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Während Märchen und Legenden gerne die abenteuerliche Schatzgräberei beschreiben, ist das Motiv in der bildnerischen Darstellung eher selten – es sei denn, es ist als moralische Abschreckung interpretiert wie hier in dem Ölgemälde "Schatzbeschwörung" (1695) des Memminger Barockkünstlers Johann Heiss: Der Teufel persönlich stört das nächtliche Treiben. (Foto: Gemeinfrei)

14.07.2023

Jagd auf verborgene Reichtümer

Durch die Jahrhunderte beschäftigte die Schatzsuche Abenteurer gleichermaßen wie Juristen

Jeder hat von großen Schätzen gehört. Vom Rheingold der Nibelungen, vom Schatz des Kapitän Kidd, von den vielen Schätzen, die Nationalsozialisten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs versteckt haben sollen. Jeder kennt eine Geschichte über eine Schatzsuche. Von der Schatzinsel, dem Schatz im Silbersee und vom Abenteurer-Archäologen Indiana Jones erzählen erfolgreiche Bücher und Filme. Wer hätte noch nie davon geträumt, selbst einen Schatz zu finden? Mancher versucht, das Glück des Findens zu erzwingen. Seit dem Spätmittelalter kam dabei Magie ins Spiel, um den Schatz ausfindig zu machen, die mysteriösen Schatzwächter zu überlisten und die wertvollen Objekte auch tatsächlich zu bergen. In der frühen Neuzeit zwischen

Bayerns neues Schatzregal
• Das Eigentum an Bodendenkmälern geht mit Entdeckung auf den Freistaat über. Entdecker erhalten eine Belohnung, Grundstückseigentümer einen Ausgleich.
• Um den Verbleib von Funden in der Region zu ermöglichen, überträgt der Freistaat das Eigentum auf Antrag der Gemeinde, wenn sie über fachgerechte Lagerungs- und Archivierungsmöglichkeiten verfügt.
• Auf eingetragenen Bodendenkmälern ist Sondengehen grundsätzlich untersagt; berechtigte Ausnahmen sind möglich. Verstöße sind Ordnungswidrigkeit.

1500 und 1800 gab es sehr viele Schatzsuchen, an denen sich oft mehr oder weniger professionelle Schatzgräber beteiligten. Heute gibt es einerseits die technisch aufwendige Schatzsuche, die von internationalen Unternehmen finanziert wird. Die Mehrzahl gegenwärtiger Schatzsucher jedoch sind Privatleute, von denen einige in einem angespannten Verhältnis zur professionellen Archäologie stehen: Wo hört die Schatzsuche als Hobby auf, und wo fängt die kriminelle Raubgrabung an? Der Streit der Juristen um das Recht am Schatz ist alt und bitter. Bis heute sind die Bestimmungen, wem ein Schatzfund gehört, kompliziert. In Deutschland regeln die Bundesländer diese Frage unterschiedlich, was Probleme aufwirft.

Juristisch gesehen ist der Schatz eine Sache, die so lange verborgen gelegen hat, dass ihr Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist (§ 984 BGB). Schätze wurden vergraben oder eingemauert mit der Absicht, sie irgendwann wieder holen zu können.

Die Gründe, Wertsachen zu verbergen, waren unterschiedlich. Banken oder Tresore standen bis ins 19. Jahrhundert den meisten Menschen nicht zur Verfügung. In Kriegszeiten war es wichtig, seine Wertsachen sicher vor Plünderungen zu wissen. Manche wollten Geld vor ihren Verwandten verbergen oder schlicht Diebesgut verstecken.

Dass ein Schatz dann nicht mehr geborgen wurde, konnte verschiedene Gründe haben: Der ursprüngliche Besitzer des Schatzes starb oder musste seine Heimat dauerhaft verlassen, bevor er den Schatz wieder ausgraben oder anderen davon erzählen konnte.

Schätze im Mittelalter

Im Mittelalter war der ideale Herrscher militärisch stark und materiell reich. Dieser Reichtum musste gezeigt werden, denn so bewies man politische Macht und Verlässlichkeit. Gefolgsleute wurden großzügig beschenkt. In manchen Sprachen bedeutet das Wort Krone auch Herrschaft oder Staat. Die Krone war nicht nur ein wertvolles, schmückendes Objekt, sondern das Symbol für Herrschaft an sich. Noch heute wird das Wort Schatz als Staatsschatz für das Vermögen eines gesamten Landes verwendet.

Zwei der bekanntesten mittelalterlichen Versdichtungen – Beowulf aus dem 11. Jahrhundert und das Nibelungenlied aus dem späten 12. Jahrhundert – handeln von Schätzen. In beiden Epen wird der Schatz nicht aktiv gesucht. Entweder wissen die Beteiligten, wo er sich befindet, oder sie wissen, wer das Schatzversteck kennt. Beide Geschichten warnen ausdrücklich vor dem Schatz, der letztlich nur Konflikt und Tod bringt.

Die größten Schätze des Mittelalters waren Reliquien: Teile der Körper von Heiligen oder Objekte, die sie berührt hatten. Je näher die Reliquien an Jesus Christus und seiner Leidensgeschichte waren, umso bedeutender. Reliquien sah man als Brücke aus dem Menschlichen und Alltäglichen hinaus in die geistige Welt des Göttlichen und zu den Heiligen. Ähnlich wie bei den Schätzen war auch bei den Gräbern von Heiligen manchmal erst eine Suche notwendig, weil der genaue Bestattungsort in Vergessenheit geraten war. Angeblich wiesen die Heiligen durch eine wunderbare Erscheinung selbst den Weg zu ihrem Grab.

Das Recht der Kirche beschäftigte sich mit Reliquien. Im 11. Jahrhundert etwa schrieb Abt Thiofrid von Echternach, dass die sterblichen Überreste der Heiligen weit wertvoller seien als alle Edelsteine. Die Gesamtmenge solcher Reliquien war begrenzt – und die wenigen vorhandenen daher umso begehrter. Relativ bald setzte sich daher der Brauch durch, einzelne Körperteile von verstorbenen Heiligen abzutrennen. Dadurch konnte an mehreren Orten gleichzeitig von deren Präsenz profitiert werden. Aber auch bei dieser Fragmentierung konnte die Zahl der Reliquien nicht beliebig gesteigert werden. Daher gab es immer wieder Personen, die anderweitig an die begehrten Stücke gelangen wollten. Kirchenrechtlich war Reliquiendiebstahl ein schwieriges Thema: Wenn die Überreste eines Heiligen erfolgreich entwendet wurden, konnte dies als stilles Einverständnis des Heiligen gedeutet werden. Kirchenrechtlich ausdrücklich verboten war aber spätestens seit 1234 der Verkauf von Reliquien, wohl auch, um deren Abgrenzung zu „normalen“ Schätzen zu wahren.

Das Recht des Mittelalters trat das juristische Erbe der Antike an, entwickelte aber auch ganz eigene Ideen. Neben die römisch-rechtliche hälftige Teilung des Schatzes zwischen Grundeigentümer und Finder (sogenannte hadrianische Teilung) gesellten sich verschiedene Quotelungen in den Volksrechten. Im Hochmittelalter brach sich dann die Vorstellung Bahn, dass der Monarch Anspruch auf den (gesamten) Schatz habe. Man spricht hier vom Schatzregal als dem Eigentumsanspruch des Staates auf alle Schatzfunde.

Schätze in der Frühen Neuzeit

Die große Zeit der Schatzsuche war die frühe Neuzeit, das 16. bis ausgehende 18. Jahrhundert. In ganz Europa fanden damals Tausende von Schatzsuchen statt. Gründe dafür waren vor allem: Die Belebung der Wirtschaft und neue Formen des Wirtschaftens wie Banken, Börsen und Kolonialhandel ließen das Interesse an persönlichem Gewinn wachsen. In der Reformationszeit entstanden als Folge der Auflösung von Klöstern Gerüchte, die Mönche hätten ungeheure Reichtümer versteckt. Die frühe Neuzeit erlitt größere und längere Kriege als das Mittelalter, die mehr zivile Opfer forderten. Es wurden erstens mehr Wertgegenstände versteckt und zweitens gerieten viele dieser Verstecke in Vergessenheit. Den Zeitgenossen war bewusst, dass die Chancen auf einen Schatzfund gut waren.

Ein weiterer, etwas abstrakterer Umstand sorgte dafür, dass die Zeit zwischen dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert zur großen Zeit der Schatzsucher wurde. Das frühneuzeitliche Europa war eine traditionelle Agrargesellschaft, die jedoch bereits Märkte entwickelt hatte. In solchen Gesellschaften versteht die Mehrheit die Wirtschaft als ein Nullsummenspiel: Man verhielt sich so, als wären alle Güter nur in einer begrenzten Menge vorhanden, die niemals gesteigert werden konnte. Wenn einer mehr erwarb, nahm er damit notwendigerweise allen anderen etwas weg. Dies bezeichnet man als „Limited-good“-Denken, die Vorstellung von der Begrenztheit der Güter. Es lehnt Gewinnstreben als unmoralische und andere schädigende Habgier ab. Das galt jedoch nicht für Schatzsuchen, denn die Schätze kamen von außerhalb der normalen Ökonomie. Schätze sollten aus der Welt der Magie und der Toten kommen. Sie zählten nicht als gesellschaftlich verwerflicher Zugewinn. Ihr Erwerb machte niemanden ärmer, sondern brachte sogar neue materielle Werte in die Welt der Menschen.

Die frühneuzeitliche Schatzgräberei war ein magisches Unterfangen. Das größte Problem an Schätzen ist schlicht, dass sie verborgen sind. Um sie aufzuspüren, wurden in der frühen Neuzeit magische Techniken entwickelt ... (Markus Hirte / Johannes Dillinger / Birgit Kata)

Lesen Sie den vollständigen, reich bebilderten Beitrag in der Ausgabe Juli/August des BSZ-Online-Magazins UNSER BAYERN. Sie können die komplette, 40-seitige Ausgabe downloaden unter www.bayerische-staatszeitung.de. Für BSZ-Abonnenten ist dieser Service kostenlos, sonst 3 Euro pro Ausgabe. 

 

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