Politik

Schon jetzt engagieren sich einige junge Menschen freiwillig – etwa in Form eines Freiwilligen Sozialen Jahres. Die CSU will jetzt einen neuen Dienst einführen. (Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch)

04.10.2025

CSU will Bayernjahr: Bloß kein Alleingang!

Die CSU fordert ein freiwilliges gesellschaftliches Engagement im Freistaat, das sie Bayernjahr nennt. Noch sind viele Fragen offen. Doch schon jetzt zeichnet sich, dass eine bundesweite Lösung besser wäre. Ein Kommentar von Thorsten Stark

Ein kostenloser Führerschein? Einen Bonus bei der Studienplatzvergabe? Mit solchen attraktiven Angeboten will die CSU vor allem junge Menschen dazu bewegen, sich ein Jahr lang freiwillig im Freistaat zu engagieren. Vier Module aus den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Umwelt, Sicherheit sollen dabei im Laufe von zwölf Monaten absolviert werden können. Das sogenannte Bayernjahr soll auf den Strukturen der bestehenden Dienste wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) sowie dem im kommenden Jahr startenden Freiwilligen Wehrdienst aufbauen. Es soll „Orientierung und einen Bezug zum Staat als Gemeinschaftsaufgabe“ schaffen. So steht es in einer der Resolutionen, die die CSU-Landtagsfraktion bei ihrer Klausur in der vergangenen Woche beschlossen hat.

Man fragt sich schon: Warum setzt die CSU, die ja Teil der Bundesregierung ist, sich nicht auf Bundesebene dafür ein, die bestehenden Dienste aufzuwerten? Da könnte sie etwa auf deren Öffnung für alle Altersgruppen – eine wirklich gute Idee beim Bayernjahr-Plan – hinwirken. Das wäre unbedingt begrüßenswert.

Die CSU könnte auch auf einen bundesweiten Rechtsanspruch für junge Menschen zur Teilnahme an Freiwilligendiensten hinarbeiten. Denn anders als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wollen junge Leute sich engagieren. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) muss nach eigener Aussage immer wieder Interessierte abweisen, weil der Bund nicht genügend Plätze in den Freiwilligendiensten finanziert.

Bei genauerer Betrachtung sind auch die von der CSU in Aussicht gestellten Anreize gar nicht so verlockend. Zumindest, wenn sie statt der existierenden Vergünstigungen, die Freiwilligendienstleistende erhalten, gezahlt würden und nicht zusätzlich zu diesen. FSJler erhalten jetzt schon neben freier Kost und Logis bis zu 644 Euro Taschengeld im Monat, im Schnitt zahlen die Träger ihnen rund 350 Euro. Das wären nach einem Jahr 4200 Euro. Davon könnte man auch heutzutage einen Führerschein bezahlen.

Um wirklich deutlich mehr Engagierte anzulocken, müsste man sich preislich eher am neuen Wehrdienst orientieren. Da sollen die Freiwilligen rund 2300 Euro netto bekommen – und mehrere Vergünstigungen wie einen Zuschuss zum Führerschein.

Dazu kommt die Struktur des Bayernjahrs: Ein bayerischer Alleingang müsste wohl vom Freistaat selbst organisiert werden. Es ist fraglich, ob das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, das zentral alle Freiwilligendienste verwaltet, auch da einspränge. Es müsste also noch mehr Verwaltung geschaffen werden. Das stünde dann in krassem Widerspruch zu dem ebenfalls bei der CSU-Klausur geforderten Abbau entbehrlicher Bürokratie.

 Unklar ist auch, wer genau das Bayernjahr finanziert. Die CSU-Landtagsfraktion hüllt sich über all das in Schweigen und verweist auf den knappen Resolutionstext – der viel Interpretationsspielraum lässt. Das Bayernjahr sei ein Vorschlag, der nun in den politischen Prozess eingebracht wird, heißt es aus der Fraktion.

So ist der CSU-Plan eher als sanfte Hinführung zu einem bundesweiten Pflichtgesellschaftsdienst zu sehen, denn als konkretes Konzept. Denn eigentlich schwebt der Partei ja eine Verankerung des Pflichtdienstes im Grundgesetz vor, Die ist aber mangels Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag derzeit nicht umsetzbar.

Dass in solch schwierigen Zeiten aber alle ungeachtet des Alters gefordert sind, sich einzubringen – das ist ein guter Gedanke. Das findet auch das BRK: "Das Bayerische Rote Kreuz begrüßt jeden Vorschlag, der zu einem stärkeren gesamtgesellschaftlichen Engagement beiträgt", erklärt ein Sprecher. 

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