Politik

Viele Menschen träumen vom Eigenheim – ein teurer Traum. 2026 soll es aufwärtsgehen. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

31.10.2025

Prognose für die Baubranche: Kommt der Boom?

Die Bauwirtschaft soll 2026 brummen – doch Skepsis bleibt

Franz Xaver Peteranderl (70) ist nicht nur Bayerns oberster Handwerker. Er führt auch seit Jahrzehnten ein Bauunternehmen. Dort hat der Präsident des Bayerischen Handwerkstags sowie der Handwerkskammer für München und Oberbayern hautnah miterlebt, wie die zuvor boomende Baubranche nach der Pandemie eingebrochen ist. „Wir hatten früher schon Krisen, aber dass es so schnell bergab ging, habe ich noch nicht erlebt“, sagt Franz Xaver Peteranderl.

"Tiefpunkt der Krise liegt eindeutig hinter uns"

Seit fast vier Jahren hat die Baubranche heftig zu kämpfen, doch nun gibt es immerhin erste Silberstreifen am Horizont. So ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Überdies hat die Regierung in Berlin den sogenannten Bau-Turbo gezündet. Und dann ist da noch das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen des Bundes für Investitionen in die Infrastruktur und den Klimaschutz. Viele Firmen hoffen auf staatliche Aufträge. Vor allem aber stimmen die Branche die 151.200 genehmigten Wohnungen in den ersten acht Monaten dieses Jahres positiv – 6,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2024.

„Der Tiefpunkt der Wohnungsbaukrise liegt nun eindeutig hinter uns und die Bauwirtschaft könnte im kommenden Jahr eine wichtige Konjunkturstütze werden“, kommentiert der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, die Zahlen. Ihm zufolge werde die Bauwirtschaft heuer noch mal ein Minus sehen – 2026 dürften Bauinvestitionen und Bauproduktion dann jedoch deutlich anziehen.

Etwas vorsichtiger gibt sich da Peteranderl. Zwar stimmten ihn die Aussichten für den Tiefbau positiv, sagt er auch mit Blick auf das Sondervermögen, das unter anderem in den Bau und die Sanierung von Kasernen fließen soll. „Beim Wohnungsbau sehe ich aktuell aber noch keine Trendwende“, betont Peteranderl. Ebenfalls verhalten äußert sich Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Baugewerbes. „Man darf nicht vergessen, dass wir von einem sehr niedrigen Niveau kommen“, sagt er mit Blick auf die Baugenehmigungen. Zudem seien diese nicht gleichbedeutend mit einem unmittelbaren Baubeginn. Hier gebe es in Bayern immer noch eine Differenz von 180.000 Wohnungen, betont Demharter.

Kreditnachfrage steigt

Ihm zufolge hat sich die Situation bei Einfamilienhäusern gebessert. „Bei größeren Projekten im Geschosswohnungsbau läuft es aber noch nicht so.“

Laut Demharter haben viele Baufirmen immer noch mit zwei großen Problemen zu kämpfen: Zum einen sei das Bauen infolge von gestiegenen Löhnen, strengen Anforderungen und hohen Materialkosten weiterhin sehr teuer. Zum anderen verharren die Zinsen auf hohem Niveau, woran sich Demharter zufolge so schnell auch nichts ändern wird. „Der Markt muss sich erst noch an dieses Zinsniveau gewöhnen.“

Und der Bau-Turbo? „Der geht in die richtige Richtung“, findet Demharter. „Aber das allein bringt noch keine zusätzlichen Aufträge.“ Ohnehin gelte es abzuwarten, inwiefern die Kommunen vom Turbo Gebrauch machen. Er fordert, den Bau-Turbo „mit Anreizen zu kombinieren“. Beispielhaft verweist er auf die KfW-Förderung fürs Effizienzhaus 55, die laut Koalitionsvertrag zeitlich befristet eingeführt werden soll. „Das müsste jetzt schnell kommen.“ Ebenso fordert Peteranderl, „im fiskalischen Bereich etwas zu machen“, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Immerhin: „In Gesprächen mit den Banken wird uns signalisiert, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten zuletzt wieder angezogen hat“, so der Handwerker. Er hofft, „dass die Talsohle 2025 wirklich erreicht ist. Und dass es 2026 mit Aufträgen wieder aufwärtsgeht.“ (Patrik Stäbler)

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