bewaffneter Täter aus Halle in Sachsen-Anhalt mit dem Auto auf der Flucht in Richtung Süden unterwegs sei. Der Polizeisprecher bestätigte aber nicht, dass es Hinweise auf eine Flucht nach Bayern gebe. Die bayerische Polizei treffe die gleichen Vorbereitungen wie auch Kollegen etwa in Hessen und Thüringen - es handele sich um ein standardisiertes Prozedere.

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat sich bestürzt über die Angriffe in Halle/Saale geäußert. "Das schreckliche Verbrechen in Sachsen-Anhalt macht tief betroffen", sagte Söder am Mittwochabend. Er betonte: "Gerade jetzt gehört unseren jüdischen Mitbürgern unsere besondere Solidarität." Bayern stehe fest an der Seite der jüdischen Gemeinden.
(dpa)

WAS WIR WISSEN:
Zwei Menschen sind in Halle/Saale erschossen worden. Ein Todesopfer wurde nach Informationen eines dpa-Reporters auf einer Straße in der Nähe der Synagoge in der Innenstadt gefunden. Im Universitätsklinikum Halle werden Angaben eines Sprechers zufolge zwei Verletzte behandelt. Dabei handele es sich um einen Mann und eine Frau, beide hätten Schussverletzungen.

Das andere Todesopfer soll in einem Imbiss getötet worden sein, wie der "Spiegel" einen Polizeisprecher zitierte. Ein Döner-Imbiss befindet sich rund 600 Meter entfernt von der Synagoge.

Bei dem Angriff legte ein Täter auch selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge ab. Der Täter versuchte, in die Synagoge einzudringen.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte, über die Kamera der Synagoge sei zu sehen gewesen, wie der Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht habe, die Türen aufzuschießen. Außerdem hätten der oder die Täter versucht, das Tor des benachbarten jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte Privorozki.

Auch im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gab es Polizeiangaben zufolge Schüsse. Auch hier gaben die Behörden eine Warnmeldung heraus, Menschen sollen Gebäude nicht verlassen. Die Zufahrt zu dem Ortsteil Wiedersdorf war am Mittwoch abgesperrt.

Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Sie ermittelt wegen Mordes von besonderer Bedeutung.

Nach Angaben der Polizei waren mehrere bewaffnete Täter mit einem Auto auf der Flucht. Am frühen Nachmittag meldete die Polizei dann die Festnahme einer Person. Weitere Fahndungsmaßnahmen liefen.

Die Polizei dementierte Berichte, wonach sich ein Verdächtiger im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen von Halle im Leipziger Stadtgebiet aufhalten soll.

Die Stadt Halle spricht von einer "Amoklage". Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand berief den Stab für Außergewöhnliche Ereignisse ein.

Die Menschen im gesamten Stadtgebiet von Halle wurden aufgefordert, in Sicherheit in Gebäuden zu bleiben. Die Gegend im Paulusviertel in Halle wurde großräumig abgesperrt.

Alle Rettungskräfte der Feuerwehr seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Die Polizei zog alle verfügbaren Kräfte in Sachsen-Anhalt ab und verlegte sie nach Halle.

Der Bahnhof von Halle wurde Angaben der Bahn zufolge wegen polizeilicher Ermittlungen gesperrt. Der gesamte Linienverkehr wurde nach Angaben der Stadtwerke eingestellt.

WAS WIR NICHT WISSEN:
Der genaue Ablauf der Vorfälle in Halle und auch in Landsberg ist noch nicht bekannt. Die Polizei in Halle machte zunächst keine Angaben zu den näheren Umständen. Die Hintergründe der Tat seien noch nicht bekannt, sagte auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ob es sich um eine antisemitische Tat handelt, ist nach Angaben der Bundesanwaltschaft unklar.

Die genaue Bewaffnung des Täters oder der Täter ist ebenso unbekannt wie die genauen Vorgänge auf dem jüdischen Friedhof.

Offen ist, wie viele Täter es genau gibt und wie viele noch auf der Flucht sind. Die Polizei spricht von mehreren Tätern. Die "Mitteldeutsche Zeitung" aus Halle zeigte ein Foto, auf dem ein dunkel gekleideter Mann mit Helm und Stiefeln zu sehen ist, der ein Gewehr im Anschlag hat. Der MDR zeigte ein Video, auf dem womöglich derselbe Mann aus einem Auto aussteigt und mehrfach seine Waffe abfeuert.

Die Identität des Tatverdächtigen und wann und wo er genau festgenommen wurde, ist nicht bekannt. Auch dazu, wie die Einsatzkräfte auf ihn aufmerksam wurden, gibt es bisher keine offiziellen Informationen.

Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt. (dpa)

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