Bauen

Oft sind es nicht die komplizierten Details, sondern die einfachen Grundlagen, die ein Bauvorhaben wesentlich verteuern. (Foto: Bilderbox.at)

24.10.2025

Unnötige Kosten von bis zu 100.000 Euro: Bausachverständiger über die sieben schlimmsten Baufehler

Zu knapp kalkuliert, unzureichend vorbereitet oder auf falsche Ratgeber vertraut: Immer wieder geraten Bauherren in Situationen, die sie am Ende teuer bezahlen müssen. Kleine Fehlentscheidungen summieren sich schnell, bis hin zu Verlusten von weit über 100.000 Euro. Ein Experte zeigt die sieben schlimmsten Baufehler

Zu knapp kalkuliert, unzureichend vorbereitet oder auf falsche Ratgeber vertraut: Immer wieder geraten Bauherren in Situationen, die sie am Ende teuer bezahlen müssen. Kleine Fehlentscheidungen summieren sich schnell, bis hin zu Verlusten von weit über 100 000 Euro.

Oft sind es nicht die komplizierten Details, sondern die einfachen Grundlagen, die übersehen oder falsch umgesetzt werden. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche sieben Baufehler besonders teuer werden, wie man sie rechtzeitig erkennt und worauf Bauherren bei Planung und Umsetzung unbedingt achten sollten.

1. Unvollständige oder falsche Informationen für den Architekten

Der Grundstein für jedes erfolgreiche Bauvorhaben liegt in einer sorgfältigen und umfassenden Bedarfsanalyse. Viele Bauherren gehen jedoch ohne klare Vorstellungen in die Gespräche mit dem Architekten und überlassen ihm sämtliche konzeptionellen Entscheidungen. Dadurch entstehen zwangsläufig Planungsfehler, weil wichtige Fragen offenbleiben: Geht es um ein Einfamilienhaus oder ein Mehrparteienhaus? Welche Zielgruppe soll angesprochen werden – junge Familien, Studierende, Senioren? Soll möbliert vermietet werden oder unmöbliert, im gehobenen Segment oder eher im einfachen Standard? Wer diese Überlegungen nicht im Vorfeld trifft, riskiert ein Projekt, das am Ende weder marktfähig noch wirtschaftlich tragfähig ist.

2. Übersteigerte Ansprüche an Ausstattung und Details

Viele Bauherren verlieren sich während der Planung in Kleinigkeiten. Der Anspruch an hochwertige Materialien und eine luxuriöse Ausstattung ist oftmals überzogen, obwohl funktionale und kostengünstigere Lösungen vollkommen ausreichen würden. Häufig wird aus der eigenen Sicht geplant, nicht aus der Perspektive der künftigen Nutzer. Ob ein Bodenbelag pro Quadratmeter zwei oder drei Euro mehr kostet, ist für den Mieter kaum von Bedeutung – für den Bauherrn jedoch summieren sich diese Differenzen erheblich. Wer zu sehr auf Perfektion und teure Extras setzt, überschreitet schnell das Budget und gefährdet damit die Rentabilität des gesamten Projekts.

3. Zu großes Vertrauen – fehlende Kontrolle

Ein weiterer schwerer Fehler besteht darin, sich ausschließlich auf Architekten oder Ingenieure zu verlassen. Auch wenn deren Fachkenntnisse unverzichtbar sind, braucht es eine unabhängige Kontrollinstanz. Qualitätssicherung muss in jeder Phase gewährleistet sein, sowohl in der Planungsarbeit als auch während der Bauausführung. Ein externer Fachmann kann nicht nur Fehler rechtzeitig aufdecken, sondern bringt auch eine objektive Perspektive ein.

4. Fehlendes Wissen über Verfahren und Grundlagen

Viele Bauherren unterschätzen die Komplexität des Bauprozesses. Begriffe wie HOAI, VOB, Generalunternehmer oder Einzelvergabe sind ihnen oft fremd. Doch gerade diese Grundlagen bestimmen Ablauf, Zuständigkeiten und Vertragsgestaltung. Wer ohne entsprechendes Know-how in Vertragsgespräche geht, übernimmt meist die Unterlagen der Architekten oder Handwerksbetriebe. Da diese Dokumente naturgemäß zugunsten der Ersteller formuliert sind, verliert der Bauherr entscheidenden Einfluss. Das Ergebnis sind häufig einseitige Vereinbarungen, die später zu erheblichen Mehrkosten führen können.

5. Überdimensionierte Sicherheitspuffer

Sicherheitsaufschläge sind in der Baupraxis üblich, doch viele Projekte werden dadurch künstlich verteuert. Bereits die geltenden Normen in Deutschland verlangen ein hohes Maß an Qualität und Quantität – zusätzliche Puffer führen oft zu übergroßen Dimensionierungen. Besonders bei Kosten- und Mengenansätzen wirken sich solche Zuschläge stark aus. Ein neutraler Gutachter kann helfen, realistische Werte zu ermitteln und so verhindern, dass Bauherren unnötig 10 bis 15 Prozent mehr einplanen, als tatsächlich erforderlich ist.

6. Schlechte oder ungenaue Vertragsgestaltung:Die Basis jedes Bauprojekts sind verlässliche Verträge. Dennoch stützen sich viele Bauherren auf die Vorlagen der Auftragnehmer. Nur wenn die Vertragswerke vom Bauherrn selbst aufgesetzt und zusätzlich juristisch überprüft werden, bleibt man auf der sicheren Seite. Besonders das sogenannte Bausoll wird häufig unvollständig oder in falscher Reihenfolge beschrieben, was nahezu zwangsläufig zu Nachträgen führt. Auch Punkte wie Pauschalen, Abzüge oder Skonti sollten detailliert festgelegt werden. Fehlt diese Genauigkeit, entstehen später hohe Zusatzkosten.

7. Späte Änderungen während des Bauablaufs

Korrekturen in späten Phasen des Projekts gehören zu den größten Kostentreibern überhaupt. Jede Abweichung vom ursprünglichen Bausoll bedeutet Nachträge und zeitliche Verzögerungen – Kosten, die in der Regel der Bauherr trägt. Ursache dieser Situation ist fast immer eine unzureichende Vorplanung: Wer nicht rechtzeitig klärt, welche Ausstattung, Nutzung oder Abläufe vorgesehen sind, muss später teure Anpassungen vornehmen. Jede Änderung nachträglich umzusetzen, ist sowohl finanziell als auch organisatorisch ein erhebliches Risiko.
(Peter Burnickl)

Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit einem neuen Ansatz für nachhaltige, optimierte und wirtschaftliche Gebäude zu sorgen. Er ist der Geschäftsführer der Pro Bauherr GmbH (www.pro-bauherr.com/) und eingetragener Sachverständiger für Baukosten und technische Gebäudeausstattung. Mit seinem Team unterstützt er Bauherren dabei, so zu bauen, dass alle Kosteneinsparpotentiale voll ausgeschöpft sind. 
 

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