Politik

Wärmepumpe: Nicht überall ist sie ideal. (Foto: AIRA)

14.11.2025

Nur im Neubau begehrt: Die Wärmepumpe ist ein Nischenprodukt – und sehr teuer

Der deutsche Heizungsmarkt ist eingebrochen. Wegen des Hickhacks um das Heizungsgesetz warten viele erst einmal die politische Entwicklung ab

Sie ist das Symbol der gescheiterten Ampel-Koalition. Doch in diesem Jahr hat es die Wärmepumpe tatsächlich geschafft: Erstmals verkaufte sie sich besser als jede andere Heizung in Deutschland. Im ersten Halbjahr wurden 139.500 Stück verkauft, der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) rechnet fürs ganze Jahr mit 280.000. Zur Wahrheit gehört aber auch: Der deutsche Heizungsmarkt ist eingebrochen. Wegen des Hickhacks um das Heizungsgesetz warten viele erst einmal die politische Entwicklung ab.

Das Prinzip der Wärmepumpe ist simpel: Sie nimmt die in Luft, Wasser oder Erde gespeicherte Umgebungsenergie auf und macht sie für Heizung und Warmwasser nutzbar. Dafür braucht sie auch Strom, doch ihr Wirkungsgrad ist sehr hoch. In Neubauten ist sie deswegen schon seit Jahren erste Wahl. In Altbauten sieht das freilich anders aus: Gerade mal 4,4 Prozent aller Haushalte heizen aktuell mit Wärmepumpen. Spitzenreiter ist weiter Gas (56,1 Prozent), mit großem Abstand folgen Heizöl (17,3 Prozent) und Fernwärme (15,5 Prozent).

Ampel wollte Wärmepumpe pushen

Mit dem 2024 in Kraft getretenen Heizungsgesetz wollte die Ampel die Wärmepumpe pushen – sorgte damit aber für viel Unmut und Verunsicherung in der Bevölkerung. Doch auch die schwarz-rote Koalition hat es versäumt, nach dem Regierungswechsel Klarheit zu schaffen. Noch immer gilt: Ab Mitte 2026 sollen beim Heizungstausch in Großstädten nur noch Anlagen eingebaut werden, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. In kleineren Kommunen soll das zwei Jahre später gelten.

Die SPD will daran grundsätzlich festhalten, während der Union ein flexibleres Gesetz vorschwebt. „Entscheidend ist, Lust auf den Heizungstausch zu machen – mit Anreizen, nicht mit Verboten“, erklärt Andreas Lenz (CSU), der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag. Wie der Richtungsstreit ausgeht? Das ist derzeit offen. 

Studien zeigen, dass moderne Wärmepumpen auch in schlecht isolierten Gebäuden funktionieren können. „Man muss sich jedoch ein wenig mehr Mühe geben als beim Verbrennen von Gas“, erklärt Tobias Schrag vom Institut für neue Energiesysteme an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Heißt: Das wohlige Gefühl, das sich beim Heizen mit Gas, Öl oder Holz schnell einstellt, erlebt man bei der Wärmepumpe nicht. Wegen ihrer vergleichsweise geringen Vorlauftemperatur wirkt sie auch am besten bei Flächenheizungen – die in den meisten Altbauten fehlen. Fachleute raten zusätzlich zu einer energetischen Sanierung.

Teuer

Das kostet natürlich viel Geld. Dabei sind schon die Wärmepumpe und ihr Einbau teuer. Während man laut Bundesverbraucherzentrale eine neue Gasheizung bereits für 16 000 Euro bekommt, zahlt man für die gängige Luft-Wasser-Wärmepumpe im Schnitt 36.000 Euro. Ein stolzer Preis, der deutlich über dem europäischen Schnitt liegt. Der BDH erklärt das vor allem mit den höheren Personalkosten und Qualitätsunterschieden. Bei der Verbraucherzentrale Bayern vermutet man allerdings, dass die Branche bei der Preisgestaltung auch die üppige staatliche Förderung einkalkuliert.

Immerhin gibt es bislang einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent der Kosten bei einem Heizungstausch. Von der KfW-Förderbank flossen dafür im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Euro – 570 Millionen Euro allein nach Bayern.

In der Union wollen einige die teure Förderung kappen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht von einer Halbierung.
Die SPD-Landtagsfraktion warnt davor: Man setze damit die klimafreundliche Modernisierung der Gebäude und die Zukunft der vielen bayerischen Wärmepumpen-Hersteller aufs Spiel.

In der Heizungsbranche hofft man auf eine sinnvolle und vor allem zügige Entscheidung. Auf eine weitere Hängepartie hat niemand Lust. (Thorsten Stark)
 

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