Politik

Geothermieanlage, hier in München. (Foto: dpa/SZ Photo, Robert Haas)

30.05.2025

Teure Geothermie: Darum ist ein Umstieg gerade wenig attraktiv

Ein Umstieg auf Fernwärme aus Geothermie als Quelle ist wenig attraktiv

Mit Erdwärme das Haus heizen: Geothermie hat ein gutes Image. Fast 15 Prozent der Wärme aus regenerativen Energien kommen in Deutschland mittlerweile aus dem Boden. Doch die teils undurchsichtige Preisgestaltung der Anbieter und ein politischer Zickzackkurs sorgen für Unsicherheit. So wird das nichts mit der Energiewende.

Dabei könnte die Erdwärme nach Ansicht des Bundesverbands Geothermie ein Viertel der Heizenergie in Deutschland erzeugen. Immer mehr Städte bieten über Tochterunternehmen Fernwärme mit Geothermie als Quelle an. Dabei wird heißes Grundwasser an die Erdoberfläche gepumpt, in ein Wärmenetz eingespeist und in die Haushalte transportiert. Im Haus wird nur eine Übergabestation gebraucht, die das Wasser auf die benötigte Temperatur herunterregelt und über das Heizsystem in den Räumen verteilt.

Der Anschluss an ein solches Netz ist günstiger als die Anschaffung einer Erdwärmeheizung für das eigene Haus. Denn für diese braucht man nicht nur eine eigene Wärmepumpe, es müssen auch auf dem Grundstück mehrere Leitungen verlegt werden. 50.000 Euro sind da schnell zusammen. Doch auch die Kosten für den Anschluss an ein Fernwärmenetz sind hoch: Betroffene berichten von Kosten bis zu 25.000 Euro.

Gasheizung ist günstiger

Eine neue Gasheizung kostet deutlich weniger. Da die neue Bundesenergieministerin Katherina Reiche (CDU) ankündigte, dass das Verbot für alte Heizkessel abgeschafft wird, werden plötzlich auch in die Jahre gekommene Ölheizungen wieder salonfähig. Unklar ist zudem, wie die angekündigte Neufassung des Heizungsgesetzes ausfallen wird. Reiche hatte nur erklärt, es werde „technologieoffener, flexibler und einfacher“. Fast resigniert sagt Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag: „Ohne eine Förderung für klimafreundliche Heizungen wird die fossile Heizung das Rennen machen.“

Auch der Verbrauchspreis macht einen Umstieg auf Fernwärme gerade wenig attraktiv: Während der Gaspreis zuletzt wieder deutlich nach unten ging, stellten etliche Kundinnen und Kunden von Fernwärmeanbietern mit Schrecken fest, dass sie teils gewaltige Aufschläge hinnehmen mussten. Ein Mann aus Kirchheim bei München klagte der Süddeutschen Zeitung vor Kurzem, dass seine Rechnung mehr als doppelt so hoch ausgefallen sei wie die Erdgasrechnung seines Sohnes.

Dafür gibt es einen irrwitzigen Grund: Die Anbieter sind sogar gesetzlich dazu angehalten, bei der Preisgestaltung nicht nur die tatsächlichen Kosten, sondern auch den Wärmepreisindex zu berücksichtigen. Und dieser Index orientiert sich zu einem großen Teil an den Energieträgern Erdgas und Öl. Völlig unabhängig davon, ob die Fernwärmeanbieter, was sie dürfen, tatsächlich Energie aus fossilen Kraftwerken beimischen. So ist auch kaum zu kontrollieren, ob der von den Anbietern festgelegte Preis gerechtfertigt ist.

Unbürokratischen Schlichtungsstelle

Das Bundesenergieministerium kündigt auf Anfrage immerhin die Einrichtung einer „unbürokratischen Schlichtungsstelle“ für die Preiskontrolle an – und eine Modernisierung der bisherigen Verordnung. Dabei sollen aber „Interessen des Verbraucherschutzes und der Versorgungsunternehmen“ gleichermaßen berücksichtigt werden. Heißt: Die Anbieter sollen schon noch Spielraum bei der Preisgestaltung haben.

Für Josef Lausch, den energiepolitischen Sprecher der Freie-Wähler-Landtagsfraktion, ist das richtig so. Die Unternehmen bräuchten ja finanzielle Anreize zum Ausbau ihrer Netze.
Nur muss es für die Verbraucher ebenfalls genügend Anreize geben. Ohne Kunden nützt auch das bestausgebaute Netz nichts.
(Thorsten Stark)

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Sollen Schwimmbäder manche Ausländer abweisen dürfen?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.