Politik

Das Leben als Unternehmerin birgt Risiken. Aber auch viele Chancen. (Foto: Getty Images/Westend61)

15.03.2019

Wer wagt, gewinnt

Die Wirtschaft boomt, die Zahl der Unternehmensgründungen sinkt – dabei gibt es für Start-ups gute Chancen

Maschinen, die fühlen wie Menschen – daran arbeitet die Tacterion GmbH aus München. Gegründet wurde das Unternehmen im Oktober 2015, es gilt als innovativer Vorzeigebetrieb in Bayern. Genauso wie die Audeering GmbH aus Gilching; sie stellt Software her, die Computern ermöglicht, aus der menschlichen Stimme die Emotion herauszuhören.

Der Großteil der Start-ups ist auch in Bayern in der Hightechbranche tätig. Allerdings verläuft der Gründungsboom derzeit keineswegs parallel zur wirtschaftlichen Entwicklung. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat kürzlich die Gründerflaute beklagt und an Gründungsaspiranten appelliert, ihre Idee zu realisieren. Wenn die Wirtschaft brummt, so Aiwanger, wagten weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. „Doch gerade dann sind die Startchancen für neue, frische Ideen besonders gut.“ Aiwangers Ziel: Er will Bayern zum „Gründerland Nummer eins in Europa“ machen. Hierzu gibt es unter www.gruenderland.bayern Infos und Beispiele erfolgreicher Start-ups.

Auch Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK), verweist auf die Perspektiven, die eine Unternehmensgründung eröffnet. Und zwar nicht nur in der Hightechbranche. So biete sich für Gründer in spe auch die Möglichkeit, Firmen zu übernehmen, deren Inhaber in den Ruhestand gehen wollen, die aber keine Nachfolgelösung haben.

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Freistaat ist 2018 nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik das neunte Mal in Folge gesunken. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 89.606 Neugründungen, ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betriebsübergaben an einen Nachfolger wurden 8176 Mal verzeichnet, ein Rückgang um 9,3 Prozent. Auf Bundesebene sieht die Gründerbilanz noch schlechter aus: Der Rückgang beträgt hier 3,5 Prozent im ersten Halbjahr 2018.

Work-Life-Balance muss funktionieren

Gründe, die Menschen von einer Unternehmensgründung abhalten, gibt es viele. Hauptgrund: In wirtschaftlich guten Zeiten freuen sich viele über ihre gesicherte Festanstellung – ohne die Sorgen eines Firmeneigners und mit funktionierender Work-Life-Balance.

Der Freistaat bietet eine Reihe staatlicher Hilfen für Start-ups. Für technologie-basierte Geschäftsideen gibt es zum Beispiel das Programm BayStartUP. Es hilft, Kapitalgeber zu finden. 2018 vermittelte BayStartUP 62,7 Millionen Euro Kapital in 50 Finanzierungsrunden zwischen 50 000 und sechs Millionen Euro.

Eine gute Sache, findet der BIHK: Sie befördere auch den Trend zur Gründung im Nebenerwerb. Viele Gründer wollen den Sprung in die Selbstständigkeit nämlich zunächst mit weniger Risiko ausprobieren und sich langfristiger vorbereiten. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Nebenerwerb legte 2018 auf 48.265 zu, ein Anstieg um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Angesichts der insgesamt mageren Gründerbilanz fordert BIHK-Präsident Eberhard Sasse ein besseres Gründungsklima mit weniger Bürokratie und einfacheren Steuerregeln. „Bereits in der Schule müssen außerdem die Chancen und der Wert des Unternehmertums für die Gesellschaft deutlich gemacht werden“, so Sasse. Vor allem auch im Bereich Unternehmensnachfolge – viele alteingesessene Betriebe seien hier akut gefährdet, einfach weil der Inhaber keine Kinder hat oder diese den Betrieb nicht wollen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es in Deutschland seit Jahren keinen Gründergeist mehr gibt. Ein Scheitern als Gründer wird hierzulande meist als persönliches Scheitern gesehen. Bei Investoren und Banken gilt man schnell als „verbrannt“. In den USA ist das anders. Dort werden Pleiten eher als Teil des Unternehmertums gesehen, gestrauchelte Gründer bekommen schneller eine zweite Chance. Es bräuchte also auch einen Mentalitätswandel in Bayern – das ist wohl die schwierigste Aufgabe von allen. (Ralph Schweinfurth)

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