Politik

Vor der Steuer gilt bei Vereinen oft: Gleich und gleicher. (Foto: dpa)

25.07.2025

Gemeinnützigkeit reformieren: Kein Aktivismus mit Steuergeld

Vor der Steuer gilt bei Vereinen oft: gleich und gleicher. Diverse Flüchtlingsräte, die Gesellschaft für Wehrtechnik, der wirtschaftsliberale Bund der Steuerzahler und die US-freundliche Atlantik-Brücke werden anders als etwa die Globalisierungskritiker von Attac vom Fiskus als gemeinnützig bevorzugt. Mit der teils willkürlich wirkenden Auswahl sollte Schluss sein, findet BSZ-Kommentator von Tobias Lill. Politischer Aktivismus oder Lobbyarbeit sollten nicht den Steuerzahlern aufgebürdet werden

Mit der Gemeinnützigkeit ist es so eine Sache. Rechtlich betrachtet verfolgt eine Körperschaft dann gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit „selbstlos zu fördern“. Doch in der Praxis profitieren von den damit verbundenen massiven Steuererleichterungen auch Organisationen, deren Wirken nicht nur positive Folgen hat.

Als gemeinnützig gelten etwa diverse Flüchtlingsorganisationen. Zwar leisten diese teils sinnvolle Arbeit, etwa mit Integrationskursen. Doch staatlich geförderte Flüchtlingsaktivisten veröffentlichen auch Termine von Abschiebeflügen und geben Tipps, wie man mit dubiosen Tricks einer Ausweisung entgehen kann. Etwa, indem das Kind nicht zu Hause übernachtet oder noch rasch ein Attest eingeholt wird. Spätestens dann, wenn wie geschehen ein Flüchtlingsrat auf eine Seite verlinkt, auf der, falls nötig, zum „körperlichen Widerstand“ gegen die die Abschiebung begleitenden Polizisten aufgerufen wird, schadet dies nicht nur den betroffenen Beamten, sondern auch der Allgemeinheit.

Der Öffentlichkeit ist zudem kaum vermittelbar, wenn Flüchtlingsräte gegen Abschiebungen Krimineller nach Afghanistan trommeln oder helfen, die Bezahlkarte für Asylbewerber zu sabotieren. Viele Migrationsaktivisten sind dafür, Millionen weitere Geflüchtete ins Land zu lassen. Dabei müssen Kommunen bereits heute aufgrund der massiv gestiegenen Zahl an Leistungsempfängern Buslinien einstellen oder Jugendzentren die Mittel kürzen. Gemeinnützig ist dies sicher nicht.

Das Geld muss andreweitig eingespart werden

Auch bei anderen Organisationen kann man hinterfragen, warum sie vom Fiskus bevorzugt werden. Schließlich müssen mögliche Steuernachlässe anderweitig eingespart werden. Das Ziel der Atlantik-Brücke, ein gutes Verhältnis mit den USA zu pflegen, mag löblich sein.

Doch warum soll ein Netzwerk aus Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Medien gemeinnützig sein, das globalisierungskritische Netzwerk Attac dagegen nicht? Auch bei Gruppierungen wie der Gesellschaft für Wehrtechnik, dem wirtschaftsliberalen Bund der Steuerzahler und manchen anderen Vereinen ist die Gemeinnützigkeit ein Unding.

Der Bund sollte die Gemeinnützigkeit reformieren und die Finanzämter streng und vor allem nach einheitlichen Maßstäben agieren. Sportvereine oder karitative Organisationen sind gemeinnützig, doch politischer Aktivismus oder Lobbyarbeit soll nicht den Steuerzahlern aufgebürdet werden.

Kommentare (2)

  1. Stephan Dünnwald am 01.08.2025
    Wir stellen gerade eine Neigung der Exekutive zum Durchregieren fest, ohne Rücksicht und Bedenken. Trump macht es vor, auch Bayerns Ministerpräsident rühmt sich des harten Durchgreifens. Woanders, bei Stromtrassen, der Anbindung an den Brenner-Basistunnel, geht nicht viel voran. Deshalb muss Symbolpolitik für Erfolgsmeldungen herhalten. 15 straffällige Afghanen aus Bayern abgeschoben, ist die große Meldung. Ist das alles rechtmäßig vonstatten gegangen? Ist es verhältnismäßig? Macht eine solche Politik Sinn, oder verstellt eine solche Aktion nur die Einsicht, dass eine eine konsistente, durchdachte Asyl- und Migrationspolitik nicht gibt? Der Freistaat stellt diese Fragen nicht, sondern hier bedarf es Akteuren der Zivilgesellschaft, die staatliches Handeln kritisch begleiten. Und das ist eine Aufgabe, die zivile Akteure im Namen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit übernehmen. Das ist gemeinnützig.
  2. Rudi Seibt am 24.07.2025
    Je nach Blickwinkel stellt sich die Frage, was ist nützlich für die Allgemeinheit. Dies sehen die rechten in CSU-AFD naturgemäß anders als die Linken vom BSW, die Klimaschutzverhinderer von Windradfreies Oberland anders als die Energiewende Oberland. Und wenn Sie in die Hetze gegen Flüchtlingsinitaitiven einstimmen, die unser Grundgesetz und die Menschenrechte verteidigen, dann ist auch das eine Medienvariable.Ja, die Abschreibbarkeit von Spenden sollte an einen Nutzen für die Gemeinschaft gebunden sein. Gleiches gilt natürlich auch für die Abschreibbarkeit von Porsche-Kosten bei Geldigen. Jede Subvebtion, nicht nur die bei Gemeinnützigkeit, sollte auf die Nützlichkeit für die Gesellschaft geprüft sein.
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