Politik

04.04.2019

Soll der Islamunterricht ein reguläres Schulfach werden?

Der SPD-Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen fordert, dass der Islamunterricht in Bayern ein Regelschulfach werden soll. AfD-Mann Markus Bayerbach, Chef des Kultusausschusses im Landtag, will ihn dagegen komplett abschaffen

JA

Arif Tasdelen, SPD-Landtagsabgeordneter

Bis zuletzt mussten 16 500 muslimische Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte in Bayern bangen, ob der Modellversuch Islamunterricht überhaupt fortgesetzt wird. Und das, obwohl Experten sagen: Der Islamunterricht in Bayern ist gut.

Statt jetzt noch zwei weitere Jahre Modellversuch dranzuhängen, sollte der Islamunterricht schnellstmöglich in ein Regelschulfach umgewandelt werden. Muslimische Kinder und Jugendliche sollen sich in einem regulären Schulfach mit ihrem Glauben auseinandersetzen können. Katholischen und evangelischen Religionsunterricht gibt es bereits. Warum werden muslimische Schüler in Bayern benachteiligt?

Islamunterricht als reguläres Fach sorgt dafür, dass muslimische Schülerinnen und Schüler mit anderen Schülern auf Deutsch über ihren Glauben sprechen können. Er sorgt dafür, dass sie die anderen Religionen neben dem Islam kennenlernen. Er ist Wertschätzung für die jungen Muslime, die zu Bayern gehören und die Zukunft unseres Landes mitgestalten werden. Er unterstützt sie bei ihrer Integration in die Gesellschaft. Er wird gehalten von Lehrkräften, die an unseren Universitäten ausgebildet wurden. Nach unseren Lehrplänen. Auf Deutsch. Was will man mehr? Zudem ist regulärer Islamunterricht ein wichtiges Instrument gegen Radikalisierung, da junge Musliminnen und Muslime die Antworten auf ihre Fragen nicht mehr in dubiosen Internetforen suchen müssen.

Außerdem wäre die Weiterentwicklung zum regulären Schulfach in Bayern auch für das Lehrpersonal mehr als fair. Wenn das Fach weiterhin nur als Modellversuch existiert, werden Lehramtsstudierende abgehalten, diese Fachrichtung zu studieren. Wer will heute schon etwas studieren, das morgen vielleicht nicht mehr gebraucht wird? Der Freistaat Bayern muss als Dienstherr auch eine verlässliche Grundlage für die Lehrerinnen und Lehrer schaffen, und zwar so schnell wie möglich.

NEIN

Markus Bayerbach (AfD), Vorsitzender des Kultusausschusses im Landtag

Die AfD-Fraktion spricht sich für ein Ende des Islamunterrichts in Bayern aus. Der Ethikunterricht sollte zu einem Werteunterricht weiterentwickelt werden. Dieser wäre dann für integrationswillige junge Muslime besser geeignet. Dort lernen sie sowohl Verständnis für andere Konfessionen als auch die Inhalte ihres eigenen Glaubens kennen. Zudem sollte es zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Islam kommen und seine positiven wie negativen Seiten beleuchtet werden. Deutlich muss dabei vor den Gefahren des Islamismus gewarnt werden. Auf politischer Ebene ist er eine bedrohliche Ideologie. Ich befürchte, dass diese Thematik in einem reinen Islamunterricht zu kurz kommt.

Die feste Einrichtung des Islamunterrichts bedeutet darüber hinaus eine staatliche Anerkennung islamischer Normen, die dadurch Teil unseres freiheitlich-demokratischen Staates werden. Das ist ein eklatanter innerer Widerspruch und führt zur Aufgabe wesentlicher Pfeiler des freiheitlich-demokratischen Wertesystems.

Die vielen Erfahrungen mit Menschen aus muslimisch geprägten Ländern zeigen eindeutig, dass der Islam die Integration behindert. Das Frauenbild passt zum Beispiel überhaupt nicht zu unserem aufgeklärten Wertesystem. Die innere Ablehnung und äußere Überwindung des freiheitlich-demokratischen Verfassungsstaates sind strenggläubigen Muslimen nicht als Gewissensfrage freigestellt, sondern für sie unmittelbares und unabänderliches Gottesgebot.

Muslimische Feiern, Moscheebesuche, Diskussionen mit Imamen oder das Lernen von Koransuren gehören in die Privatsphäre der Menschen und sind der privaten Glaubensfreiheit zuzuordnen. Diese ist scharf von der Religionsfreiheit zu trennen. Denn die Freiheit des Bekenntnisses darf nicht dazu führen, dass die religiösen Normen des Islams schleichend zu anerkannten Werten unserer freiheitlichen Demokratie werden.

Kommentare (10)

  1. voa zua am 11.04.2019
    Für mich als bekennenden und gläubigen Christen kann es hier nach Abwägen aller Für und Wider nur EINE KLARE Antwort geben:

    JA, zu einem staatlich überwachten und gesteuerten Islamuntericht.

    Ich verstehe auch die Ängste unserer, Gott sei Dank, auf den christlichen Werten fundierten Gesellschaft. Aber aus welcher Warte man es auch betrachtet, mir fallen immer sofort Argumente FÜR den Islamuntericht und gegen die reflexartige Ablehnung ein.

    Ich will nur ein Beispiel herausgreifen: Mehrfach wird bemängelt, dass der Islam Werte vertritt, die mit den unseren im Konflikt stehen. Das ist so - keine Frage. Aber wie um Himmels Willen wollen wir denn hier eine Änderung herbeiführen, wenn wir das Predigen irgendwelchen selbsternannten Islamkennern überlassen oder Imamen, die vom türkischen Staat bezahlt werden?

    Es kann nur so funktionieren, dass das unser Land, unsere Gesellschaft (zu der nun auch mal Muslime gehören) das Heft in die Hand nimmt.

    Der Islam-Unterricht ist da ein ganz wesentlicher Baustein.
  2. Lexx am 08.04.2019
    N I E M A L S, NICH MIT MIR
  3. Fabio am 08.04.2019
    Eine Religion die die allgemeinen Menschenrechte nicht anerkennt soll bzw. darf kein Schulfach werden. Ein Werteunterricht wäre hier besser geeignet.
  4. Dieter am 08.04.2019
    In der heutigen Zeit sollte überhaupt kein Religionsunterricht mehr stattfinden. Es wäre wichtiger ein richtiges Pflichtfach "Ethik, Moral, Verfassungslehre"... einzuführen. Und das ohne Pfaffen und Imame.
  5. Jo am 07.04.2019
    Niemals, wir sind ein christliches Land.
    Ethik reicht völlig aus.
  6. Jo am 07.04.2019
    Niemals, wir sind ein christliches Land.
  7. Joee am 07.04.2019
    Nein. Er soll kein Unterichtsfach sein. Es wäre mehr hinderlich als von Nutzen für "Integration" die Deutschlandweit sowieso nicht stattfindet, und von staatlicher Seite nur eine Wohnung und eigenes Einkommen bereits als "Integriert" bezeichnet wird. Diese ganzen staatliche finanzierten selbsternannten "Integrationsvereine" und deren Mitarbeiter sollten sich erst einmal um diese ganze Parallelgesellschaften kümmern die bereits entstanden sind, bevor neue Baustellen angefangen werden, für eine politische Religion, die sich nicht integriert, sondern nur infiltriert.
  8. Wolle am 07.04.2019
    Es gibt sie, die friedlichen Muslime, aber nur solange bis sie die Mehrheit in einem Land bilden. Danach sieht das ganz anders aus. Dazu braucht man sich nur jedes einzelne muslimisch geprägte Land auf dieser Erde ansehen. In keinem gibt es eine friedliche Koexistenz mit anderen Religionen. Der Islam passt in keine moderne Welt und daher braucht auch niemand in Deutschland einen Islamunterricht.
  9. Miiich am 07.04.2019
    Dann müsste man dies auch für die Buddhistem, Hinduisten etc. und deren Untergliederungen auch ermöglichen. Eine "Auswahl" bevorzugter Religionen ist dann nicht mehr zu begründen bzw. juristisch tragbar. Dann wird´s teuer, und man wird dazu kommen die Religion ganz aus dem Schulunterricht zu verbannen und durch einen allgemeinen Ethikunterricht zu ersetzen, der auch nicht unproblematisch ist, wenn es darum geht, wer die Lerninhaltung und die Richtung aus welchen Beweggründen vorgibt.

    Unsere Gesellschaft ist sowieso auf einem seltsamen Weg, religiös und kulturell wird zumindest scheinbar jeder Minderheit der Vorrang gegeben und "buntes Denken" gefördert.
    Andererseits eird die gewaxhsene Kultue gerade auch hier in Bayern zu gunsten eines "gesamtdeutschen Einheitsbreis" platt gemacht.
    Nicht nur in Rundfunk und Schulen werden die baierische Sprache mit ihren lokalen Dialekten, das Fränkische und das Schwäbische systematisch in ein Nischendasein gequetscht und diskriminiert, bis es "von selbst" verschwindet. Auch Brauchtum wird oft systematisch ins lächerliche gezogen, oder durch Vorschriften und Rechtsprechung unmöglich gemacht.
  10. Siamak Asgari am 05.04.2019
    https://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/der-islam-hat-keine-dns-736/

    Wenn darin z.B. drankonische Strafen wie Steinigung auch in islamische Länder aus einer heutigen Sicht abgelehnt werden... Dann Ja... Für eine Steinigung bedarf es selbst aus islamischen ultrakonservativen Recht 4 Zeugen... Wie soll das heutzutage gehen... Niemand macht Sex auf der Straße und man darf Häuser nicht unbefugt betreten... Früher lebt Menschen in Zelten... Da gab es Winde... Da konnten Bedingungen erfüllt werden... Ein progressiver Islam... Ja...
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