Politik

14.02.2019

Soll der internationale Frauentag in Bayern ein gesetzlicher Feiertag werden?

Ja, sagt die Vizechefin der SPD-Landtagsfraktion, Simone Strohmayr. Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer hält davon nichts

JA

Simone Strohmayr, Vizevorsitzende der Landtags-SPD

Wir sind der Meinung: Gleichberechtigung statt Blumen. Hinter jedem Feiertag steht eine besondere und besonders große Symbolik. Wir stellen uns bisher den Internationalen Frauentag vor allem als einen Tag vor, an dem Männer ihre Frauen mit Blumen beschenken. Das ist schön, und vielen Dank für die Blumen. Aber ich bin der Meinung, dass wir die große politische und historische Dimension dieses Tages nicht vergessen dürfen.

Der Internationale Frauentag geht auf die Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen zurück, vor allem auf die Initiative der 1857 geborenen Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin Clara Zetkin. Wichtigste Forderung bei den Kundgebungen in Deutschland war damals die Einführung des Frauenwahlrechts – es wurde daraufhin in Deutschland – und auch in Bayern – eingeführt.

Seitdem ist im Bereich der Frauenrechte viel passiert, doch solange Frauen in Bayern noch nicht die volle Gleichberechtigung und Gleichstellung haben, sollten wir diesem Tag eine viel größere Bedeutung beimessen. Ein Beispiel: Frauen verdienen im Freistaat immer noch weniger als Männer, der Entgeltunterschied beträgt aktuell 24 Prozent.

Die durchschnittliche Rente von Frauen ist in der logischen Konsequenz nur etwa halb so hoch wie die der Männer. Und auch in den Parlamenten geht die Zahl der Frauen zurück, zur Zeit sind es im bayerischen Landtag 26,8 Prozent. Frauen (und auch Männer) sollten sich also am Internationalen Frauentag darauf besinnen, dass wir bis zur vollen Gleichberechtigung noch ein gutes Stück zurückzulegen haben. Und so ist der Internationale Frauentag nicht nur ein Tag zum Feiern, sondern auch der Tag eines großen Symbols, also der nach wie vor fehlenden echten Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen in diesem Land. Es ist ein Tag, an dem wir nicht nur feiern (dürfen), sondern auch kämpfen (müssen).

NEIN

Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU)

Der Weltfrauentag am 8. März hat eine lange Tradition und leider bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Noch immer sind Frauen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert – in den Chefetagen der Unternehmen, in der Politik und auch in den Medien. Ein gesetzlicher Feiertag wird hier aber keine Fortschritte bringen. Dafür muss es ein grundsätzliches Umdenken geben, hin zu mehr Mut – und zwar von Frauen und Männern – mehr Flexibilität, mehr Anerkennung. Dazu nur ein Beispiel: Noch immer zählen Präsenzzeiten in der Arbeit mehr als die Kompetenzen, die die Familienarbeit erfordert.

Es spricht auch überhaupt nichts dagegen, die Frauen zu ehren, die sehr viel Leistung für diese Gesellschaft erbringen. Gerade die älteren Frauen haben Kinder erzogen und dieses Land aufgebaut. Bei den jüngeren Frauen leisten viele oft ungewollt alleinerziehend ganz Großes für diese Gesellschaft. Aber auch ihnen hilft ein Feiertag, wie er jetzt in Berlin eingeführt wird, alleine nicht.

Was Frauen viel mehr brauchen, ist die Unterstützung in der Erziehungsphase zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und in der Phase, in der sie ihre Eltern pflegen. Hier haben wir mit dem Familienpakt Bayern gemeinsam mit der Wirtschaft schon viel erreicht und arbeiten weiter an echten Verbesserungen. Außerdem sollen Frauen im Alter eine vernünftige Rente haben. Auch da haben wir mit der Mütterrente eine Verbesserung erzielt, aber eben noch nicht genug. Ein Thema liegt mir besonders am Herzen: Frauen brauchen Schutz vor Gewalt! Jeder Übergriff ist einer zu viel. Deshalb hat das Thema Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen für mich weiterhin oberste Priorität.

Für einen weiteren Feiertag in Bayern sehe ich aktuell keinen Bedarf. Wir haben in Bayern zwölf gesetzliche Feiertage, mit Mariä Himmelfahrt und dem Augsburger Friedensfest sind es sogar 14. Berlin bringt es mit dem Weltfrauentag auf zehn Tage. Wichtiger ist, daran zu arbeiten, dass die Gleichbehandlung von Mann und Frau zur Selbstverständlichkeit wird.

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