Politik

Immer weniger Kinder kommen zur Welt. Das hat Folgen auch für Kitas. (Foto: dpa/Antonio Gravante)

25.07.2025

Kitas ohne Kinder?

Der Geburtenschwund trifft auch den Freistaat

Während bei den Kitas im Freistaat lange Wartelisten Standard sind, sind im Osten Deutschlands tatsächlich Zigtausende Kindergartenplätze unbesetzt. Dem Osten gehen die Kinder aus. Das hat Konsequenzen: In Thüringen beispielsweise wurden schon mehrere Kitas geschlossen, weitere sollen folgen. Auch über Schulschließungen wird zumindest diskutiert. Ein Szenario, das auch in Teilen Bayerns möglich scheint.

Es gibt immer weniger Geburten in Deutschland. Auch in Bayern sind die Boomjahre vorbei. Nur wegen des Zuzugs aus anderen Bundesländern und dem Ausland hat der Freistaat noch eine positive Bilanz. Das soll laut Landesamt für Statistik, das unter anderem auf Daten des Zensus 2022 zurückgreift, auch so bleiben: Bis 2043 wächst die Bevölkerung den Prognosen zufolge um 4,3 Prozent – bundesweiter Spitzenwert. Vor allem im Süden wird ein deutliches Bevölkerungswachstum prognostiziert.

Bayernweit sieht die Berechnung bis 2043 einen Rückgang von nur 0,5 Prozent bei Krippen- und 2,3 Prozent bei Kindergartenkindern vor. Bei Schulkindern wird sogar ein Zuwachs prognostiziert. Also alles gut? Nicht ganz.

Anders sieht es nämlich im Norden Bayerns aus: So soll der oberfränkische Landkreis Hof bis 2043 5,8 Prozent seiner Bevölkerung verlieren. Im Nachbarlandkreis Wunsiedel sind es sogar 7,3 Prozent. Dort werden laut Prognose 10 Prozent weniger Kinder zwischen drei und sechs Jahren leben als jetzt. Im Krippen- und Grundschulalter wird der Schwund ähnlich hoch sein. In der Kreisstadt Marktredwitz gibt es jetzt noch Wartelisten für die Kitas, sagt Michael Fuchs, Leiter des zuständigen städtischen Amtes. „Aber wie es in drei Jahren aussieht – keine Ahnung.“

Auf Landesebene sieht man keinen Grund zum Handeln. Eher erleichtert klingt die Stellungnahme aus dem Familienministerium: Maximal 5000 zusätzliche Kitaplätze brauche man dieses Jahr.

Das sah schon dramatischer aus. Laut Berechnungen des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz, das auch die Daten der staatlichen Bevölkerungsstatistik verwendet, ist der Bedarf zwischen 2026 und 2028 voraussichtlich sogar gedeckt. Trotzdem brauche es weiteres Personal. Bildungsforscher hoffen, dass damit die Betreuungsqualität steigt.

Das Kultusministerium greift auf eine eigene Statistik zurück, die sich ebenfalls im Wesentlichen auf die Statistik des Landesamts stützt, ergänzt um die amtliche Schulstatistik. Dieser jährlich aktualisierten Schüler- und Absolventenprognose kommt einige Bedeutung zu: Sie wird herangezogen, um den jeweiligen Bedarf an Lehrkräften zu ermitteln. Auch Wirtschaft, Kommunen und Universitäten greifen auf die Daten zurück. Der Statistik zufolge wird es zwar Ende der 20er-Jahre an den Grundschulen einen deutlichen Rückgang der Schülerzahlen geben. Das ändere sich aber schon wieder zu Beginn des neuen Jahrzehnts, teilt das Kultusministerium mit. Entsprechend soll es auch keinen Einstellungsstopp fürs Grundschullehramt geben.

Das erscheint sinnvoll. Schließlich wurden im Freistaat etliche Bemühungen unternommen, den Lehrkräftemangel zu beheben – den man selbst mit zu verantworten hat. Damals hatte man den künftigen Bedarf falsch eingeschätzt. Auch der Geburtenboom ab 2015 überraschte viele Kommunen völlig. In Rekordtempo mussten Kitas aus dem Boden gestampft werden.

Ohnehin sind solche weit in die Zukunft reichenden Prognosen mit Vorsicht zu genießen, darauf weisen auch das Landesamt für Statistik und die Ministerien hin. Es ist etwa vollkommen unklar, wie sich die Zuwanderung über die nächsten Jahre entwickelt. „Es ist wie ein Blick in die Glaskugel“, sagt Michael Fuchs.
(Thorsten Stark)

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll Bayern weiter am späten Sommerferienstart festhalten?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.