Wirtschaft

Der zylindrische Apparat in der Mitte ist der Elekrolyseur. (Foto: Wraneschitz)

27.06.2014

Elektrolyseur zur Stromspeicherung

Frankreichs Kernkraftfirma Areva hofft auf erneuerbare Energien in Deutschland

Areva setzt offensichtlich immer mehr auf Erneuerbare Energien. Der bisher für Kernkraftwerke bekannte Konzern liefert für das Projekt „Smart Grid Solar“ im oberfränkischen Arzberg einen Elektrolyseur. Der produziert aus Wasser und überschüssigem Wind- oder Sonnenstrom speicherbaren Wasserstoff. Und Brennstoffzellen für die Rückumwandlung in Strom gibt’s auch schon.
Stefan Müller, Erlanger CSU-Bundestagsabgeordneter, hat ein Heimspiel. Der Staatssekretär im Bundesbildungs- und Forschungsministerium (BMBF) ist dabei, als der Elektrolyseur nach sechs Wochen Test in Richtung Oberfranken verabschiedet wird. Dabei hat sein BMBF weder den Kauf dieses Geräts noch Smart Grid Solar (SGS) insgesamt gefördert. Vielleicht hat Müller ja auch nur das Dienstliche mit dem Angenehmen verknüpft – einen Heimattrip zu Areva und den Besuch der Erlanger Bergkirchweih?
Technologie zeigen

Mit SGS jedenfalls soll rund um Arzberg eine regionale Stromversorgung getestet werden. Christoph J. Brabec leitet das Projekt: Der Erlanger Uniprofessor ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Angewandte Energieforschung ZAE Bayern. Das Geld für SGS kommt vom bayerischen Wirtschafts- und Energieministerium und von Projektpartnern.
Trotzdem weiß auch CSU-Mann Müller über SGS Bescheid: Zwischen Hof und Arzberg werde „von der regenerativen Stromerzeugung bis zur Rückverstromung durch eine Brennstoffzelle alles an einer Stelle“ installiert. Damit gehe „Smart Grid Solar einen entscheidenden Schritt voran“, das werde „die Verfügbarkeit der Technologien zeigen“, so der Staatssekretär.
Müller stellte im Übrigen klar: „Die Bundesregierung hat auf die Speichertechnologie im Besonderen einen hohen Blick.“ Voraussichtlich noch 2014 wolle die Schwarz-Rote Koalition „ein neues Energieforschungsprogramm auflegen, aber nicht einfach das alte fortsetzen“. Doch Konkretes verkündete er nicht, nur dass „neue Projekte dabei“ sein werden, die förderwürdig seien. 70 Prozent Wirkungsgrad Doch zurück zum Elektrolyseur von Areva. Das in einen Container eingebaute Gerät spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf. Es stammt aus einem Areva-Werk in Frankreich, wie bereits etwa 20 Stück in den letzten zehn Jahren vor ihm. Der Wirkungsgrad beträgt etwa 70 Prozent, erklärt Kerstin Gemmer-Berkbilek, bei Areva Deutschland für die Technologie-Entwicklung zuständig.
Für Gemmer ist Wasserstoff (H2) ein Produkt, das viele Energieprobleme der Zukunft lösen könne. Nicht nur, dass er sich speichern und in einer Brennstoffzelle wieder zurück in Strom und Restwärme verwandeln lasse: Auch „die Mobilität ist eine wichtige Anwendung. Wasserstoffbusse, Nutzfahrzeuge, das wird die Zukunft sein“, ist sich Kerstin Gemmer-Berkbilek sicher. Doch bisher habe Areva vor allem in Frankreich mit H2 Erfahrungen gesammelt: In SGS werde man deshalb den „Referenzelektrolyseur für Deutschland“ betreiben, der sogar Minus 35°C Außentemperatur vertrage: Oberfranken ist als Klein-Sibirien verschrien. Und während die „Greenergy-Box“ aus Elektrolyseur und H2-Drucktank als Serienprodukt ein CE-Zeichen aufweise, seien andere Teile des H2-Kreislaufs bis hin zur Rück-verstromung noch nicht so weit. Ein H2-Speicher-Prototyp sei jedenfalls für SGS vorgesehen, so die Chef-Entwicklerin.
Weshalb Professor Brabec im SGS „eine der ersten Demonstrationen einer Technologie, die in den nächsten 20 Jahren zur Grundlage der Energieversorgung werden“ erkennt. Denn es sei Ziel der deutschen Politik, den Strombedarf komplett aus Wind, Sonne oder Biomasse zu decken. Regionale Speicher seien dafür unerlässlich. Wasserstoff als Speicher Wasserstoff sei eine Speicher-Technologie neben möglichen anderen, betont Brabec. Elektrolyseure wie auch Brennstoffzellen, von denen ebenfalls eine bei SGS getestet werden soll, müssten schnellstmöglich zu Se-rienprodukten werden. Dann könnten Regionalversorger und Stadtwerke „Maßnahmen zur regionalen Stromsteuerung“ vorantreiben. Kein Wunder, dass bei der Präsentation in Erlangen zahlreiche Stadtwerke-Chefs nicht nur aus Bayern dabei sind. Denn dieser Weg kann nach Expertenmeinung den aktuell heftig kritisierten Neubau von Höchstspannungsleitungen begrenzen.
„Mit Offshore-Windkraft und Speicherentwicklung“ will Areva dazu beitragen, behauptet dessen Deutschland-Chef Stefan vom Scheidt. Das freut auch Forschungspolitiker Müller. Denn für ihn sind „Speicherung und flexibles Lastmanagement von herausragender Bedeutung bei der Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien.“ Doch hier müsse „nachjustiert“, also der Ausbau von Ökokraftwerken gebremst werden; der Speicherausbau komme sonst nicht nach. (Heinz Wraneschitz)

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