Politik

Der Ruf nach längeren Weihnachtsferien stößt auf deutliche Ablehnung. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

13.10.2020

"Schnapsidee!"

Die coronabedingten Schulschließungen stecken vielen Beteiligten noch in den Knochen. Nun haben zwei Unionspolitiker längere Weihnachtsferien vorgeschlagen - bekommen aber kräftig Widerspruch

Der Vorschlag zweier Unionspolitiker zur Verlängerung der Weihnachtsferien wegen Corona stößt in Bayern auf breite Ablehnung. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wiesen derlei Überlegungen am Dienstag zurück, mehrere Lehrer- und Elternverbände ebenfalls.

"Wir reden jetzt darüber, wie wir Unterricht gestalten können", sagte Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Die Zeit sei nicht einfach, und man werde in den kommenden Wochen und Monaten schauen, wie es weitergehe. Schule sei schon anstrengend genug - da sei es jetzt jedenfalls nicht die Zeit, über Ferienverlängerungen zu reden und damit mit "zusätzlichen Dingen" für Verunsicherung zu sorgen.

Piazolo betonte: "Es war der Wunsch der gesamten Schulfamilie, dass in diesem Schuljahr wieder Präsenzunterricht stattfindet. Dafür haben wir einen umfassenden Hygieneplan entwickelt. Wir sollten Schüler, Eltern und Lehrkräfte nicht mit Diskussionen über Schulferientermine verunsichern." Man beobachte die Entwicklung der Zahlen aber genau.

Ein Vorschlag, der nur wieder Unruhe erzeugt

Der Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands, Martin Löwe, sprach von einer "Schnapsidee". "Nach den vielen Unsicherheiten im Frühjahr und im Sommer wollen sich Eltern jetzt auf die Ferienordnung und die geschaffenen Hygieneszenarien verlassen können", sagte Löwe. Man habe sich ja bisher kaum von den vielen Planungsschwierigkeiten der vergangenen Monate erholt. Und eine pauschale Verlängerung der Winterferien mache keinen Sinn. "Wir sind davon überzeugt, dass klassenweise angeordnetes Distanzlernen oder Klassenteilungen die Ansteckungsgefahr im Falle des Falles lokal ausreichend begrenzen."

Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Michael Schwägerl, argumentierte, Infektionen würden durch längere Ferien nicht verhindert, sondern unter Umständen nur verzögert. "Zudem käme auf die Eltern und die Wirtschaft ein enormer organisatorischer Aufwand zu, verbunden mit Arbeitsausfällen, zusätzlichem Urlaub und Betreuungsschwierigkeiten." Unterricht und Schule gälten aktuell nicht als maßgebliche Spreader-Events. Deshalb müsse oberstes Ziel bleiben, Präsenzunterricht für alle Beteiligte "mit Blick auf das Infektionsrisiko sicherer zu machen und aufrechtzuerhalten".

Der Vorsitzende der Direktorenvereinigung der Gymnasien, Walter Baier, kritisierte, der Vorschlag erzeuge nur wieder Unruhe bei Schülern, Eltern und Lehrern. "Die Probleme, die sich daraus ergeben würden, sind so vielfältig, dass sich das ein Außenstehender kaum vorstellen kann." Außerdem sei die Ansteckungsgefahr in der Schule bestimmt nicht höher als zu Hause oder im Freundeskreis. Insgesamt sei das Ganze für ihn "ein wenig durchdachter Vorschlag".

Der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß und der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) hatten in der "Bild"-Zeitung argumentiert, man solle darüber nachdenken, die Winterferien um mehrere Wochen zu verlängern und die Ferien im Sommer entsprechend zu kürzen. Hintergrund ist die auch Debatte über kalte Klassenzimmer, weil wegen des Coronavirus überall in kurzen Abständen gelüftet werden soll.
(dpa)

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