Politik

Gerade erst hat sich die Schweiz gegen die Schnüffelsoftware von Palantir entschieden. (Foto: dpa)

12.12.2025

Unersättliche Gier nach Daten: Big Brother in Bavaria

Spitzelsoftware, Standort- und Gesichtserkennung sowie eine Flut von Kameras und riesige DNA-Datenbanken. In Bayern droht die Überwachung aus Sicht unseres Autors ein bedenkliches Ausmaß anzunehmen. Terroristen können derlei umgehen – wer mehr Sicherheit will, braucht mehr Polizisten, Sozialarbeiter und konsequente Abschiebungen ausländischer Intensivtäter. Ein Kommentar von Tobias Lill

Der Film Minority Report mit Tom Cruise spielt in einer Welt, in der es fast keine Verbrechen gibt. Denn die Polizei kann dank übernatürlicher Helfer voraussehen, wann ein Mensch sehr wahrscheinlich straffällig wird. Dann wird dieser vorbeugend weggesperrt. Auch im Freistaat setzt man bei der Verbrechensbekämpfung auf eine Art Superwesen – die Überwachungssoftware Palantir. Sie kann riesige Datenmengen aus einer Vielzahl von Quellen automatisiert verknüpfen: Social-Media-Inhalte, Handystandorte, Meldedaten, Fotos – potenziell ist alles in Sekunden durchsuchbar. Auch dank KI sollen Ermittler Verdächtige schneller identifizieren.

Doch dafür zahlt die Gesellschaft einen hohen Preis. Die Schweiz hat sich nicht ohne Grund in dieser Woche gegen die Nutzung der US-amerikanischen Spitzelsoftware Palantir entschieden. Fachleute kritisieren, dass damit leicht Unschuldige ins Visier der Ermittler geraten können. Etwa, wenn sie zufällig am selben Bahnhof in eine Kontrolle geraten wie eine gesuchte Person. Auch ist unklar, wo die Daten landen. Palantir hat enge Verbindungen zu US-Geheimdiensten, der umstrittene Firmengründer hält Greta Thunberg für den Antichristen.

Zahl der Kameras im öffentlichen Raum explodiert

Auch anderweitig nimmt die Überwachung zu: Die Zahl der Kameras im öffentlichen Raum explodiert. In Kombination mit anderen Daten wie digitalen Fahrkarten, Navi- oder Handydaten lässt sich leicht ein umfassendes Bewegungsprofil erstellen. Welchen Informanten trifft Journalist X? Geht Politiker X ins Bordell oder in die Spielbank? Menschen werden erpressbar. Im KI-Zeitalter gilt umso mehr: Daten, die einmal gesammelt wurden, werden auch genutzt.

Die Sammelwut kennt kaum Grenzen. Die Zahl der in der DNA-Datenbank des BKA erfassten Personen hat sich seit 2000 verelffacht. Auch die Pläne für mehr Gesichtserkennung sind bedenklich – und eine Chatkontrolle, die sich manche CSUler wünschen, würde das Briefgeheimnis endgültig beerdigen. Terroristen können derlei umgehen – wer mehr Sicherheit will, braucht mehr Polizisten, Sozialarbeiter und konsequente Abschiebungen ausländischer Intensivtäter.
 

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