Wirtschaft

Ausgerechnet im Freistaat wird immer weniger Braugerste angebaut. Dabei gehört das Bier fest zum Image Bayerns. (Foto: dpa/Caroline Seidel)

15.03.2021

Landwirte bauen auf immer weniger Feldern Braugerste an

Und das obwohl Bier zum festen Image Bayerns gehört

Auf den Feldern in Bayern steht die Aussaat des Sommergetreides an. Möglicherweise wird sich auch in diesem Jahr ein Trend fortsetzen, der schon seit Jahren zu beobachten ist: Ausgerechnet im Freistaat wird immer weniger Braugerste angebaut. Dabei gehört das Bier fest zum Image Bayerns - auf dem Oktoberfest etwa fließen Millionen Liter, Oberfranken rühmt sich seiner vielen kleinen Brauereien.

In den 1980er Jahren bauten Bayerns Bauern noch auf mehr als 300.000 Hektar Sommergerste an. Im Jahr 2009 waren es nur noch 125.500 Hektar - und 2020 nach Zahlen des Landwirtschaftsministeriums gerade einmal rund 95.000 Hektar. Heuer könnte der Wert noch einmal zurückgehen: Der Braugersten-Markt sei aktuell von großen Unsicherheiten geprägt, teilte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums mit: Das Geschäft der Brauereien sei wegen der geschlossenen Gaststätten rückläufig, das werde sich vermutlich deutlich auf die Anbauplanung für Sommergerste auswirken.

Für viele Landwirte ist der Anbau von Braugerste schon seit Jahren nicht mehr rentabel. Immer mehr Bauern verlören "die Lust auf den Anbau von Sommergerste", sagte Getreide-Referent Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV). Sie setzten inzwischen auf Alternativen wie Dinkel, Hafer oder Soja. "Der Anbau von Braugerste ist auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden", sagte Huber. Denn erreiche die Braugerste nicht die geforderte Qualität - etwa beispielsweise hinsichtlich des Proteingehalts -, sei sie nur noch als Futtergerste vermarktbar. Das bedeutet Einbußen für den Bauern. Dabei hat der Landwirt viele Faktoren nicht selbst in der Hand: Braugerste reagiert auf Witterungseinflüsse sensibler als viele andere Getreidearten.

Unerlässliche Anforderungen

Der deutsche Mälzerbund betonte, dass die Anforderungen unerlässlich sind für die Qualität des Endprodukts, also des Bieres: "So kann nur Braugetreide, das die vertraglich vereinbarten Qualitätsparameter einhält und den hohen Qualitätsanforderungen der Brauindustrie entspricht, zu einem qualitativ hervorragenden Braumalz verarbeitet werden", sagte Geschäftsführer Michael Lerch. Gerade am Eiweißgehalt lasse sich das gut darstellen: "Liegt dieser über dem Maximalwert, fehlt es in der Brauerei letztlich an Extrakt und damit an Ausbeute und es kann Verarbeitungsprobleme während des Brauprozesses geben. Es liegt auf der Hand, dass die Brauereien und folgerichtig die Mälzereien für weniger Ausbeute Abzüge vornehmen müssen." Freilich sei man aber in schwierigen Erntejahren zu Kompromissen bereit.

Dennoch dürfte noch in sehr vielen Fässern und Flaschen bayerischen Bieres heimische Braugerste verarbeitet sein: Es gelinge den bayerischen Mälzereien, ihren Bedarf zu einem hohen Prozentteil mit Getreide aus Bayern oder den umliegenden Bundesländern zu decken, sagte Lerch: "Die bayerischen Mälzereien schätzen die Kompetenz der bayerischen Braugetreideerzeuger", Transporte aus dem Ausland seien zudem teuer und klimaschädlich.

Bayern sei immer noch das bedeutendste Anbaugebiet für Braugerste in Deutschland, sagte Walter König, Geschäftsführer beim Bayerischen Brauerbund. In den vergangenen Jahren sei durch Züchtungsfortschritte auch der Ertrag pro Hektar Braugerste gestiegen. Braugerste oder Malz aus Bayern werde auch in andere Bundesländer oder ins Ausland verkauft, umgekehrt komme auch Getreide zur Vermälzung aus anderen Bundesländern nach Bayern.

Regionale Wertschöpfung ausbauen

Das Landwirtschaftsministerium wirbt für den Ausbau der regionalen Wertschöpfungskette beim Bier: Heimische Brauer und heimische Gerste zusammenzubringen, sei eine Aufgabe, die das Ministerium seit langem gezielt angehe, sagte der Sprecher.

Im bayerischen Pflanzenbauspiegel 2020, den die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) herausgibt, heißt es: "Die bayerische Braugerste erfüllt höchste Qualitätsanforderungen. Wünschenswert wäre eine höhere Anerkennung in der Wertschöpfungskette." Anbauschwerpunkte in Bayern sind nach wie vor die nördlichen Mittelgebirgsregionen in Oberfranken und der Oberpfalz.
(Kathrin Zeilmann, dpa)

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