Politik

26.03.2021

Kulturbeschränkungen: Der politische Wille fehlt

Ein Kommentar von Marco Frei

Berlin, am 20. März: Kirill Petrenko, Ex-Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, dirigiert ein Konzert mit seinen Berliner Philharmonikern. Bis zu 1000 Menschen sind zugelassen. Dafür wurde ein Öffnungs- und Hygienekonzept erarbeitet, samt Corona-Testungen. „Perspektive Kultur“ heißt das Pilotprojekt.

Einen Tag später hatte an der Bayerischen Staatsoper der Rosenkavalier Premiere: lediglich im Internet und nicht mit Publikum vor Ort. Selbst die geplante erste Vorstellung mit Publikum am jetzigen Sonntag musste kurzerhand abgeblasen werden, wegen der neuen Corona-Beschlüsse. Dafür aber hat der bayerische Ministerpräsident am Dienstag ein bayerisches Pilotprojekt für die Kultur angekündigt. Es soll Veranstaltungen mit Publikum prüfen, unabhängig vom Inzidenzwert.

Pilotversuche gibt es genug. Man muss jetzt halt mal wollen

Was der Ministerpräsident verschweigt: Das gibt es längst, finanziert aus Steuergeldern. Es ermöglichte im Herbst die versuchsweise Öffnung der Staatsoper und der Gasteig-Philharmonie in München sowie der Meistersingehalle in Nürnberg für 500 Menschen. Dieses „Pilotprojekt 500“ wurde von Fachkräften wissenschaftlich entwickelt und betreut, auch von Virolog*innen. Sie alle hatten einstimmig festgestellt, dass sogar weit mehr als 500 Gäste ohne Risiko möglich sind, wenn die Hygienekonzepte eingehalten werden. Der Staatsregierung ist dieses Ergebnis völlig schnuppe. Seit November sind die Konzertsäle und Theater für Publikum zugesperrt.

Wann dieser Zustand endet, steht in den Sternen, zumal stets neue Begründungen aus dem Hut gezaubert werden. Eines steht fest: Pilotprojekte und wissenschaftliche Studien für Öffnungen von Kunst und Kultur gibt es längst zuhauf. Die Ergebnisse sind stets eindeutig. Was fehlt, ist allein der politische Wille zur Umsetzung.

Deshalb hat jetzt die Initiative „Aufstehen für die Kunst“ um den berühmten Bariton Christian Gerhaher eine Popularklage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingereicht. Konzertsäle und Theater sind ungleich sicherer als beengte Flugzeuge, Busse und Bahnen. Oder als Gottesdienste, bei denen kleinere Ensembles durchaus singen dürfen – ohne moderne Belüftungsanlagen. Hört endlich mit dem Eiertanz auf und öffnet die Kunst und Kultur!

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