Politik

30.10.2020

Schule in Zeiten von Corona: Seltsame Logik

Ein Kommentar von David Lohmann

Kitas und Schulen sollen so lange wie möglich offen bleiben – so Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag nach den Bund-Länder-Beratungen. Das erstaunt, denn die Kitas und Schulen im Landkreis Berchtesgadener Land mussten zusammen mit Kinos und Fitnessstudios sofort schließen. Das Gleiche im Landkreis Rottal-Inn. Schulschließungen als letzter Schritt, wie es auch in den Leitlinien des Landesamts für Gesundheit heißt? Von wegen!

Natürlich muss bei rapide steigenden Infektionszahlen gehandelt werden. Untersuchungen des Robert Koch-Instituts und viele weitere Studien zeigen aber eindeutig, dass Kinder und jüngere Jugendliche nicht Treiber der Pandemie sind. Die Benachteiligung im Vergleich zur Wirtschaft zeigt sich besonders an Berufsschulen. Selbst wenn diese geöffnet sind, dürfen Auszubildende aus Risikogebieten den Landkreis trotz Schulpflicht nicht verlassen. Will derselbe Azubi aber zu seinem Lehrbetrieb im Nachbarlandkreis, ist das kein Problem.

Kinder aus sozial schwachen Familien leiden besonders

Distanzunterricht kann Präsenzunterricht nicht ersetzen – vor allem nicht bei Grundschulkindern. Selbst ein Unterricht im Wechselmodell bedeutet de facto eine 50-prozentige Schulschließung, weil die Hälfte der Klasse nicht unterrichtet wird. Nur in Bayern ist dieses bereits ab einem Inzidenzwert von 50 Infizierten pro 100 000 Einwohner vorgeschrieben. Besonders Kinder aus sozial schwachen Familien leiden unter diesen Regelungen. Ihnen fehlt es nicht nur an Bildung, sondern oft auch an einem Mittagessen. Das kann kein Corona-Wirtschaftshilfspaket ausgleichen.

Schade, dass nicht einmal Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) gegen die Schulschließungen protestiert. Er hätte sich zumindest dafür einsetzen können, zuerst die höheren Jahrgänge vom Schulbesuch auszuschließen. Eine Petition von bayerischen Politikern, Infektiologen, Jugendtherapeuten und Kinderarztverbänden fordert jetzt Parlament und Staatsregierung auf, ihre selbst formulierten Richtlinien umzusetzen und eine Schule nur zu schließen, wenn sie selbst der Hotspot ist. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Irland. Dort gilt eine Ausgangssperre, Treffen sind verboten, Geschäfte haben geschlossen. Kitas und Schulen? Weiterhin geöffnet.

Kommentare (1)

  1. paule am 04.11.2020
    Wenn ich mir die täglichen Meldungen des LGL so anschaue, besonders die Fälle nach Altersgruppen dann ist klar, die größten Virenscheudern sind Kitas und Schulen. Entweder können unsere Politiker die Grundrechnungsarten nicht oder ????. wer Gaststätten und Restaurants zumacht, müßte Kitas und Schulen längst geschlossen haben Liebe Politiker lernt erst rechnen und dann handelt, aber bitte richtig.
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